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„Das müsste sogar die Gastfreundschaft von Jesus noch toppen”, sagte der evangelische Dekan Dr. Martin Mencke bei seiner kleinen Ansprache zur Feier des 100. Ökumenischen Mittagstisches in der Stephanusgemeinde Mainz-Kostheim. Jesus habe auch das Brot mit anderen Menschen gebrochen, das Abendmahl wird zu seinem Gedächtnis gefeiert. „Und es heißt nicht umsonst: Liebe geht durch den Magen!“
Der Dekan und sein Stellvertreter Gerhard Müller hatten unter den über 100 Gästen Platz genommen, die zu diesem besonderen Mittagessen erschienen waren. Pasteten mit Geflügelsalat, Schnitzel in Paprikarahm und Vanilleeis mit heißen Himbeeren lautete die Speisenfolge, die von einem rund zwölfköpfigen ehrenamtlichen Küchenteam zubereitet worden war. Pfarrerin Kerstin Voigt spricht einige Eröffnungsworte und dankt den Ehrenamtlichen von Herzen. „Wir wollten keine Suppenküche eröffnen“, sagt Gretel Zieske, die mit ihren Mitstreiterinnen der Maria-Hilf und der Stephanusgemeinde an diesem Tag das Essen gekocht hatte.
2009 war seitens der Caritas die Idee entstanden, einen wöchentlichen Mittagstisch anzubieten. „Und es sollte eben nicht nur ein Mittagessen sein, sondern eine Mahlzeit in schönem Rahmen, am gedeckten Tisch serviert.“ Denn es geht nicht nur darum, dass sich vielleicht manch einer kein warmes Essen leisten kann, sondern auch darum, die Einsamkeit zu lindern, die gerade in der Stadt viele ältere Menschen betrifft. Das habe geklappt, freut sich Zieske: „Es gibt einen harten Kern von etwa 50 Gästen, die immer wieder kommen.“
Rund 90 Essen gibt das Team an jedem Termin aus. Dabei rotiert der Ort des Mittagessens an jedem Mittwoch: Am ersten Mittwoch des Monats wird in der evangelisch-methodistischen Friedenskirche gespeist, am zweiten in St. Rochus, am dritten in der Stephanusgemeinde und am 4. Mittwoch in St. Kilian. Es wird immer für ein Quartal ein Speiseplan entworfen. So sind in den vergangenen Jahren über 400 Mittagessen gekocht wurden – jeweils von Kochteams der Gemeinden. Bei Stephanus war nun der 100. Termin zu feiern.
Als Beitrag nehmen die Gemeinden zwei Euro pro Gast. „Mancher bezahlt auch mehr“, sagt Gretel Zieske. Eine Grundausstattung für die Küchen ist am Anfang angeschafft worden, alles läuft ganz offiziell, auch das Gesundheitsamt macht die entsprechenden Prüfungen. Der Koch-Job ist an dem betreffenden Tag eine Vollzeitaufgabe: Dieses Mal standen die Köchinnen schon am Vorabend am Herd, sonst, so Zieske, „fangen wir morgens um halb acht an.“
Das Team ist in einheitlichen Kochjacken zugange, es wirkt professionell – und dazu haben die Damen auch noch richtig Spaß dabei. „Nach dem Essen gibt es auch immer noch eine Tasse Kaffee und man kann noch ein bisschen beisammen sitzen“, sagt Gretel Zieske. „Niemand muss die Bedürftigkeit nachweisen, jeder kann – nach Anmeldung – kommen.“ Man muss nicht mal in den entsprechenden Vororten wohnen. Das beeindruckt auch den Besuch aus dem Evangelischen Dekanat. „Man darf sich hier wirklich willkommen fühlen“, so Martin Mencke. „Das Leben wird in der Stadt immer anonymer, die Menschen immer einsamer. Dies ist ein wirksames Mittel dagegen.“ Er wünscht den Gästen, dass sie Stärkung über das Essen hinaus erfahren. Und dem Team, dass es Kraft aus der Dankbarkeit schöpfen möge.
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Fotos: Anja Baumgart-Pietsch/Ev. Dekanat Wiesbaden