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Na, haben Sie sich heute schon über einen Radfahrer geärgert, der mangels Fahrradspur mitten auf der Straße geradelt ist? Haben Sie die Scheibe auf der Beifahrerseite elektrisch heruntergelassen und herausgeblökt, dass sie/er wohl zu doof ist, das Rechtsfahrgebot einzuhalten. Tja, dann sollten Sie nochmal in die Verkehrsregeln schauen, denn der Fehler liegt ganz auf Ihrer Seite! So empfiehlt das Bundesministerium für Verkehr einen Sicherheitsabstand zu parkenden Autos von mindestens einem Meter, auch zum Fahrbahnrand sollte der Abstand etwa einen Meter betragen.
Eine kleine Regelkunde erteilte auch Verkehrsdezernent Andreas Kowol bei der Präsentation der neuen Aktion auf drei ESWE-Bussen, die an den Mindestabstand beim Überholen von Radfahrern erinnern soll. Kowol selbst kennt die Situation, „den Außenspiegel eines Autos in der Armbeuge zu haben“ leider sehr genau, bereits zweimal ist er auf diese Art von Rad geholt worden, berichtet der passionierter Radfahrer, der zum Termin mit einem elektrischen Lastenrad erschienen war.
„Der Mindestabstand von Autos, LKW oder Bussen zum Rad ist gesetzlich vorgeschrieben, bei unsicheren oder unerfahrenen Verkehrsteilnehmern wie Kindern müssen es sogar zwei Meter beim Überholen sein.“ Reiche der Abstand zum Rad nicht, müsse auf das Überholen eben verzichtet werden. Kowol betonte, dass der Radverkehr in Wiesbaden „dramatisch“ zunehmen soll. Dies sei aber nur möglich, wenn sich die Radfahrer auch sicher fühlten und auf das Velo umstiegen. Deshalb sollen auch städtische Fahrzeuge künftig mit dem Slogan versehen werden
Auch ESWE-Verkehr-Geschäftsführer Jörg Gerhard betont, dass diese Aktion kein Lippenbekenntnis sei: „Seit der Eröffnung unseres Fahrradvermietsystems im Sommer vergangenen Jahres wird auch in unserer Fahrschule verstärkt Wert auf dieses Thema gelegt.“
Auch Günni Langer, Pressesprecher des ADFC-Kreisverbandes Wiesbaden/Rheingau-Taunus hofft, „dass Wiesbaden seinen Titel als radfahrerunfreundlichste Großstadt endlich verliert“. Wenn mehr Menschen vor allem auch bei Alltagsfahrten auf das Fahrrad umsteigen sollen, müssen sich die potenziellen Radfahrenden sicher fühlen. Dazu zählt besonders, wenn es keine - sichere - Radinfrastruktur gibt, die Einhaltung des Mindestüberholabstandes. Enges Überholen birgt eine erhöhte Unfallgefahr. Der Mobilitätsdienstleister ESWE Verkehr übernimmt mit dieser Kampagne Verantwortung für alle Verkehrsteilnehmer in Wiesbaden. Mit dem großflächigen Motiv werden neben den Lenkern von Kraftfahrzeugen auch die ESWE-Kunden im Bus und alle Radfahrer, sei es auf dem eigenen oder auf einem ESWE-MeinRad aufmerksam gemacht. Diesen ganzheitlichen Ansatz begrüßt der ADFC Wiesbaden besonders.
"Wir freuen uns sehr, dass die ESWE und das Verkehrsdezernat unsere Idee für eine Kampagne zum Überholabstand bei Radfahrern gleich aufgegriffen und so schnell umgesetzt haben", so Erik "Eru" Frank, 1. Vorsitzender des Kreisverbands des ADFC Wiesbaden / Rheingau-Taunus. "Wir hoffen, dass die Werbemotive nicht nur von den Busfahrern, sondern auch von vielen Autofahrern gesehen und beachtet werden."
Mit der Kampagne folgt Wiesbaden den positiven Beispielen aus anderen Städten: In Köln sind der ADFC und die Polizei mit der Aktion #anderthalbmeter gemeinsam unterwegs, in Mönchengladbach gibt es #machdenbogen. Wirksame öffentliche Kampagnen können dazu beitragen, dass Wiesbaden den Titel "fahrradunfreundlichste Großstadt" beim Fahrradklimatest ablegen kann.
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Fotos: Petra Schumann