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In einem Neubaugebiet in Biebrich, Am Parkfeld, hat ESWE Versorgung jetzt in Kooperation mit den ELW (Entsorgungsbetriebe der Landeshauptstadt Wiesbaden) einen 4.500 Kilo-Koloss im Kanal versenkt, um zehn Reihen- und fünf Mehrfamilienhäuser mit Wärme zu versorgen.
Das Ganze ist ein innovatives Heizkonzept für das neue Quartier „Wohnen westlich des Schlossparks“. Hier entsteht auf einer 2,5 Hektar großen Fläche ein locker bebautes und übersichtlich strukturiertes Wohngebiet mit insgesamt rund 100 neuen Wohneinheiten. 87 davon (fünf Mehrfamilienhäuser und zehn Reihenhäuser) werden mit sogenannter „Kalter Nahwärme“ versorgt.
Das bedeutet, dass zur Wärmeversorgung Energie eingesetzt wird, die ansonsten ungenutzt an die Umwelt abgegeben würde. In diesem Fall ist das Wärme aus Abwasser!
Dafür wird Energie aus dem Abwasserkanal genutzt, der entlang der Siedlung unterirdisch zum Klärwerk Biebrich führt. Ein Wärmetauscher im Kanal nimmt die ganzjährig nahezu konstante Wärme-Energie (nicht das Abwasser!) auf. Über das Kalte Nahwärmenetz wird sie im Quartier in die einzelnen Gebäude verteilt und über Wärmepumpen nutzbar gemacht.
Diese Energie reicht aus, um das komplette Quartier mit Wärme zu versorgen – der Wärmebedarf für die Neubauten beträgt circa 500 MWhth. Zum Vergleich: für den Wärmebedarf würden 50.000 Liter Heizöl oder 50.000 Kubikmeter Gas benötigt.
„Der Wärmetauscher, der jetzt in den Kanal eingelassen wird und dieses kleine Wunder ermöglicht, besteht aus Edelstahl, ist insgesamt 112 Meter lang und 4.592 Kilogramm schwer“, erklärt Sebastian Krämer, Projektleiter bei ESWE Versorgung. „Die einzelnen Elemente, die zwei Meter lang sind, werden mit einer Seilwinde durch die Schachtabdeckungen in den Kanal hinabgelassen und dort mit einem Transportwagen an ihren Bestimmungsort gebracht. Deshalb brauchen wir keine Aufbrüche oder Umbauten.“ Geschätzte vier Wochen soll die Aktion dauern.
„Durch den Entzug der Wärme aus dem Abwasser wird sich der Abwasserstrom später geringfügig abkühlen“, sagt ELW-Pressesprecher Frank Fischer. „Wenn die Anlage tagsüber unter Volllast betrieben wird, ergibt sich eine Abkühlung des Abwassers von rund 1,5 Grad. Da im weiteren Verlauf des Kanalnetzes jedoch wieder Wärme an das Abwasser zurückgegeben wird und noch weitere Kanäle einmünden, ist bereits nach einigen hundert Metern keine Temperaturdifferenz mehr messbar.“
Gefördert wird der Wärmetauscher durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE). Der hat sich unter anderem die Verringerung von CO2-Emissionen, den Erhalt und Schutz der Umwelt sowie die Förderung der Ressourceneffizienz zum Ziel gesetzt.
Das Wärmekonzept fördert der ESWE Innovations- und Klimaschutzfonds. Der ESWE Innovations- und Klimaschutzfonds bezuschusst Projekte, die die natürlichen Ressourcen schonen und den Klimaschutz fördern. Dabei werden Energiesparprojekte, innovative Technologien sowie der Einsatz erneuerbarer Energien unterstützt.
Die ersten Häuser des neuen Quartiers sollen im Sommer 2020 bezugsfertig sein.
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Foto: ESWE Versorgung