Retrospektive

Alison Knowles: Poesie des Alltäglichen im Museum Wiesbaden

Alison Knowles verarbeitet das Alltägliche mit viel Feingefühl und Poesie in ihrer Kunst. Als prägende Figur der amerikanischen Nachkriegskunst und einzige weibliche Mitbegründerin der internationalen Fluxus-Bewegung steht sie im Zentrum einer Retrospektive, die nach ihrer Premiere im Berkeley Art Museum and Pacific Film Archive nun im Museum Wiesbaden zu sehen ist.

"The Boat Book" und mehr: Knowles’ Werke erleben

Vom 20. September 2024 bis 26. Januar 2025 bietet die Ausstellung mit internationalen Leihgaben, darunter die eindrucksvolle Installation "The Boat Book", einen tiefen Einblick in ihr Schaffen. Ein vielfältiges Begleitprogramm erinnert an die legendären Wiesbadener Fluxus-Konzerte von 1962, etwa durch die Aktion "Dinner with The Stranger" von Laila Zaidi Touis und Open House-Veranstaltungen in Knowles‘ The House of Dust am Kranzplatz.

“Listen as if you had never heard it; look at it as if you had never seen it before. Investigate again what you already know.”
Alison Knowles, 1975

Rückkehr: Retrospektive nach 62 Jahren

Als Alison Knowles (geboren 1933, New York) 1962 mit 29 Jahren an den "Fluxus Internationalen Festspielen Neuester Musik" im Museum Wiesbaden teilnahm, führte sie im Rahmen der Performance "Danger Music" eine aufsehenerregende Aktion durch, bei der sie ihrem Ehemann Dick Higgins den Kopf rasierte. Die mehrtägigen Festspiele, die schließlich in der Zerstörung eines Konzertflügels gipfelten, sorgten für großes Aufsehen.

Dieses Ereignis prägte die internationale Fluxus-Bewegung, bei der Knowles die einzige weibliche Mitbegründerin war. Nun kehrt ihr Werk nach 62 Jahren in einer umfassenden Retrospektive ins Museum Wiesbaden zurück, die erstmals im deutschsprachigen Raum ihr über 60 Jahre umspannendes Schaffen präsentiert.

Fluxus-Pionierin und Wegbereiterin

Die Ausnahmekünstlerin absolvierte ihr Studium am Pratt Institute. In den 1960er Jahren schloss sie sich der Fluxus-Bewegung an und war die einzige Frau, die an der europäischen Fluxus-Tournee teilnahm. Dabei schuf sie wegweisende Werke wie "The Big Book" und "The House of Dust". Ihre Kunst, die häufig Alltagsgegenstände integriert, umfasst verschiedene Medien wie Siebdruck, Performance und Klangkunst. Auch heute ist sie weiterhin künstlerisch aktiv und wurde mehrfach ausgezeichnet. Ihre enge Verbindung zu Wiesbaden zeigte sich unter anderem durch ihre Teilnahme an Projekten wie "tinyBE. Living in a Sculpture" im Jahr 2021.

“I don’t ever want the art to be still, finished […] I want it to be available for somebody to do something else with it… [something] that I wouldn’t have thought of.” Alison Knowles, 2003

Vielfältige Medien: Werke von Performance bis Poesie

Knowles‘ Schaffen wird vor allem durch ihre Faszination für Lebensmittel und alltägliche Materialien geprägt, die sie als "Geheimnisse des Gewöhnlichen" erkundet. Neben ihrer performativen Kunst ist sie in zahlreichen weiteren Bereichen tätig, darunter Malerei, Druckgrafik, Skulptur, Installation, Klangkunst, Poesie und Publikationen. Ihre Werke laden dazu ein, aktiv teilzunehmen und regen den Austausch an, wodurch sie neue Blickwinkel auf alltägliche Routinen und das tägliche Leben eröffnen.

„Es ist uns eine große Freude und Ehre, dass Alison Knowles nach mehr als sechs Jahrzehnten gewissermaßen wieder in Museum Wiesbaden zurückkehrt“, zeigt sich Dr. Andreas Henning, Direktor des Museums, begeistert. „Wir sind das richtige Haus für diese Ausstellung und danken der Künstlerin, ihrem Studio, dem BAMPFA sowie dem MAMC in St Étienne als weitere Station für die substantielle Zusammenarbeit, die die Präsentation von Alison Knowles Werk auf europäischem Boden überhaupt erst möglich gemacht hat.“

Würdigung im deutschsprachigen Raum

„Alison Knowles' intermediale Kunst und Performances haben seit den 1960er Jahren sowohl innerhalb als auch außerhalb von Fluxus wichtige Themen wie Gastfreundschaft und Gemeinschaft aufgegriffen.

Doch trotz ihrer internationalen Vernetzung und Teilnahme an zahlreichen Ausstellungen wurde ihr Gesamtwerk bislang nicht umfassend gewürdigt. Umso mehr freut es mich, dass wir diese Lücke im deutschsprachigen Raum nun schließen können,“ beschreibt die Kuratorin der Ausstellung, Jana Dennhard.

Sieben Räume, 100 Werke im Museum Wiesbaden

Die Ausstellung im Museum Wiesbaden widmet sich dem Lebenswerk von Alison Knowles und präsentiert es in sieben thematischen Räumen. Dabei werden ihre frühen Jahre und ihre Rolle in der Fluxus-Bewegung, ihre künstlerische Arbeitsweise, Performances und Künstlerpublikationen ebenso beleuchtet wie die beeindruckende Installation "The Boat Book" und interaktive Klang- und Sinneserfahrungen wie der "Bean Garden", den Besucher selbst entdecken können.

Etwa 100 Werke aus allen Schaffensphasen der Künstlerin werden vom 20. September 2024 bis zum 26. Januar 2025 ausgestellt. Anschließend zieht die Schau ins Musée d’art Moderne et Contemporain Saint-Étienne Métropole weiter.

Katalog und Media-Tour

Zur Ausstellung ist der Katalog By Alison Knowles. A Retrospective (1960—2022) (herausgegeben von Karen Moss, Lucia Fabio. University of California, Berkeley Art Museum and Pacific Film Archive) erschienen 2022, 270 Seiten, 38 € an der Museumskasse, ISBN 978-0-9838813-4-6). Eine kostenfreie Media-Tour in der MuWi-App begleitet die Schau.

Eine Kooperation mit dem Berkeley Art Museum and Pacific Film Archive (BAMPFA).
Die Ausstellung wird gefördert durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain, die Terra Foundation for American Art und James Fuentes. Hr2 ist Kulturpartner der Ausstellung. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung und VivArt sind Medienpartner der Exposition.

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Fotos: The Nan Hoover Foundation / Museum Wiesbaden Bernd Fickert