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In Hessen haben kürzlich vier Beratungsstellen eröffnet, die sich speziell an Jungen und Männer richten, die in ihrer Kindheit oder Jugend sexualisierte Gewalt erlebt haben. Diese neuen Einrichtungen sollen eine Lücke in der Versorgung schließen, da Studien zeigen, dass etwa jeder zehnte Mann im Laufe seines Lebens Opfer sexualisierter Gewalt wird. Bisher hatten die meisten männlichen Opfer keinen Zugang zu spezifischen Beratungsangeboten.
Die Beratungsstellen werden vom Land Hessen finanziert und sind bei verschiedenen Organisationen angesiedelt, darunter Pro Familia Darmstadt/Bensheim, der Verein Wildwasser Gießen, faX in Kassel und Wildwasser Wiesbaden e.V.. Die Eröffnung der Einrichtungen wurde im Festsaal des Wiesbadener Rathauses im Rahmen einer Auftaktveranstaltung gefeiert, die von Oberbürgermeister Mende unterstützt wurde.
Bei der Veranstaltung lag der Fokus auf der Bedeutung von patriarchalen Strukturen und geschlechtsspezifischen Rollenklischees bei der Beratung männlicher Opfer sexualisierter Gewalt. Staatssekretärin des Hessischen Ministeriums für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales Manuela Strube betonte in ihrem Grußwort die Notwendigkeit dieser Fachberatungsstellen und unterstrich die Verpflichtung, sie zu etablieren.
Judith Neubauer und Thomas Schlingmann von tauwetter e.V. Berlin hoben während der Kick-Off Veranstaltung hervor, dass für die Bewältigung sexualisierter Gewalt gegen Männer keine zwangsverordneten Therapien erforderlich sind, sondern ehrliche Kontakte und Begegnungen. Die Beratungsstellen sollten Ressourcen erhalten, um Orte der Selbstbestimmung und des Austauschs zu sein.„Sexualisierte Gewalt ist ein Maximum an Ohnmachtserfahrungen, zur Bearbeitung sexualisierter Gewalt braucht es keine zwangsverordneten Therapien, keine standardisierten Abläufe, sondern ehrliche Kontakte, ehrliche Begegnungen“, betonen sie.
Die Eröffnung der Beratungsstellen markiert einen wichtigen Schritt im Umgang mit sexualisierter Gewalt gegen Männer, die oft ihre Männlichkeit in Frage gestellt sehen. Die Beratungsstellen werden von der Landeskoordinierungsstelle der Fachberatung gegen sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend unterstützt.
Es wurde deutlich, dass weiterhin in Fort- und Weiterbildung, Prävention und Öffentlichkeitsarbeit investiert werden muss, um die Beratungsstellen trotz geschlechtsspezifischer Hindernisse für männliche Betroffene zugänglich zu machen. Die Modellphase zur Erreichung männlicher Opfer wurde aus fachlicher Sicht begrüßt, und es wird darauf hingewiesen, dass die langfristige Etablierung dieser Unterstützungsangebote für die Betroffenen in Hessen von großer Bedeutung ist.
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Fotos: Ihor Ivarovskyi