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Dialog und Transparenz – unter diesem Leitsatz treten die Verantwortlichen CityBahn an, um für ihr Projekt eines schienengebundenen ÖPNV von Mainz nach Bad Schwalbach zu werben. Dabei sind sich die Macher bewusst, dass sie dafür bei den Wiesbadener Bürgerinnen und Bürgern ein dickes Brett bohren müssen, denn es ist bei weitem nicht klar, wie die Mehrheit der Bevölkerung in Wiesbaden zu diesem Großprojekt steht.
Im Gegensatz zu Mainz, wo eine Straßenbahn bereits seit 1884 – damals noch als Pferdebahn und seit 1904 elektrisch betrieben, zum ÖPNV gehört, fällt es vielen Wiesbadenern schwer, sich die Straßen mit einer CityBahn, die wie eine Schlagader durch die Landeshauptstadt pulsieren wird, vorzustellen.
In den sozialen Medien liefern sich Gegner und Befürworter eine erbitterte Wortschlacht. Beide Seiten bezichtigen sich der Lüge, Inkompetenz und Verschleierung und kämpfen mit harten Bandagen. Wie die Meinung der Bürger außerhalb dieser digitalen Blase ist, lässt sich zurzeit nur erahnen.
Schaut man auf die aktuell geplante Streckenführung, sieht man, dass die geplante Linie die östlichen Vororte nicht entlastet. Im Gegensatz zu Mainz, wo die Mainzelbahn in und durch fast alle Vororte fährt, führt die Strecke der CityBahn nur an Klarenthal, der Innenstadt, Biebrich und Mainz-Kastel vorbei. Ideen und Konzepte für den Wiesbadener Osten sind noch nicht bekannt und werden wohl erst nach 2030 in Angriff genommen. Eine CityBahn durch Sonnenberg und Rambach ist dabei nur schwer vorstellbar. Das neue Ostfeld, Erbenheim, Nordenstadt und Delkenheim sind als Ziele schon eher denkbar. Hierbei handelt es sich jedoch um Planungszeiträume, die weit über 2030 hinausgehen und damit Gleisbauarbeiten in Wiesbaden - mit all ihren Widrigkeiten - bis weit in die Mitte des 21. Jahrhunderts bedeuten.
Deshalb fordern alle Parteien in der Wiesbadener Stadtverordnetenversammlung einen Bürgerentscheid. Dieser sollte laut Geschäftsführer Hermann Zemlin nicht vor Juni 2019 stattfinden, da erst dann die Entwurfsplanung mit belastbarem Zahlenmaterial vorliegt.
Damit entfällt der Vorschlag von Bürgermeister Dr. Oliver Franz, die Abstimmung an die Europawahl im Mai 2019 zu koppeln. Das sagt auch Michael Lorenz, Kreisverbandsvorsitzender der GRÜNEN: „Die CityBahn ist als sauberes, leises und technisch ausgereiftes Verkehrsmittel zentraler Baustein für den ökologischen Stadtverkehr der Zukunft und eine dringend erforderliche Ergänzung zu unseren Stadtbussen, die bereits jetzt an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen. Ein städtebauliches Projekt in dieser Größenordnung ist die Angelegenheit aller Wiesbadenerinnen und Wiesbadener, sie müssen daher über viele Kanäle informiert und umfassend an der Planung beteiligt werden.“
Kreienkamp und Zemlin richteten im Gespräch einen dringenden Appell an die Wiesbadenerinnen und Wiesbadener, sich ausführlich über das Projekt CityBahn zu informieren. Denn sie haben mit dem Bürgerentscheid die Macht, über die mobile Zukunft der Gemeinden im Rheingau-Taunus-Kreis zu entscheiden, die sich bereits mehrheitlich für die CityBahn ausgesprochen haben, da diese, laut Zemlin, für sie alternativlos ist. Damit hängt die Nahverkehrspolitik des Rheingau-Taunus-Kreis als Appendix am Bürgerentscheid in Wiesbaden.
Kreienkamp und Zemlin wollen deshalb die Zeit bis zum Sommer 2019 nutzen, um weiter für die CityBahn zu werben. Mut macht ihnen auch das Interesse der Wiesbadener und Mainzer an den Informationsmessen. Insgesamt haben die Bürgerinnen und Bürger beider Landeshauptstädte genau 13.447 Anregungen und Wünsche eingebracht. Auch bei den kommenden Planungsschritten legt die CityBahn GmbH viel Wert auf Dialog und Transparenz, beispielsweise hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit.
Bei der jetzt öffentlich vorliegenden NKU ging es erster Linie darum, in einem vom Bund vorgegeben und bundesweit vom Bundesverkehrsministerium standardisierten Verfahren, das Projekt vergleichbar zu machen und entscheiden zu können, ob ein Vorhaben förderwürdig ist. Also kurz gesagt um die Zuteilung von Fördergeldern.
„Mit der Offenlegung der NKU bieten wir einen ungewöhnlich detaillierten Einblick in Zahlen und Fakten, damit alle Bürgerinnen und Bürger die weiteren Planungsschritte nachvollziehen können“, sagt Hermann Zemlin. Auch seine Kollegin, Eva Kreienkamp, sieht in der Berechnung trotz der Vorläufigkeit eine gute Grundlage für die nächsten Schritte: „Mit einem aktuell berechneten Nutzen-Kosten-Quotienten von 1,5 stehen wir sehr gut da und haben auch noch Spielraum, falls es seitens der Politik oder der Bewohnerinnen und Bewohner beider Städte zu begründeten Änderungswünschen kommt.“
Aufgrund der ermittelten Zahlen betont Petra Strauß, PTV Transport Consult GmbH und NKU-Projektleiterin, dass es nicht viele Projekte in Deutschland gebe, bei denen die zu erwartenden verkehrlichen Wirkungen so überzeugend seien, wie bei der CityBahn: „In der vorläufigen Nachfrageprognose gehen wir davon aus, dass werktags rund 13.000 Pkw-Fahrten durch die CityBahn vermieden und auf den ÖPNV verlagert werden können. Darüber hinaus wird die Leistungsfähigkeit des gesamten Verkehrssystems deutlich erhöht. Die NKU zeigt, dass die Investitionen vor diesem Hintergrund gesamtwirtschaftlich sinnvoll sind.“
Bei einem positiven Bürgerentscheid wird der erste Bauabschnitt der CityBahn in Kastel beginnen und nach und nach in die Innenstadt geführt. Das diese Bauzeit (alle Zahlen wurden auf der Basis bis 2030 berechnet) für Wiesbaden stark belastend wird, gibt Zemlin zu und auch das es lange dauern wird, bis die letzten Gleise in Bad Schwalbach vor dem Kurhaus liegen. Alternativen zu dieser Streckenführung sieht er nicht, da nur diese Version vom Bund gefördert würde.
Im Planungsverlauf wird die Linienführung von den Planern weiter überarbeitet. Über Veränderungen in der Planung will die CityBahn GmbH auch weiterhin informieren, sobald Ergebnisse vorliegen. Die Informationen werden darüber hinaus fortlaufend mit den Fördergebern Land und Bund abgestimmt.
In der nächsten Phase der Planung sind folgende fünf Schritte geplant:
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Die Broschüre zur NKU finden Sie hier.
Weitere Informationen gibt es auf der CityBahn Homepage
Foto: Petra Schumann