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Erst im April, jetzt im Juni: Nach wochenlangen Vorbereitungen und einigen Verzögerungen ist die offizielle deutsche Corona-Warn-App am Dienstag an den Start gegangen und steht im Apple App Store und auf Google Play kostenlos zum Download bereit. Am Vormittag stellten der Bundesminister für Gesundheit Jens Spahn, der Chef des Bundeskanzleramtes, Helge Braun, der Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat, Horst Seehofer, die Bundesministerin der Justiz und für Verbraucherschutz, Christine Lambrecht und die Beauftragte der Bundesregierung für Digitalisierung, Dorothee Bär zusammen mit dem Präsident des RKI, Lothar H. Wieler, dem CEO der Deutsche Telekom AG, Timotheus Höttges und dem CTO von SAP, Jürgen Müller, die App in Berlin vor.
Deutschland ist nicht das erste Land, das eine Corona-Warn-App entwickelt hat. Der Chef des Bundeskanzleramtes war sich auf der Pressekonferenz aber dennoch sicher, dass die App mehr als konkurrenzfähig ist. „Ich bin ziemlich überzeugt, es ist die Beste“, erklärte Braun wenig bescheiden. Zuvor waren immer wieder Stimmen laut geworden, die durch die App einen Missbrauch personenbezogener Daten befürchteten. „Wir haben alles getan was in unserer Macht steht, um diese Bedenken aus dem Weg zu räumen“, bekräftigte Jürgen Müller von SAP am Dienstagvormittag.
Die App wurde im Auftrag der Bundesregierung von SAP und der Deutschen Telekom entwickelt und vom RKI herausgegeben. Die Fraunhofer-Gesellschaft und das Helmholtz-Zentrum CISPA standen den Unternehmen dabei zur Seite. Auch die Öffentlichkeit war an der Entwicklung beteiligt: Um die App maximal transparent zu machen, wurden ihre Bestandteile und Codes auf der OpenSource-Plattform github veröffentlicht. Nutzer konnten hier Kritik üben und auf mögliche Probleme hinweisen.
Die App sollte ursprünglich bereits im April zur Nutzung bereitstehen. Gesundheitsminister Spahn verdeutlichte, dass die App auch nun – zwei Monate später und im Prozess der schrittweisen Rückkehr zur Normalität – durchaus noch Sinn macht. Ziel sei es, die Erfolge der letzten Wochen nicht zu gefährden. Durch die Lockerungen seien nun wieder mehr anonyme Kontakte, zum Beispiel in Bus und Bahn, möglich. Durch die App sei die Kontaktnachverfolgung und das Unterbrechen der Infektionsketten deutlich einfacher.
Dennoch bleiben Masken, Abstands- und Hygieneregeln wichtig. „Diese App ist kein Allheilmittel. Sie ist kein Freifahrtsschein. Aber sie ist ein wichtiges weiteres Werkzeug für die Eindämmung des Virus“, so der Minister am Dienstag. Auch der Präsident des RKI verdeutlichte, dass die "AHA-Regel" – Abstand, Hygiene, Alltagsmasken – weiterhin eingehalten werden müsse.
Kontakte von Infizierten schnell nachzuverfolgen ist eine wichtige Voraussetzung für den Kampf gegen das Coronavirus. Die Corona-Warn-App soll genau dabei helfen und frühzeitig warnen, wenn man mit einem Erkrankten in Kontakt stand. So könnten Infektionsketten künftig schneller unterbrochen und die Weitergabe des Virus eingedämmt werden. Bislang musste diese aufwändige Arbeit manuell von den Gesundheitsämtern übernommen werden. Die Nutzung der App ist kostenlos und freiwillig.
Die App nutzt Bluetooth und registriert Geräte von Nutzern in ihrer näheren Umgebung, die ebenfalls die App installiert haben und sich über einen bestimmten Zeitraum näher als zwei Meter gekommen sind. Die App speichert dann für begrenzte Zeit deren zufällige Bluetooth-IDs dezentral auf dem eigenen Gerät. So können keine Rückschlüsse auf die Nutzer, Namen oder Standorte gezogen werden.
Wer erfährt, dass er sich mit dem Virus infiziert hat, kann das in der App eintragen. Dieser Status muss offiziell mit einem QR-Code oder einer TAN bestätigt werden, um Missbrauch zu verhindern. Den Code oder eine Transaktionsnummer erhält man nach der Testung. Registriert sich eine Person in der App als infiziert, erhalten alle Kontakte einen Hinweis, sich ebenfalls testen zu lassen. Alle Personen bleiben dabei anonym.
Dass es im ein oder anderen Fall einen Fehlalarm geben wird, konnte der Gesundheitsminister am Dienstagvormittag nicht ausschließen. Fehler gebe es aber jetzt schon bei der Nachverfolgung anhand von Gedächtnisprotokollen. „Die App ist sicher, sie ist freiwillig und sie ist leicht anwendbar. Mehr geht kaum“, erklärte Spahn.
Die Corona-Warn-App ist aktuell in Deutsch und Englisch verfügbar. In einem nächsten Schritt soll sie auch in Türkisch nutzbar sein. Weiter Sprachen wie Arabisch und Russisch sollen folgen.
Auch der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier, Gesundheitsminister Kai Klose und Digitalministerin Prof. Dr. Kristina Sinemus begrüßen den Start der neuen Corona-Warn-App und rufen alle Hessinnen und Hessen dazu auf, sie zu installieren.
„Unser Land ist im internationalen Vergleich gut durch die Krise gekommen. Das liegt einerseits an den Maßnahmen, die wir ergriffen haben, sie haben sich als richtig erwiesen. Es liegt aber gleichermaßen auch an den Menschen, die sich tagtäglich an die Hygiene- und Abstandsregeln halten. Für diese Ausdauer und Disziplin bedanke ich mich bei allen Bürgerinnen und Bürgern“, erklärte Bouffier. „Damit wir die Verbreitung des Virus weiter eindämmen können, ist es nach wie vor wichtig, dass alle mithelfen. Mit der Corona-Warn-App hat die Bundesregierung die technische Möglichkeit geschaffen, die Infektionsketten schneller zu durchbrechen. Das alles hängt davon ab, wie viele Menschen sich dazu entscheiden, die App auch herunterzuladen. Daher appelliere ich an Sie alle, dies zu tun und dazu beizutragen, dass Sie selbst und andere besser geschützt sind“, so Bouffier.
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Bild: Screenshot Vorstellungsvideo Bundesregierung