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Seit den Osterferien teilen Schüler der Delkenheimer Karl-Gärtner-Schule ihren Klassenraum mit einigen Tausend fleißigen Honigsammlerinnen. Im Klassenzimmer steht ein gläserner Bienenstock. Jeden Tag erleben die Kinder der 3a "live" mit, wie das Bienenvolk untereinander kommuniziert, Honig und Pollen einlagert und Waben baut. Über ein speziell umgebautes Fenster haben die Bienen einen eigenen Ausgang, so dass die Betrachtung der Vorgänge für die jungen Naturforscher ungefährlich ist.
Das Projekt „Bienen im Klassenzimmer“ läuft seit Januar 2015 und die beiden Klassenlehrerinnen Nicole Dubberstein und Pamela Simon sind ebenso begeistert, wie die Kinder selbst. Spielerisch und mit kleinen Experimenten lernen die Mädchen und Jungen, wie ein Bienenstaat funktioniert, wie sich die Tiere verständigen, warum und wie sie anders sehen als Menschen, oder wie oft eine Biene fliegen müsste, um ein Glas Honig zu produzieren. Auch die Not der Bienen, im Sommer in einer modernen Agrarlandschaft Nahrung zu finden, ist ein Thema. Daraus resultiert die Idee, im Frühjahr selbst eine Bienenweide auf dem Schulgelände anzulegen und ein „Hotel“ für Wildbienen zu bauen.
„Wir behandeln das Thema „Bienen im Klassenzimmer“ im Sachunterricht. Dabei geht es nicht nur um die Bienen selbst, sondern auch um die Zusammenhänge in der Natur. Die Kinder „begreifen“ im wahrsten Sinne des Wortes, warum Bienen als Bestäuber für uns Menschen wichtig sind, aber sie können auch Ängste und Vorurteile gegen Insekten abzubauen“, berichtet Nicole Dubberstein, die die 3a unterrichtet. Auch Pamela Simon, Klassenlehrerin der 3b, beobachtet, dass die Mädchen und Jungen Feuer und Flamme für das Projekt sind.
„Das Thema ist so vielschichtig und lässt sich in fast allen Fächern unterbringen: Im Kunstunterricht haben wir die Beuten bemalt, im Religionsunterricht über die Bedeutung des Honigs in der Bibel gesprochen, in Mathematik berechnen wir, wie teuer wir den selbst geschleuderten Honig beim Schulfest verkaufen müssen. Wir entwerfen Etiketten und Plakate, gehen ins Museum zur Insektenausstellung und machen auch einen Ausflug zu einem Imkerstand in Delkenheim“, berichten die beiden Lehrerinnen.
Möglich wurde das Projekt, weil es von vielen Helferinnen und Helfern unterstützt wird. Die Firma Saaten-Zeller, ein namhafter Natursamenspezialist, sponsert die Blühwiese, örtliche Landwirte bereiten mit ihren Maschinen den Boden dafür vor und die Freiwillige Feuerwehr greift Petrus unter die Arme und hält die frisch eingesäte Wiese feucht. Der Ortsbeirat hat 200 Euro zur Verfügung gestellt, mit dem der Museumsausflug und kleinere Anschaffungen getätigt werden können. Ein pensionierter Zimmermann bereitet das Bienenhotel vor und der Imkerverein Wiesbaden hat tief in seine eigene Tasche gegriffen und die speziellen Schutzanzüge und Handschuhe bereitgestellt. Die beiden Delkenheimer Imker Herbert Schneider und Siggi Schneider, die das Projekt initiiert haben und es gemeinsam mit den Lehrerinnen allwöchentlich betreuen, gestalten den Unterricht. Sie haben auch die Bienenwohnungen und -völker bereitgestellt.
„Unser Ziel ist es, den Kindern in Projekten einen lebendigen und lebensnahen Unterricht zu bieten. Das Bienenprojekt in den dritten Klassen ist ein hervorragendes Instrument, den Schülerinnen und Schülern fächerübergreifend wichtige Zusammenhänge in den Bereichen Umwelt und Natur nahezubringen. Die Begeisterung der Kinder spricht für sich“, so die Schulleiterin Nora Zerenner und hofft, dass auch im nächsten Jahr Bienen im Klassenzimmer an der Karl-Gärtner-Schule summen.
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Foto: Karl-Gärtner-Schule