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Im Netz, auf der Straße oder auch in den Familien – der Umgangston wird rauer. Politiker wie der amerikanische Präsident Donald Trump machen es vor und viele Menschen machen es nach: „Hatespeech“. Dem wollten die diesjährigen Konfirmanden des Evangelischen Stadtjugendpfarramts etwas entgegensetzen.
In der Jugendkirche in Biebrich erklärte die 14 Jahre alte Cäcilia, wie es zu dem Thema kam: „Gerade dieser Tag, der 9. November, erinnert uns an so viele Menschen zerstörende Kräfte, Rassismus und Antisemitismus. Wir wollen das nicht. Wir brauchen das nicht, diesen Hass auf andere Menschen, Menschen aus anderen Ländern oder Angehörige einer anderen Religion.“
Wie fühlt man sich, wenn man Opfer von Hasstiraden in den sozialen Medien wird, und was kann man dagegen tun? Mit einem Anspiel in drei Szenen und Musik wie dem Ärzte-Klassiker „Schrei nach Liebe“ und Bodo Wartkes „Nicht in meinem Namen“ haben die Jugendlichen das Thema gelungen greifbar gemacht. Eindrucksvoll auch ein Zitat von Victor Klemperer, das von Paula, einer der Jugendlichen, vorgetragen wurde und treffend die Wirkung von Sprache beschreibt: „Worte können wie winzige Arsendosen sein: Sie werden unbemerkt verschluckt: sie scheinen keine Wirkung zu tun – und nach einiger Zeit ist die Giftwirkung doch da.“
Um diesem Gift entgegenzuwirken, hilft es, Frieden mit sich selbst zu schließen, so wie es in einem Schülerrundbrief heißt. Und die Jugendpfarrerin Astrid Stephan ergänzte in ihrer Kurzpredigt: „Nimm dich an, wie du bist. Lass dich annehmen, wie du bist, von deinen Mitmenschen und von Gott.“ Denn, so ist die Pfarrerin überzeugt: „Wenn wir uns geliebt fühlen können von anderen Menschen und noch viel mehr von Gott, dann kann so mancher Hass an uns einfach abprallen.“
Das von der Band des Stadtjugendpfarramtes gefühlvoll intonierte „Power of Love“ ließ die Kraft der Liebe spürbar werden. Das indische Sprichwort "Das Lächeln, das Du aussendest, kehrt zu dir zurück", war dann auch das letzte Leitzitat des Abends.
Und ganz praktisch wurde in der dritten Spielszene über die Großbildleinwand vorgeführt, wie Hass vor allem in den Sozialen Medien kreativ gekontert werden kann in Form von „Counterspeech“ mit unerwarteten Sprüchen oder Bildern, auch „Memes“ oder „Gifs“ genannt. Am Ende des Gottesdienstes gab es noch die Möglichkeit zur persönlichen Segnung. Ein Lesezeichen mit einer schwarz-weißen und einer bunten Seite – symbolisch für Hate- und Lovespeech – konnte jeder am Ausgang mitnehmen. Darauf standen die Zitate von Victor Klemperer und das indische Sprichwort.
Der „KonGo“ (Konfirmanden-Gottesdienst) wird jedes Jahr traditionell einige Monate nach dem großen Konfi-Camp der Evangelischen Kirche in Wiesbaden gefeiert. Das Besondere: Die Jugendlichen des Evangelischen Stadtjugendpfarramtes gestalten den Gottesdienst komplett selbständig.