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Mitten im Zentrum von Wiesbaden, im Rathausfoyer, erhält das Thema der sexuellen Belästigung und Gewalt gegen Frauen eine zentrale Rolle, kreativ und interaktiv wird die Ausstellung “No Go Gallery“ präsentiert. Frauenbeauftragte Saskia Veit-Prang hatte sich an die Hochschule RheinMain gewendet, um mit den Studierenden des Fachs Kommunikationsdesign in mehrjähriger Projektarbeit diese Ausstellung zu konzipieren und zu verwirklichen. Mit Prof. Rüdiger Pichler hat sich eine große Gruppe Studierender in vier Semestern des Themas auf sehr kreative Weise angenommen. Noch bis zum 1. Dezember ist die Ausstellung im Rathaus zu sehen.
„Im ersten Semester haben wir zunächst recherchiert und uns in das auch persönlich berührende Thema eingearbeitet“, sagt Pichler. „Dann haben wir die Umsetzung besprochen. Es sollte nicht einfach nur irgendeine Plakatkampagne werden. Ich habe den Studierenden freie Hand gelassen.“
Herausgekommen sind zehn Stationen mit vielen interaktiven Elementen, die die Besucher und Besucherinnen der Ausstellung dazu auffordern, selbst zu reflektieren und Stellung zu beziehen. Es geht um so unterschiedliche Lebensbereiche wie Gewalt im öffentlichen Raum, Gewalt im familiären Umfeld, frauenfeindliche Rap-Texte und vieles mehr.
Im Rathausfoyer ist ein eigens mit der Wiesbadener Jugend-Schauspielschule “Scaramouche“ gedrehter Film des Regisseurs Matthias Gathof zu sehen, in dem sexuelle Gewalt und sexuelle Belästigung gegen Frauen im Nachtleben gezeigt wird.
Zur Präsentation wurde eine Bar mit Barhockern gebaut, auf deren “Bierdeckeln“ man seine eigenen Gedanken notieren kann und diese dann in einen Sektkühler deponiert. Der Film soll zukünftig auch bei anderen Gelegenheiten gezeigt werden.
Ein pinkfarbenes Kinderzimmer voller Spielzeug stellt auf Anhieb einen Blickfang dar, doch auf den Wänden finden sich schmerzhafte Zitate: „Ich möchte nicht, dass er mich auszieht“. „Ist das normal?“ „Was, wenn mir niemand glaubt?" Lea Maurer hat das Kinderzimmer entworfen. „Es war schon ein belastendes Thema“, sagt die Studentin.
„Sich künstlerisch mit so einem Thema auseinanderzusetzen, hat mich zunächst schon herausgefordert.“ Es ist ihr aber gelungen, den Kontrast erlebbar darzustellen. Ebenso wie Lola Mais, die sich mit einem aufwendig fotografierten und gestalteten Buch “Nackte Wahrheit“ dem Thema Rap gewidmet hat. „Ich höre die Musik ja auch“, sagt Mais, „das ist auch OK, aber man sollte schon darauf achten, was in den Texten vorkommt.“
An einer anderen Station sieht man mithilfe bunter Bälle, wie hoch die Zahlen derer sind, die schon von Gewalt betroffen waren. Vorgestellt werden selbstverständlich auch Hilfsangebote wie das “Heimwegtelefon“ oder die Kampagne “‘Luisa ist hier!“. „Es war uns wichtig, nicht mit Opferbildern zu arbeiten, sondern die Täter und die Tatprävention in den Fokus zu rücken“, sagt Saskia Veit-Prang. Das entspreche auch der Istanbul-Konvention, dem Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt von 2011, einem völkerrechtlich bindenden Instrument zur umfassenden Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen.
„Inhalte wie diese sind immer wieder Gegenstand unserer Lehrangebote“, so Prof. Pichler. Die intensive Auseinandersetzung mit gesellschaftlich brisanten Themen sei ihm wichtig. „Auch das gehört zum Kommunikationsdesign.“
Die Ausstellungs-Stationen sollen auch in anderen Räumen, zum Beispiel im Jugend-Informationszentrum oder im Schlachthof gezeigt werden und dort zur weiteren Auseinandersetzung mit diesem Thema anregen. Natürlich gehören auch viele Informationen über die Präventionsträger in Wiesbaden dazu, zum Beispiel Beratungsstellen oder Mädchengruppen. Nicht wegzusehen, wenn es andere betrifft, dazu soll die Ausstellung ebenfalls ermutigen.
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Fotos: Frauenreferat Wiesbaden