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Mit den zahlreichen Menschen, die Wiesbaden in diesem Jahr aus den Krisengebieten der Welt aufgenommen hat, ist ein riesiges Potenzial an Arbeitskräften in die Stadt gekommen. Praktika können ihnen dabei helfen, sich in den Arbeitsmarkt zu integrieren – denn wo könnten sich Unternehmen und potenzielle Mitarbeiter besser kennenlernen? Deshalb startet die Wiesbadener Akademie für Integration e.V. Anfang Dezember in Kooperation mit Kammern und Verbänden eine Praktikumsbörse im Internet.
Ziel dieses Angebots ist es, Flüchtlinge so schnell wie möglich in den Arbeitsmarkt und damit in unsere Gesellschaft zu integrieren. Denn bei der Arbeit gelingt leicht, was in Heimen und Unterkünften selten möglich ist: Kontakte mit Einheimischen knüpfen, unsere Sprache und Kultur kennenlernen. „Arbeit ist ganz wichtig für die Integration. Schließlich wollen die allermeisten Flüchtlinge nicht tatenlos in den Heimen darauf warten, ob ihr Asylantrag angenommen wird, sie wollen etwas Sinnvolles tun und sich hier ein neues Leben aufbauen“, sagt der Vorsitzende der Wiesbadener Akademie für Integration, Dawood Nazirizadeh.
Gleichzeitig profitieren Industrie, Handel, Handwerk und Vereine von hoch motivierten Arbeitskräften. Viele der Flüchtlinge bringen dafür bereits Vorkenntnisse oder sogar Diplome verschiedener Fachrichtungen mit, andere möchten gerne neue Fähigkeiten erlernen. „Wir sehen die Menschen, die zu uns nach Deutschland geflohen sind, auch als Chance für die Wirtschaft. Die Praktikumsbörse gibt ihnen die Möglichkeit, hier vor Ort erste Schritte ins Berufsleben zu wagen – und den Unternehmen bietet sie die Chance, motivierte Fachkräfte für sich zu gewinnen“, sagt Christine Lutz, Geschäftsführerin Aus- und Weiterbildung bei der IHK Wiesbaden. Dem stimmt auch Dr. Martin Pott, Geschäftsführer der Handwerkskammer Wiesbaden, zu: „Gerade auch für den Ausbildungsmarkt sind die jungen Menschen, die zu uns gekommen sind, interessant. Im Handwerk zählt nicht, woher man kommt, sondern wohin man will.“
Auch die Bundesregierung sieht die Notwendigkeit, Flüchtlinge möglichst schnell in den Arbeitsmarkt zu integrieren, und hat daher bereits im Sommer die Beschäftigungsordnung geändert, um den Zugang zu Praktika zu erleichtern. Bisher musste die Bundesagentur für Arbeit einem Praktikum von Asylbewerbern oder Geduldeten zustimmen. Bedingung war, dass kein deutscher Praktikant oder EU-Bürger für den Platz in Frage kam. Für bestimmte Praktika hat sich das nun geändert. „Damit sind wichtige bürokratische Hürden gefallen um einen ersten Schritt Richtung Arbeitsmarkt gehen zu können“, sagt Sascha Schmidt, Kreisverbandsvorsitzender des DGB Wiesbaden. „Es kommt jedoch darauf an, dass diese Menschen gute Arbeitsbedingungen vorfinden und für sie die gleichen Rechte gelten, wie für alle anderen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen. Eine Aussetzung des Mindestlohnes oder arbeitsrechtlicher Standards ist mit uns nicht zu machen“, so Schmidt weiter. Und Frau Dr. Carola Voelkel, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Wiesbaden, ergänzt: „Flüchtlingen möglichst schnell eine Arbeits- und Ausbildungsperspektive zu geben, macht sie zu einem aktiven Teil unserer Gesellschaft. Das ist auch für die Integrationsbereitschaft unserer Bevölkerung ganz wichtig.“
Vergleichbar mit bekannten Jobbörsen im Internet ist die Praktikumsbörse für Flüchtlinge eine Online-Plattform, die Anbietende und Suchende in Wiesbaden zusammenbringen will. Das heißt: Unternehmen, Betriebe, Geschäfte und Vereine können dort kostenlos Inserate einstellen und genau angeben, was sie anbieten möchten und wen sie dafür suchen. Beispielsweise ob Vorkenntnisse erforderlich sind oder für welchen Zeitraum ein Praktikant benötigt wird. Flüchtlinge selbst oder Helfer können die Börse dann nach geeigneten Angeboten durchsuchen.
Die Praktikumsbörse für Flüchtlinge ist ab sofort unter www.wiesbaden-akademie.de/praktikum-fuer-fluechtlinge erreichbar.
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Foto: Volker Watschounek