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Das hat Sonnenberg so auch noch nicht erlebt. Aufgrund der zentralen Wahlveranstaltung der AfD Wiesbaden im Sonnenberger Kaisersaal, kam es zu einer kompletten Absperrung der Danziger-, König-Adolf und Gartenstraße. Die dortigen Bewohner staunten nicht schlecht, als sie die überwiegend schwarz gekleideten Demonstranten an den Absperrungen stehen sahen.
Mit Schildern forderten die Demonstranten die vorbeifahrenden Autofahrer zum „Hupen gegen Nazis“ Nazis auf. Wegen der großräumigen Absperrung kamen aber nur die Anlieger in den Genuss der Signalhörner, die Veranstaltung selbst wurde davon nicht gestört.
Hinein kamen alle, die die Polizeikontrolle passierten und sich als echte „Interessenten“ an der Veranstaltung ausweisen konnten und dass waren nicht sehr viele. Geschätzt 160 Bürger, ein Teil davon als kritischer Beobachter und Frager füllten den Kaisersaal nur zu knapp zwei Dritteln. Auf der abgesperrten Straße schmähten die Demonstranten die Besucher derweil mit Pfiffen und Schmährufen. Drinnen präsentierten sich ungestört die Redner der AfD. Es sprachen: Dr. Eckhard Müller, Kreissprecher und Spitzenkandidat zur Kommunalwahl der AfD Wiesbaden, Peter Münch, AfD Landessprecher Hessen und Armin-Paul Hampel, AfD Bundesvorstand und AfD Landessprecher Niedersachsen.
Für Bürger, die sich für die kommunalpolitischen Ziele der Wiesbadner AfD interessierten war die Veranstaltung bereits nach der Rede von Müller inhaltlich beendet, da weder Peter Münch noch Armin-Paul Hampel sich mit diesen Themen aufhielten. Auch in der anschließenden Fragerunde, blieben die Antworten mit Fingerzeig auf die noch junge Partei eher ausweichend. Für die Jugend hatte Dr. Müller jedoch eine Zwischenlösung für die fehlende Vision parat. Da sich die AfD Wiesbaden für den Erhalt und Ausbau der Geschichts- und Museumskultur einsetze, könne sich die Jugend bis dahin mit dem Studium dieser Quellen beschäftigen.
Landessprecher Münch pochte auf die Meinungs- und Versammlungsfreiheit, die auch für die AfD gelte und verwies auf die fehlende Dialogbereitschaft der etablierten Parteien mit der AfD.
Danach folgte der „Höhepunkt“ der Veranstaltung, Ex-Journalist Armin-Paul Hampel verriet den Anwesenden seine Sicht der Dinge. Für Ersthörer gewöhnungsbedürftig, rauschte er durch die letzten 100 Jahre Weltgeschichte und betonte dabei, dass er all seine Erkenntnisse und Rückschlüsse aus der jahrelangen Praxis als politischer Berichterstatter an der Seite der Regierenden gezogen habe. Und das Publikum, bestehend aus überwiegend alten, unscheinbaren Männern, quittierte jede seiner Äußerungen gegen Ausländer, Frauen, Behinderte und sonstige Gruppen die ihm erwähnenswert schienen, mit Stammtischgelächter. Endlich war man so richtig unter sich und konnte sich besser fühlen als der Rest der Leute draußen.
In seiner Rede forderte er unter anderem einerseits, dass deutsche Söhne (das Frauen mittlerweile auch in der Bundeswehr dienen scheint ihm entgangen zu sein) nicht in den Ländern für Frieden kämpfen sollten, deren Männer bei uns Schutz suchen. Später in seiner Rede plädierte er jedoch für die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht.
Überhaupt will die AfD sehr viel ändern, das Grundgesetz, die Werte, die Schule, die Sexualaufklärung ….., alles demokratisch, denn man ist sich sicher, im Namen der Mehrheit des Volkes zu handeln und zu sprechen.
Ob das so kommen wird, entscheiden die Wähler am 6. März an den hessischen Wahlurnen, denn jede Stimme für die AfD spült nicht nur Geld, sondern auch Macht in die zentralen Schaltstellen der Partei, die, laut Hampel, bestens aufgestellt sind, um die Macht in Deutschland zu übernehmen.
Da kann man fast ein bisschen froh sein, dass das Durchschnittsalter des typischen AfD Wählers rein statistisch dafür sorgen wird, dass die meisten Anhänger in wenigen Jahren dem Gesetz der Sterbetafel folgen oder nicht mehr geschäftsfähig sein werden. Ein kleiner Trost, nach einem Abend, der erheblich zweifeln lässt, dass die AfD eine Alternative für Wiesbaden oder auch Deutschland ist.
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Hier geht es zum Kommunalwahlprogramm der AfD Wiesbaden.
Hintergründe zu den Rednern:
Armin-Paul Hampel
TAZ Artikel: Der Heimatlose
Schaumburger Nachrichten: Hampels Sorge um die Heimat
BILD: Kommentar zu Talkshow Auftritt bei Anne Will
Peter Münch
FAZ: Hessens AfD-Vorsitzender muss gehen
FAZ: Hessen-AfD will Vorstandsmitglied des Amtes entheben
Fotos: Petra Schumann