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Das Interesse seitens der Bürger war überschaubar, nur rund 50 Menschen hatten am Dienstagabend den Weg in die Feuerwache 1 in Wiesbaden gefunden. Die leer gebliebenen Bänke zeugten davon, dass man mit einem größeren Andrang gerechnet hatte. Zunächst zog OB Gerich ein Resümee die aktuelle Situation.
Aktuell befinden sich rund 450 Menschen in den drei auf Notunterkünfte in Naurod Breckenheim und Nordenstadt. Im Laufe der Nacht werden weitere 250 Menschen aus Mannheim erwartet, die von dort per Bus nach Wiesbaden gebracht werden. In einem Telefonat am Dienstag mit dem Staatssekretär erfuhr Sven Gerich, das Wiesbaden bis auf weiteres angewiesen wird, Plätze für 1.000 Flüchtlinge bereitzuhalten. Auf Grund dieser, bereits seit Freitag, 19. September angedeuteten, Anweisung begann der Krisenstab umgehend mit der Suche nach Unterbringungsmöglichkeiten, die besser geeignet sind als die jetzigen drei Turnhallen.
Die Wahl fiel auf Gebäude im Rheingauviertel und im Kohlheck. In der August-Hermann-Francke-Schule, ganz in der Nähe der Feuerwache 1, können 300 Personen aufgenommen werden. Im Simeonhaus im Kohlheck plant man die Aufnahme von 500 bis 600 Menschen. Dort ist im Anschluss an die Verwendung als Notunterkunft auch die Nutzung des Gebäudes für eine reguläre Unterbringung der zugewiesenen Flüchtlinge geplant. Mit den zwei Immobilien erfüllt Wiesbaden schon fast die vom Land geforderten 1.000 Plätze.
Die Stadt benötigt noch circa zwei bis drei Wochen, um beide Immobilien betriebsbereit zu machen. Danach werden die Hallen geräumt und wieder dem normalen Schul- und Sportbetrieb zur Verfügung gestellt. Amtsleiter Müller betonte, dass jetzt nach über einer Woche Dienst die rund 300 ehrenamtlichen Helfer ans Limit kommen. Deshalb ist schnellstmöglich die Besetzung der Notunterkünfte durch hauptamtliche Mitarbeiter geplant. Gerich wies erneut auf das zentrale Bürgertelefon hin, das täglich mit drei Personen besetzt ist. Meldungen zu Hilfsangeboten können auch über die Webseite der Stadt Wiesbaden eingereicht werden. Das Spendenaufkommen ist bereits riesig. Zurzeit werden die Spenden in Medenbach sortiert und auf die drei Notunterkünfte verteilt. Erfreulich ist die Hilfe zahlreicher Ärzte die auch die Sprachen der Flüchtlinge sprechen.
Auf die Frage, ob Kinder beschult werden antwortete Gerich, dass dies nicht der Fall ist, da man nicht weiß, wo sie nach der Ersterfassung unterkommen werden. Ehrenamtliche Helfer üben jedoch in kleine Lerngruppen in den Notunterkünften mit den Kindern und Jugendlichen. Im Moment sind in Wiesbaden auch keine zusätzlichen Aktivitäten für weitere Integrationsmaßnahme für zugewiesene Flüchtlinge geplant.
Auf die Frage, wie es sein könne das ursprüngliche Abrisshäuser in kurzer Zeit wieder Instand gesetzt werden können, betonte OB Gerich, dass es sich bei beiden Unterkünften nicht um eine Sanierung, sondern um eine Bereitsetzung handele, die weit von einer sanierten Wohnanlage entfernt sei.
Eine Aktivistin von Freifunk Wiesbaden, die sich für einen kostenlosen Internetzugang für jedermann einsetzen, berichtete über die Initiative WLAN in den Notunterkünften zu installieren. Rund 800 Euro haben die Mitglieder von Freifunk bereits in die Anlagen in Breckenheim und Nordenstadt investiert. OB Gerich versprach eine unverbindliche Überprüfung auf Kostenerstattung und berichtete, dass für die August-Hermann-Francke-Schule, ein WLAN-Zugang durch die Hochschule Rhein-Main sichergestellt würde. Eine Vertreterin der Studentenschaft der Hochschule Rhein-Main mit rund 10.000 Studierenden bot ebenfalls Unterstützung durch die Studenten an.
Auf die Frage eines Bürgers, ob in der August-Hermann-Francke-Schule, ausreichend Toiletten und Duschen vorhanden sind, antwortete Gerich, dass für den Fall, dass keine Duschcontainer zu bekommen seien, Duschen in den Kellerräumen der Schule eingebaut würden. Weiterhin interessierte die Anwesenden, was mit den verbliebenen Senioren im Simeonhaus geschehe. Ein Anwesender berichtete, dass die Menschen am Dienstag durch Bürgermeister Arno Goßmann die über den Stand der Dinge umfassend informiert wurden.
Seit Bekanntwerden der neuen Standorte, werden beide Einrichtungen bewacht. Abschließend forderte Gerich die Bürger auf, sich aktiv an der Integration der Neuankömmlinge zu beteiligen. Außerdem verwies er auf die Tatsache, dass weitere Notaufnahme Unterkünfte seit dieser Woche in Offenbach und Darmstadt eingerichtet wurden, was zu einer Entlastung der Wiesbadener Einrichtung beiträgt.
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