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Den 27. Mai 2015, wird Harald Sulzbach, Feuerwehrmann in der Leitstelle der Berufsfeuerwehr Wiesbaden, sicher nicht vergessen. Genauso wenig wie Diana Ries und ihre Mutter Claudia, denn an diesem Tag kam gegen 5:15 Uhr, der kleine Jerome-Maurice im Flur von Omas Wohnung spontan zur Welt.
Als am frühen Freitagmorgen, des 27. Mai 2015, der Notruf bei der Leitstelle der Wiesbadener Feuerwehr einging, ahnte Harald Sulzbach noch nicht, dass er in den kommenden 15 Minuten zum telefonischen Geburtshelfer avancieren würde.
Atemlos erklärte ihm die Anruferin, dass bei ihrer schwangeren Tochter anscheinend gerade der Geburtsvorgang eingesetzt habe. Was dann passierte folgte (zumindest auf der Seite des Feuerwehrmanns) einem durchdachten Fragenkatalog, der für jede sich verändernde Situation eine entsprechende Maßnahme vorsieht. Die Wiesbadener Feuerwehr arbeitet nämlich seit Mai 2013 mit einem europäischen standardisierten Abfrageprotokoll.
Direkt nach dem Eingang des Notrufs alarmierte ein Kollege von Sulzbach einen Rettungswagen. Während dessen begann Feuerwehrmann mit seiner Abfrage. Wo - findet das Ereignis statt? Wie - lautet die Rückruftelefonnummer? Als nächstes gibt der Verantwortliche das Stichwort „Geburt“ ein, um die für diesen Fall relevanten Fragen zu stellen und die passenden Anweisung zu geben. Im Ton-Protokoll kann man hören, wie die klare Stimme des Feuerwehrmanns die, von der Situation völlig überraschte, Oma anfängt zu beruhigen.
Nachdem klar wurde, dass das Köpfchen bereits zu sehen ist und damit die Geburt unwiderruflich eingesetzt hatte, folgten genaue Beschreibungen für Oma Claudia, was zu tun sei. Sulzbach wiederholte die Anweisungen immer so lange, bis sie von der unfreiwilligen Geburtshelferin bestätigt wurden. Dann ging alles ganz schnell. In weniger als 10 Minuten erblickte der kleine Jerome-Maurice das Licht der Welt. Und man hört die Oma stöhnen: „Meine Nerven“.
Doch damit nicht genug, Sulzbach, selbst Vater von drei Kindern, realisierte, dass er kein Babyschreien hört und fragt wiederholt ruhig aber bestimmt::“Schreit das Baby?“ Während dessen hört man Geräusche, die vermuten lassen, dass sich Oma Claudia um das Baby bemüht. Endlose Sekunden später ist die Erleichterung unendlich groß, Jerome-Maurice schreit sich ins Leben und Oma Claudia seufzt ins Telefon: „53 Jahre musste ich werden bis zu meiner ersten Entbindung“. Die Mutter Diana sagte: "An mir ist das alles nur so vorbeigerauscht. Meine Mama hat mir leid getan, aber sie hat es großartig gemacht."
Ein solcher Einsatz ist auch für die harten Männer der Feuerwehr nicht alltäglich. Immer wieder kommt es zu Situationen, in denen auch sie überrascht, berührt oder extrem gefordert sind. „Ohne diese Standartabfrage, wäre ich in dieser Situation sicher nicht so ruhig geblieben. Das System gibt mir die Sicherheit, auf jede, auch noch so ungewöhnliche, Situation zu reagieren“, so Sulzbach. Ich war auf alles vorbereitet, wenn der Kleine nicht geschrien hätte, wäre der nächste Schritt die Beatmung des Säuglings gewesen bis zum Eintreffen des Notarztes.
Das System mit dem die Wiesbadener Feuerwehr arbeitet kommt ursprünglich aus den USA und wurde in den letzten 30 Jahren kontinuierlich weiter entwickelt. Es bietet als Software und bei Stromausfall auch als Kladde, Abläufe für alle bekannten Vorfälle bei Rettungseinsetzen. Die Nutzer werden regelmäßig geschult und tauschen sich auf einem jährlichen Meeting regelmäßig aus.
Im Rahmen dieses Meetings wird der auch der Preis für den „Europäischen Disponent des Jahres der IAED (intertnational Akademie of Emergency Dispatch) vergeben. Die Wiesbadener Berufsfeuerwehr ist stolz und glücklich, dass der Preis in diesem Jahr an ihren Kollegen Harald Sulzbach verliehen wurde.
Aber nicht nur Sulzbach und seine Kollegen freuten sich, auch Jerome-Maurice und sein großer Bruder Morion-Luca, der den größten Teil der Aktion friedlich verschlafen hatte, konnten sich freuen, denn es gab auch für sie Geschenke. Jerome-Maurice bekam ein Feuerwehrauto aus Stoff, mit Geräuschen und sein 5-jähriger Bruder einen schicken Legobausatz der Feuerwehr. Und während der Große klar machte, dass eine Karriere bei der Feuerwehr nicht in Frage kommen würde, fiel es dem Kleinen sichtlich schwer, sich von seinen neuen Freunden in Uniform loszureißen.
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Informationen zu dem von der Wiesbadener Feuerwehr genutzten System finden Sie hier.
Fotos: Petra Schumann