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Professor Dr. Dr. h.c. Hans-Joachim Jentsch feierte die Tage sein 80stes Wiegenfest. Ein Anlass, den die Stadt nutzte, um den Wiesbadener Ehrenbürger und Alt-Oberbürgermeister zu einem Empfang ins Rathaus zu laden.
„Die drei Jahre im Rathaus waren sicherlich zu kurz, um als Rathauschef eine ganze Ära prägen zu können, aber was für die Wiesbadener Bürgerinnen und Bürger bis heute sichtbar bleibt, ist die politische Durchsetzung der Kurhausrenovierung, durch die sich das Haus wieder im ursprünglichen Glanz präsentiert. Und, dass es Ihnen damals gelungen ist, den Internisten-Kongress trotz dieser Renovierung und gegen den Widerstand des damaligen Kongresspräsidenten in Wiesbaden zu halten“, würdigte Oberbürgermeister Sven Gerich die Verdienste des Jubilars um die Landeshauptstadt Wiesbaden.
Und weiter: „Sie haben in Ihrer langen Karriere sehr unterschiedliche Aufgaben wahrgenommen und blicken auf zahlreiche, spannende Stationen zurück. Sie sagen über sich selbst, dass Sie immer den Willen hatten, die Gemeinschaft, in der sie leben, zu gestalten. Dabei - das mag auch an Ihrer durch Flucht und Vertreibung geprägten Kindheit liegen – haben Sie sich immer als Europäer gesehen und dem europäischen Gedanken verpflichtet gefühlt.“
Da sich Professor Jentsch bereits zwei Mal im Goldenen Buch der Landeshauptstadt Wiesbaden eingetragen hat, als scheidender Oberbürgermeister und als Wiesbadener Ehrenbürger, überreichte Oberbürgermeister Gerich - „das können in der Tat nur ganz wenige Menschen von sich behaupten“ - als Geburtstagsgeschenk eine eigens gefertigte kleine Collage mit den beiden Eintragungen.
Der Hessische Ministerpräsident Volker Bouffier hat dem Jubilar den Hessischen Verdienstorden verliehen. „Professor Jentsch hat sich über Jahrzehnte hinweg mit großem persönlichem Engagement unermüdlich für Freiheit und Demokratie eingesetzt. Dabei war er in allen drei Säulen des politischen Systems der Bundesrepublik Deutschland tätig: In der Legislative, in der Exekutive und insbesondere in der Judikative. Darüber hinaus engagierte er sich viele Jahre für die deutsche Wiedervereinigung in der Point Alpha Stiftung in Geisa, deren Vorsitzender im Stiftungsrat er war. Als Dank und Anerkennung für sein über fünf Jahrzehnte anhaltendes politisches und juristisches Lebenswerk zum Wohle der Demokratie freue ich mich, dass ich Professor Jentsch heute mit dem Hessischen Verdienstorden auszeichnen darf“, sagte Ministerpräsident Bouffier bei der Feierstunde.
Neben Ministerpräsident Bouffier und Oberbürgermeister Gerich sprachen auch Hildebrand Diehl, Oberbürgermeister a.D., und Professor Dr. Peter M. Huber, Bundesverfassungsrichter und Weggefährte.
Professor Hans-Joachim Jentsch, der in Fürstenwalde/Spree bei Frankfurt/Oder im heutigen Landkreis Oder-Spree in Brandenburg geboren wurde und 1957 in Melsungen Abitur machte, wurde 1976 für die CDU Mitglied des Deutschen Bundestages. 1982 wählte ihn die Stadtverordnetenversammlung in Wiesbaden zum Oberbürgermeister, später war er Mitglied des Hessischen Landtags. Im November 1990 wurde er in Thüringen zum Minister der Justiz sowie für Bundes- und Europaangelegenheiten ernannt. Im Jahr 1996 wurde Jentsch vom Bundesrat zum Richter des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe gewählt. Dieses Amt übte er bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand im Jahr 2005 aus.
Zahlreiche Ehrungen wurden Professor Jentsch in den vergangenen Jahren zuteil: Nach seinem Ausscheiden aus dem Amt des Oberbürgermeisters wurde er 1988 mit dem Verdienstkreuz am Bande sowie nach dem Ende seiner Amtszeit als Minister der Justiz im Freistaat Thüringen mit dem Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. 2005 folgte schließlich das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband für den ausgeschiedenen Richter des Bundesverfassungsgerichts. Durch Beschluss der Stadtverordnetenversammlung vom 21. September 2006 wurde der Jurist zum Ehrenbürger der Stadt Wiesbaden ernannt, 2010 erhielt er für seine Verdienste um die deutsche Einheit die Wilhelm Leuschner-Medaille, die höchste Auszeichnung des Landes Hessen.
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Foto: Oliver Hebel