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60 Fachgäste waren der Einladung zum Klima- und Energiesymposium gefolgt und kamen am Donnerstag in der IHK Wiesbaden zusammen. Im Zentrum stand die Frage, ob die angestrebte CO2-Neutralität ein Katalysator oder Hindernis für die Wirtschaft sei, insbesondere in energieintensiven Industrien.
Eröffnet wurde die Veranstaltung durch den Vizepräsidenten der IHK Wiesbaden, Philipp Eckelmann. Im Anschluss betonte Umweltstaatssekretär Michael Ruhl in seinem Grußwort die Notwendigkeit, für nachhaltiges Wirtschaften branchenübergreifend zu denken und zu handeln: „Die Transformation der Wirtschaft ist eine enorme Herausforderung für alle Akteure. Deshalb ist es ist wichtig, dass wir gemeinsam so agieren, dass wir auf dem Wachstumspfad bleiben.“ Dass in den kommenden sechs Jahren genauso viel CO2 einzusparen sei wie in den 35 Jahren zuvor, diente Ruhl als anschaulicher Gradmesser der anstehenden Herausforderungen. Als Maßnahmen der hessischen Landesregierung nannte er das Klimaschutzgesetz sowie den Klimaplan Hessen.
Dr.-Ing. Karin Arnold (Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie) stellte in ihrem Vortrag eine ganzheitliche Sicht auf Nachhaltigkeit vor und mahnte an, dass wir uns bereits mitten im Klimawandel befänden. Ziel müsse nun sein, die bereits erfahrbaren Auswirkungen möglichst gering zu halten.
Mit Umweltstaatssekretär Michael Ruhl und Dr.-Ing. Karin Arnold diskutierten anschließend auf dem Podium Caroline Babendererde (Head of Sustainability, Tetra Pak GmbH) und KG Jürgen Trappmann (Prokurist, SAINT-GOBAIN ISOVER G+H AG).
Eindrücklich erläuterte Trappmann die konkreten Herausforderungen der energieintensiven Industrien, konkret in der Flachglas-Produktion. Die Lebenszyklen der Anlagen betrügen hier bis zu 20 Jahre – die Bundesregierung und das Land Hessen wollen den „Green Deal“ der EU und die CO2-Neutralität 2045, Rheinland-Pfalz bereits 2040 umsetzen. Eine Prozessumstellung zu diesen Fristen sei technisch bedingt also teilweise gar nicht möglich. Hier bekräftigte Umweltstaatssekretär Ruhl, dass es nicht nur allgemeine Ansätze geben dürfe, sondern auch Einzelfälle berücksichtigt werden müssten.
Auch Wasserstoff als Energiealternative wurde in den Redebeiträgen immer wieder aufgegriffen. Während Wasserstoff für die hessische Landesregierung einen Grundpfeiler der künftigen Energiesicherheit darstellt, wiesen die Wirtschaftsvertreter auf die langen Wartezeiten bei den Betriebsgenehmigungen hin – ein wichtiges Beispiel für eine bundesweite „Überbürokratisierung“, die den großen Umsetzungswillen der Unternehmen behindere. Dr.-Ing. Arnold regte an, einen Teil der Verfahren auszusetzen, um ins Tun zu kommen, und Babendererde forderte bei aller Wichtigkeit von Reportingpflichten, dass diese auch pragmatisch sein müssten.
Den Industrie- und Handelskammern sind diese Herausforderungen der Wirtschaft vertraut. Zu ihrer Unterstützung bei der Energie-, Wärme- und Verkehrswende haben die vier Industrie- und Handelskammern Darmstadt, Pfalz, Rheinhessen und Wiesbaden gemeinsam mit Unternehmen bereits zwei Netzwerke etabliert. „ETA-Metropol Rhein-Main-Neckar“ richtet sich an energieintensive Industrien, während „ETA-Plus Südhessen“ KMUs unterstützt. Auch die Arbeit der Netzwerke und ihre Expertise konnten die Gäste während des Symposiums kennenlernen.
Insgesamt kamen die Bühnengäste zum Schluss, dass es eine große Bereitschaft in der Wirtschaft gebe, die Transformation hin zur CO?-Neutralität anzupacken. Die Rahmenbedingungen müssten aber noch nachhaltig verbessert werden, um den Wirtschaftsstandort nicht weiter zu gefährden. Der gemeinsame Dialog zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik wurde als unabdingbar für die weitere Entwicklung begrüßt.
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Foto: Paul Müller / IHK Wiesbaden