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Gegen die Tierhaltungsbedingungen bei der Lidl Billigfleischmarke “Landjunker“ protestierten am Donnerstagmittag Greenpeace-Aktivisten am Lebensmittel-Discounter Lidl in der Friedrich-Bergius-Straße. Die Teilnehmer verwandelten den Markt optisch in einen konventionellen Schweinestall. Großflächig auf die Fenster geklebte Fotos zeigten die Tiere in ihren engen Ställen, über Lautsprecher war das aufgeregte Quieken vieler Schweine zu hören.
Die Aktivisten wollten mit der Aktion die Kunden auf die nicht artgerechte Tierhaltung, die in vielen Mastbetrieben herrscht, aufmerksam machen. Mit den Plakaten und den Quiekgeräuschen hat man den Käufern vermittelt, als würden sie direkt in einem Mastbetrieb einkaufen.
Auch auf dem Dach der Filiale protestieren die Greenpeace-Aktivisten mit einem Banner gegen die Haltungsbedingungen der Tiere.
Der Marktleiter informierte die Polizei über die Aktion. Mehrere Beamte fuhren zu dem Lidl-Markt. Neben den verklebten Scheiben stellten die Polizisten auch auf dem Dach mehrere Personen fest.
„Für Discounter-Billigfleisch leiden Tiere millionenfach in deutschen Ställen“, sagt Viktoria Däuwel, Pressesprecherin von Greenpeace Mainz/Wiesbaden. „Zu viel Gülle verschmutzt unser Trinkwasser und der hohe Einsatz von Antibiotika sorgt für immer mehr multiresistente Keime in der Umwelt. Lidl muss umdenken und seinen Kunden Fleisch von Tieren aus besseren Haltungsbedingungen liefern.“
Die Beamten stellten von elf Anwesenden die Personalien fest. Da der Marktleiter des betroffenen Einkaufsmarktes zwischenzeitlich ein Hausverbot ausgesprochen hatte, verließen die Akteure nach Aufforderung durch die Polizei das Gelände des Marktes und verweilten auf dem Gehweg vor dem Discounter.
Der Einkaufsmarkt blieb während der Aktion geöffnet.
Die Schilder zum Verdunkeln des Marktes müssen, ersten Ermittlungen zufolge, von einer Spezialfirma entfernt werden. Für die Polizei war der Einsatz gegen 13:15 Uhr beendet.
Ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachtes des Hausfriedensbruchs wurde eingeleitet. „Sollte durch das Anbringen der Schilder oder während der Demontage ein Schaden entstanden sein, beziehungsweise entstehen, könnte gegebenenfalls noch eine Sachbeschädigung vorliegen. Ein Vertreter der Versammlungsbehörde der Landeshauptstadt Wiesbaden war ebenfalls vor Ort“, so Andreas Hemmes von der Polizei Wiesbaden.
In einem Rechtsgutachten hat Greenpeace die Zustände in der Schweinehaltung genau beleuchtet und kommt zu dem Schluss, dass die derzeit gesetzlich zulässigen Standards gegen das Tierschutzgesetz verstoßen. Sie wird den Bedürfnissen der Schweine nicht gerecht: Statt acht Stunden Wühlen auf der Suche nach Pilzen, Wurzeln und Würmern bekommen die meisten Schweine zweimal täglich Futter vor die Nase gekippt – und vertilgen dieses in wenigen Minuten im Streit mit dicht stehenden Nachbarn.
Daneben ist ihr Leben öde (vollständiges Rechtsgutachten unter www.gpurl.de/iNK6z). Das Bundesland Berlin folgt der Argumentation des Rechtsgutachtens und will mit einer Normenkontrollklage bessere Haltungsbedingungen erreichen.
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Symbolfoto