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Die HSK ist mit einem bundesweit beispiellosen Personalexodus der Pflege konfrontiert. Im Jahr 2015 verließen 132 Pflegekräfte auf eigenen Wunsch die Klinik. Weitere Eigenkündigungen von Pflegekräften, bisher 50, werden im ersten Halbjahr 2016 wirksam. Zurzeit sind 50 Pflegestellen offen, die - laut Planung der Geschäftsführung - zu besetzen sind, um alle Stationen der HELIOS Dr. Horst Schmidt Kliniken betreiben zu können.
Der Betriebsrat der HSK hat lange darüber nachgedacht, bevor er sich in der Öffentlichkeit dazu äußert, da er zunächst in internen Verhandlungen mit der Geschäftsführung versuchte personelle Unterstützung für alle, die hier seit Jahren zunehmend unter Höchstbelastung ihre Arbeit leisten, zu erreichen. Dahingehend forderte der BR die HELIOS-Geschäftsführung, als bekennende Vertreter von Marktwirtschaft und Wettbewerb, auf, arbeitsmarktkonforme Angebote zur Bindung und Akquise von Pflegepersonal zu entwickeln. Die nahezu ausschließliche Konzentration auf beschwichtigende und beschönigende Unternehmenskommunikation zwingt den Betriebsrat, bedenkliche Entwicklungen jetzt offen zu benennen:
Der BR warnte bereits 2014 die Helios-Geschäftsführung davor, dass Abfindungszahlungen für hochqualifiziertes Pflegepersonal im Wettbewerbsumfeld des Rhein-Main-Gebietes, in dem sich zahlreiche Krankenhäuser befinden, katastrophale Folgen nach sich ziehen würde. Diese Warnung wurde von der Geschäftsführung nicht ernst genommen.
Ende 2014 gingen 62 Pflegekräfte mit Abfindungszahlungen. Erst dann wurden diese Zahlungen für Pflegekräfte gestoppt. Es folgten aufgrund der Verschlechterung der Arbeitsbedingungen und zunehmender Arbeitsverdichtung weitere Eigenkündigungen.
Problematisch bleibt der, entgegen internationaler Experten-Empfehlungen, zu niedrig angesetzte Helios-Standard in der Personalplanung: Eine 1:12 Betreuung im Frühdienst, 1:18 im Spätdienst und 1:36 Betreuung im Nachtdienst auf normalen Pflegestationen führt zu extremen Belastungssituationen des Pflegepersonals. Diese Situation wird noch verschärft durch ein fehlendes Ausfallkonzept bei Krankheitsfällen. Stattdessen hat das Pflegepersonal keine verlässlichen Dienstpläne und wird immer wieder dazu überredet, in der Freizeit einzuspringen. Dies betrifft auch nicht nur die aktuell in den Fokus gerückte Zentrale Notaufnahme (ZNA). Eine steigende Anzahl von Stationen (im November 2015 noch 7, heute 9) füllen die Lücken in den Dienstplänen täglich mit Leiharbeitnehmerinnen.
Eine Pflegestation ist dauerhaft geschlossen. Zwei Intensivstationen im Erwachsenenbereich werden aufgrund des Personalmangels räumlich auf einer Intensivstation abgebildet. Dies bedeutet eine Reduktion der Erwachsenen-Intensivkapazität von 38 auf 21 Betten und wird sich negativ auf Aufnahme und OP–Kapazitäten auswirken.
Zwischenzeitlich erfolgte Einstellungen wiegen die Eigenkündigungen nicht im Geringsten auf: 17 Einstellungen in der Pflege gab es 2015. 27 sind es bis jetzt für 2016. Über die Hälfte der Einstellungen sind Übernahmen von eigenen Auszubildenden. Eine seit Jahren übliche Praxis an der HSK.
Alle Zahlen sind dem Gesundheitsdezernenten Herrn Imholz bekannt, der am 17. Februar Gast der Betriebsversammlung an der HSK war. Unerklärlich bleibt es, wie er im Ausschuss für Soziales- und Gesundheit auf die Zahl von 22 (laut Wiesbadener Kurier) beziehungsweise 27 (Frankfurter Allgemeine Zeitung) fehlenden Pflegekräften kommt und die Eigenkündigungen, gegenüber der mageren Zahl der Einstellungen, unerwähnt lässt. Zu einer weiteren Verzerrung der realen Verhältnisse trägt Herr Imholz bei, wenn er die hausinternen Versetzungen auf die ZNA begrüßt:
Dies löste regelrecht Empörung unter den Kolleginnen und Kollegen der ZNA aus: Weder sind die Pflegestellen auf der ZNA aktuell voll besetzt, noch kann Imholz entgangen sein, dass in der HSK durch Versetzungen der Mangel nur an anderer Stelle erzeugt wird. Laut Angaben von Führungskräften der ZNA werden nach derzeitigem Planungsstand aufgrund weiterer Kündigungen auch zum 01.07.2016 immer noch 5 Vollzeitstellen offen bleiben.
Die bekannte Politik der Personalverknappung der HELIOS-Konzernzentrale ist mittlerweile für die Zukunft der HSK als erfolgskritisch einzuschätzen. Deshalb fordert der Betriebsrat:
Arbeitsbedingungen verbessern, Personal binden und werben!
Statt falscher Zahlen des Gesundheitsdezernenten die Realität benennen!
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Foto: Wiesbadenaktuell