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Der 19. November 2011 wurde für die deutsche Frauenfußball-Nationalmannschaft und für die 6.528 Zuschauer in der Wiesbadener Brita-Arena ein historischer Tag. Im dritten EM-Qualifikationsspiel besiegte Deutschland das Team aus Kasachstan mit 17:0. Dieses Ergebnis ist zugleich der höchste Länderspielsieg der DFB-Frauen in der Geschichte. Sie egalisierten die alte Bestmarke aus dem Jahre 2003, als Deutschland mit 13:0 gegen Portugal gewann.
Die deutsche Frauenfußball-Nationalmannschaft ließ bereits in den ersten Minuten erkennen, dass es am diesem Tag in der Wiesbadener Brita-Arena ein Schützenfest gibt. Schon nach 50 Sekunden kam Melanie Behringer (1. FFC Frankfurt) zur ersten großen Torchance, doch ihr Schuss ging knapp am linken Pfosten vorbei. Drei Minuten später fing der große Torreigen schließlich an. Dabei standen vor allem die beiden deutschen Stürmerinnen im Fokus. Eine davon war Celia Okoyino Da Mbabi vom SC Bad Neuenahr. Nach einer Flanke von Simone Laudehr, legte Fatmira „Lira“ Bajramaj den Ball auf den Elfmeterpunkt zurück, wo Mbabi zum 1:0 einschob. Nun ging es im praktisch im Minutentakt weiter. Erneut ging es über die Außenbahn. Behringer mit einer flachen Hereinhabe, Torschützin Mbabi ließ den Ball durch die Beine weiter auf Sturmkollegin Alexandra Popp (FCR 2001 Duisburg) passieren, die ebenfalls nur einschoben brauchte. In der 10. Minuten war erneut Behringer der Ausgangspunkt. Sie erkämpfte nach einem schwachen Abstoß den Ball vor dem kasachischen Strafraum, legte dann stark auf Mbabi in der Mitte, dort war der Doppelpack für die junge Angreiferin nur noch reine Formsache.
Bis zum nächsten Tor vergingen nur Sekunden. Diesmal schnürte Alexandra Popp den Doppelpack. Außenverteidigerin Babett Peter mit einer Flanke aus dem rechten Halbfeld, dort stieg die 21-jährige Duisburgerin am höchsten und ließ der Torfrau aus Kasachstan, Oxana Zheleznyak, keine Chance. Im internen Sturm-Duell Mbabi und Popp heiß es nun 2:2. Mbabi antwortete trocken und erhöhte mit zwei weiteren Treffern in der 14. und 16. Spielminute auf 6:0.
Nach diesem famosen Start ließ die deutsche Frauenfußball-Nationalmannschaft nicht locker. Mit vielen Kombinationen, gerade über die Außenpositionen, und sehr viel Spielwitz, setzte Deutschland den Gegner weiterhin früh unter Druck und spielte Kasachstan bis zur letzten Spielminute an die Wand, die nicht nur spielerisch sondern auch körperliche klar unterlegen waren. Bis auf zwei Chancen war vom Team aus Osteuropa nichts zu sehen.
Dadurch hatte die Nationalelf über 90 Minuten leichtes Spiel. Das 7:0 erzielte ausnahmsweise mal keine Stürmerin. Mittelfeldspielerin Simone Laudehr (FCR 2001 Duisburg) köpfte aus kurzer Distanz ein. Doch dann war wieder die Vereinskollegin Alexandar Popp zur Stelle, die nun auch ihren persönlichen Dreierpack schnüren durfte, nachdem sie zuerst mit einem Kopfball scheiterte. Das 9:0 in der 36. Minute hatte eine kuriose Vorgeschichte. Nach einer Ecke konnte sich Innenverteidigerin Bissembayeva nicht anders helfen und nahm die Hand zur Hilfe. Die logische Konsequenz: Elfmeter und die Gelbe Karte. Den fälligen Strafstoß verwandelte die bärenstarke Melanie Behringer sicher. Den Schlusspunkt einer torreichen ersten Halbzeit setzte Simone Laudehr mit einer Kopfball-Bogenlampe.
Bundestrainerin Silvia Neid ließ nach einer starken Leistung ihre Mittelfeldspielerin Behringer in der Kabine, für sie kam Anja Mittag. Auch ihr Gegenüber, der kasachische Trainer, Andrey Vaganov tauschte einmal aus. In den ersten Spielminuten der zweiten Halbzeit sah es so aus, als ob Deutschland nun einen Gang runtergeschaltet hätte und Kasachstan sich noch mehr einigelte. Doch in der 51. Minute brach Lira Bajrmaj diesen Eindruck, als sie mit einem gefühlvollen Heber die kasachische Torfrau Zheleznyak und die weiteren Abwehrspielerinnen überlistete. Nun ging es wieder Schlag auf Schlag. Erst köpfte Odebrecht an die Latte, dann zog Popp mit ihrem vierten Treffer mit Mbabi gleich. Nach einer guten Stunde näherte sich Deutschland nun dem Länderspielrekord, den Rechtsverteidigerin Babett Peter erst einstellte (62.) und nur drei Minuten sogar egalisierte. Beide Male vollstreckte sie aus kurzer Distanz, nachdem die Kasachinnen den Ball nicht klären konnten.
Beim Stand von 14:0 beendete die Bundestrainerin das Stürmer-Duell Mbabi/Popp und wechselte die vierfachen Torschützinnen aus. Für sie kamen Martina Müller (VfL Wolfsburg) und Dzsenifer Maroszan vom 1. FFC Frankfurt. Die Wolfsburgerinnen Müller schrieb sich nur vier Minuten nach ihrer Einwechslung ebenfalls in die Torschützenliste ein. Damit nicht genug, auch sie traf zum Doppelpack in der 85. Minute. Den schönsten Treffer zum Abschluss erzielte Babett Peter. Die Spielerin vom 1. FFC Turbine Potsdam schlenzte den Ball aus rund 25 Minuten ins lange Eck.
Mit diesem historischen 17:0 zog die deutsche Frauenfußball-Nationalmannschaft nicht nur mit Punkten an Spitzenreiter Spanien gleich, sie zog nun auch mit Toren an den Südeuropärinnen vorbei.
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Aufstellungen
Deutschland: Angerer – Faißt, Bartusiak, Goeßling, Peter – Behringer (46. Mittag), Odebrecht, Laudehr, Bajramaj – Mbabi (70. Marozsan), Popp (70. Müller)
Kasachstan: Zheleznyak- Idiatulina, Krassyukova, Bissembayeva, Alyakina – Myasnikova, Ivanova, Zholchiyeva (80. Zhanatayeva), Karibayeva – Li ( 46. Birvagen), Kirgizbayeva
Tore:
1:0 Mbabi (3.)
2:0 Popp (5.)
3:0 Mbabi (10.)
4:0 Popp (11.)
5:0 Mbabi (14.)
6:0 Mbabi (16.)
7:0 Laudehr (23.)
8:0 Popp (32.)
9:0 Behringer (36. Handelfmeter)
10:0 Laudehr (44.)
11:0 Bajramaj (51.)
12:0 Popp (59.)
13:0 Peter (62.)
14:0 Peter (65.)
15:0 Müller (74.)
16:0 Müller (85.)
17:0 Peter (89.)
Schiedsrichter: Vitulano (Italien)
Zuschauer: 6.528
1. Deutschland | 3 | 24:1 | +23 | 9 |
2. Spanien | 3 | 17:3 | +14 | 9 |
3. Rumänien | 4 | 11:8 | +3 | 6 |
4. Kasachstan | 4 | 2:24 | -22 | 4 |
5. Schweiz | 3 | 7:8 | -1 | 3 |
6. Türkei | 4 | 2:19 | -17 | 1 |