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Die konjunkturelle Stimmung unter den IHK-Mitgliedsunternehmen in Wiesbaden, dem Rheingau-Taunus-Kreis und Hochheim am Main bleibt deutlich getrübt. Auch der Ausblick auf das kommende Jahr zeigt keine Besserung. Die Unternehmen sehen vor allem die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und die zunehmende Bürokratie als größte Geschäftsrisiken an.
Der Geschäftsklimaindex, den die Industrie- und Handelskammer (IHK) Wiesbaden regelmäßig erhebt, ist von 96 auf 100 Punkte gestiegen. Damit befindet sich die regionale Wirtschaft seit über einem Jahr in einem Zustand der Stagnation. Ein ähnlicher Trend zeigt sich hessenweit, wo sich der Geschäftsklimaindex von 92 auf 96 Punkte verbessert hat.
„Der aktuelle Konjunkturbericht verdeutlicht, wie sehr unsere Wirtschaft gegen erhebliche Widerstände ankämpfen muss,“ erklärt IHK-Präsident Jörg Brömer. „Einige dieser Probleme sind selbst verursacht. Dass die Unternehmen die Wirtschaftspolitik und insbesondere die zunehmende Bürokratie als größtes Geschäftsrisiko sehen, ist ein dringendes Warnsignal. Ohne ein Umdenken in der Politik wird es schwierig, wieder auf Wachstumskurs zu gelangen.“
Die Lage in den einzelnen Branchen ist gemischt. Lediglich der Dienstleistungssektor, der traditionell am stabilsten ist, überschreitet die Wachstumsschwelle mit einem Branchenindex von 110 und hebt somit den Durchschnitt an. Im Gegensatz dazu verzeichnet der Industriesektor eine rückläufige Entwicklung mit einem Index von 90. Der Einzelhandel hat zwar seinen Status als Sorgenkind der Konjunktur abgelegt, steht jedoch weiterhin vor großen Herausforderungen (Branchenindex 92). Der Großhandel steht aktuell vor den größten Herausforderungen und weist einen Branchenindex von 80 Punkten auf.
Für die kommenden 12 Monate erwarten die Unternehmen weiterhin ein schwaches Exportgeschäft, obwohl sich die Erwartungen leicht verbessert haben (Saldo -2). Die Prognosen für die Beschäftigungsentwicklung deuten auf eine Stabilisierung hin (Saldo 2). Die Investitionsbereitschaft bleibt jedoch gering (Saldo -5). Der Anteil der Unternehmen in finanziellen Schwierigkeiten ist leicht auf 34 Prozent gesunken. Besonders im Einzelhandel bestehen weiterhin große Herausforderungen: 63 Prozent der Unternehmen in dieser Branche geben an, in einer schwierigen finanziellen Lage zu sein, wobei insbesondere Liquiditätsengpässe Anlass zur Sorge geben.
Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen sind mit 67 Prozent der Nennungen das am häufigsten genannte Geschäftsrisiko und erreichen damit einen regionalen Höchststand. Danach folgen die Inlandsnachfrage (63 Prozent) und der Fachkräftemangel (51 Prozent). Positiv ist die Entwicklung bei den Energie- und Rohstoffpreisen, die nur noch von 39 Prozent der Unternehmen als Risiko genannt werden, verglichen mit zuvor 51 Prozent.
Fabian Lauer, stellvertretender Geschäftsführer und Leiter Wirtschaftspolitik der IHK, betont, dass die Konjunkturergebnisse eine klare Botschaft senden: „Die Wirtschaft in unserer Region stagniert nicht zuletzt aufgrund der zunehmenden Vorgaben, Berichts- und Dokumentationspflichten, die dringend benötigtes Wachstum behindern. Beispiele hierfür sind das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz oder der europäische CO2-Grenzausgleichsmechanismus CBAM, deren Auswirkungen bisher kaum abzuschätzen sind. Die Politik muss die Entbürokratisierung ernsthaft angehen und die Wirtschaft entlasten.“
Im IHK-Konjunkturbericht finden sich detaillierte Analysen und anschauliche Grafiken zur aktuellen wirtschaftlichen Lage im Raum Wiesbaden. Interessierte können ihn kostenfrei unter www.ihk.de/wiesbaden/konjunkturbericht abrufen. Zusätzlich besteht für regionale Unternehmen die Möglichkeit, sich für die dreimal im Jahr stattfindende Befragung anzumelden.
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Foto: Schlasius / IHK Wiesbaden