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Das Tiefbau- und Vermessungsamt teilte am Mittwoch in einer Meldung mit, dass die mobile Behindertentoilette auf dem Luisenplatz am Freitag, 11. August, entfernt werden muss.
Trotz täglicher Reinigung sei es nicht möglich, eine saubere Toilettenkabine anzubieten, weil permanent vorsätzliche Verunreinigungen von bisher nicht bekannten Personen zu unzumutbaren Zuständen geführt hätten.
Die Logik hinter dieser Aktion ist nicht erkennbar. Was folgt diesem Beschluss? Werden als nächstes die Mülleimer im Stadtgebiet entfernt, weil häufig Müll daneben geworfen wird oder die Behälter oft vor der Leerung überlaufen? Werden die Straßen und Gehwege nicht mehr gekehrt, weil sie ja sowieso wieder verschmutzt werden? Waschen wir unser Wäsche nicht mehr, denn sie bekommt ja wieder Flecken?
Im Gespräch mit zwei Männern, die den Luisenplatz fast täglich aufsuchen, zeichnen sich die Konsequenzen ab: „Dann wird doch wieder in die Büsche und die Abgänge der Tiefgarage gepinkelt. Wir brauchen hier in keinem Lokal nachfragen, die lassen uns ihre Toiletten nicht benutzen“, erzählen die beiden. Noch schlimmer ist es für die Frauen vor Ort, die können nicht mal schnell an einem Busch oder an einer Hauswand austreten. Das ist demütigend und sehr traurig.
Direkt betroffen sind auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kultusministeriums, das die Amtsräume links und rechts des Luisenplatzes hat. Die Fäkalgerüche steigen in den Sommermonaten demnächst wieder durch die geöffneten Fenster in die Büros und machen nicht undbedingt Lust auf die Arbeit.
Auch für die jeden Sonntag stattfindende Nahrungsmittelverteilung durch die Streetangel in Zusammenarbeit mit der ausgezeichneten (privaten) Obdachlosenhilfe Wiesbaden, ist die fehlende Toilette ein Problem, denn auch an diesem Tag wird die Toilette dringend benötigt.
Wer schulpflichtige Kinder hat kennt dieses Problem nur zu gut. Keine Schule, in der nicht regelmäßig Probleme mit mutwillig verschmutzten und beschädigten Toiletten auftauchen. Elternbeiräte setzen das Thema quasi schon prophylaktisch auf die Tagesordnung, es passt fast immer.
Auch bei Veranstaltungen im Kurhaus sehen die Damentoiletten (aus eigener Erfahrung) am Ende einer Veranstaltung in der Regel so aus, dass einem das Reinigungspersonal nur leidtun kann.
Dementsprechend kann das kein wirkliches Argumnent sein. Den Zugang zu Wasser und seine Notdurft in einem geschützten Rahmen verrichten zu können, sollte selbstverständlich sein und nicht der Behördenwillkür ausgesetzt werden.
Ein Blick in das Toilettenhäuschen zeigt zumindest am Mittwoch keine nennenswerte Verschmutzung. Laut Aussagen der beiden Männer auf dem Luisenplatz läuft es mit dem neuen Servicepartner sogar sehr gut. Die Toiletten seien immer OK.
Ist es also am Ende einer Kostenfrage, die zur Abholung des Häuschens führte? Eine Lösung dort kein stilles Örtchen mehr anzubieten ist es sicher nicht.
Hallo lieber Oberbürgermeister Sven Gerich, fällt das nicht in Ihren Zuständigkeitsbereich – wie geht es mit diesem Thema weiter?
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Fotos: Petra Schumann