ANZEIGE
Um neue Bürger in Wiesbaden, die als Flüchtlinge in die Landeshauptstadt gekommen sind zu integrieren gibt es zahlreichen Angebote. Auch der Kulturbereich bietet Ansätze die neue Heimat und auch die neuen Mitbürger über künstlerische Themen kennenzulernen.
Im Rahmen einer Projektschau im Spiegelsaal des Walhalla haben die beteiligten Kulturschaffenden ihre im Rahmen des Sonderprogramms geförderten Kulturprojekte präsentiert. Kultur- und Integrationsdezernentin Rose-Lore Scholz hebt hervor: „Es freut mich sehr, dass es uns gelungen ist, dieses zusätzliche Förderprogramm aufzulegen. Mit kulturellen Angeboten werden das Ankommen der Flüchtlinge und ihre Integration unterstützt. Die große Resonanz der Kulturschaffenden, die kurzfristig mehr als dreißig Projektvorschläge einreichten, hat mich sehr beeindruckt. Für ihr Engagement danke ich allen Beteiligten sehr herzlich.“
Fünfzehn Projekte können mit einer Förderung aus dem Sonderetat von 50.000 Euro durchgeführt werden. Sie umfassen eine Bandbreite kulturellen Schaffens mit unterschiedlichen Ansätzen und Zielgruppen:
• Theaterprojekte
• Schreibprojekte für Frauen und für Jugendliche
• Filmprojekte
• Projekt opera:tasting
• Multimediales Projekt mit Schüler/innen
• Angebote zum Erstellen eigener Kunstwerke für Erwachsene und für
Kinder/Jugendliche
• Musik- und Gesangsprojekte
Allen Projekten ist gemein, dass sie gezielt auf Flüchtlinge zugehen und sie einladen, unsere Kultur kennen zu lernen, sich selbst spielerisch mit den verschiedenen Medien zu beschäftigen und neue Ausdrucksformen zu entdecken. Dabei werden, quasi nebenbei, Deutschkenntnisse verbessert, Werte vermittelt und vieles mehr.
Einheimische und Flüchtlinge kommen zusammen, knüpfen Kontakte, setzen sich mit Differenzen und Gemeinsamkeiten auseinander und entwickeln mehr gegenseitiges Verständnis. Die Projekte werden von Kulturschaffenden professionell angeleitet und wirken nachhaltig. Die Durchführung erfolgt im zweiten Halbjahr 2016 und ersten Halbjahr 2017.
P.S.: Sind Sie bei Facebook? Dann werden Sie Fan von Wiesbadenaktuell.de
Kurzbeschreibung der Förderprojekte „Kultur von, mit und für Flüchtlinge“
„Heimat – Identität im Wandel“
Ausstellung als Plattform für ein Flüchtlingsprojekt mit Jugendlichen
Die Ausstellung in der Walkmühle, mit Positionen von Künstlern aus verschiedenen Ländern und mit unterschiedlichen künstlerischen Medien ist Ausgangsbasis. Die Teilnehmer, jugendliche unbegleitete Flüchtlinge, erarbeiten verschiedene Präsentationstechniken und setzen sich selbst die Themen durch die Auswahl der Kunstwerke. Ziel ist eine Präsentation (eine Art Führung) der Teilnehmer durch die Ausstellung vor öffentlichem Publikum, bei der die Möglichkeiten des eigenen Ausdrucks erlebt werden.
Künstlerverein Walkmühle e.V., Stefanie Blumenbecker, Sommer 2016
„Katzelmacher“ , Theaterprojekt mit Flüchtlingen
Im Zentrum der Walhalla Kulturtage stehen die Filme von Rainer Werner Fassbinder aus dem Jahr 1968 „Katzelmacher“ und „Angst essen Seele auf“, die zu einem Theaterstück zusammengefasst wurden. Die Darsteller der deutschen fremdenfeindlichen Gruppe sollen ausschließlich Flüchtlinge oder Menschen mit Migrationshintergrund sein. Durch diesen Verfremdungseffekt sollen Akteur und Betrachter die Dinge in einem neuen Licht erscheinen. Widersprüche in der Realität werden sichtbar gemacht, um eine kritischere und bewusstere Wahrnehmung des Gezeigten zu ermöglichen.
Walhalla Theater e.V., Sigrid Skoetz
„Jung und Alt zusammen kreativ“ Kunstprojekt mit Kindern und Senior*innen
Ältere Menschen und Geflüchtete teilen das gleiche Schicksal: Isolation und Exklusion. Sie leiden unter einer fehlenden Infrastruktur und dem Mangel an partizipativen Möglichkeiten. Mit dem generationsübergreifenden Projekt will MigraMundi e.V. geflüchteten Kindern die Möglichkeit bieten, durch Malen mit älteren Menschen einen Zugang zur deutschen Gesellschaft zu finden. Gleichzeitig sind viele Bewohner*innen des Seniorenzentrums auf Grund demografischer Entwicklungen allein und isoliert. Durch den Kontakt und den Austausch mit den Kindern können sie ihre Erfahrungen teilen und gleichzeitig neue interkulturelle Erfahrungen machen.
MigraMundi e.V., Zsuzsanna Dobos de Prada
„Projekt Fluchtpunkt – Gib mir ein A“, Theaterprojekt mit Flüchtlingen
Jugendliche und erwachsene Flüchtlinge erhalten die Möglichkeit, die Sprache als besondere Ausdrucksform spielerisch zu erforschen. Mit Übungen aus dem Schauspieltraining und der Improvisation lernen sie verschiedene Darstellungsformen kennen und erweitern ihre Ausdrucksmöglichkeiten – Ideen, Bilder, Situationen werden spielerisch zu Szenen gefasst und ausprobiert. Im zweiten Schritt entsteht eine Szenenfolge, die in der Wiederholung zur Vergewisserung der erlernten Fähigkeiten dient und den Ausblick öffnet auf weitere Möglichkeiten der Ideenentwicklung und Darstellung.
Semiramis e. V., Priska Janssens
„Mobile Kunstwerkstätten“ Kunstprojekt für Kinder
Die „mobilen Kunstwerkstätten“ in Wiesbaden sind ein Zusammenschluss freischaffender Künstler, die eine künstlerische Spielwiese für sozial- und bildungsbenachteiligte Kinder schaffen. In dem Projekt werden Bauwagen und Container an Gemeinschaftsunterkünften gestellt. Einmal in der Woche können geflüchtete Kinder sich künstlerisch ausprobieren. Unter professioneller Anleitung wird gebastelt, gebaut, gemalt und geschnitzt. Die Kinder lernen, mit unterschiedlichen Materialien zu arbeiten, und können ihre Kreativität und handwerklichen Fähigkeiten entfalten.
Wiesbadener Kinder- und Jugendkunstschule e.V., Julia Isterling „die Kunstwerker“
„Begegnungen mit Wiesbaden“, Kunstprojekt
In dem Projekt werden Geflüchtete die Stadt Wiesbaden zeichnend kennenlernen und sich dabei mit der deutschen Sprache vertraut machen. Sie treffen sich mit der Künstlerin in der Stadt, besuchen die besonderen Orte und gestalten ein persönliches Skizzenbuch mit Notizen zu neuen Vokabeln und den Orten.
Christine Kaiser, Künstlerin
„opera:tasting“ (Erweiterung des Projektes welcome:opera)
Das Projekt bietet jungen Geflüchteten und Einheimischen zwischen 18 und 38 Jahren einen Begegnungsraum zum kulturellen Austausch. Die Teilnehmer*innen entdecken gemeinsam die Oper und nehmen an mehreren Treffen teil. Im Mittelpunkt der Treffen steht die Kommunikation zwischen den Teilnehmenden, die durch Moderation initiiert und unterstützt werden. Ergänzt durch neue Informationen, zum Beispiel über neue Opern und Opernbesuche.
Camerata Nuova, Armin Kretschmar
„Singklassen in Wiesbadener Schulen“ Musikprojekt mit Grundschulkindern
Eingebettet in das stadtweite „Lieder-Insel-Projekt“, werden 5 „Deutsch-Intensiv-Grundschulklassen“ für Migrantenkinder in diesem Schuljahr wöchentlich besucht. Das gemeinsame Kennenlernen und Singen internationaler Lieder wirkt sich unmittelbar positiv auf das Sozial- und Lernverhalten aus. Am Ende des Schuljahres werden alle rund 800 Schulkinder über ein einheitliches Repertoire von bis zu 30 Liedern und Songs verfügen. Geplant ist ein abschließendes Sing-Fest im Staatstheater, zu dem alle Kinder, Lehrer und Eltern eingeladen sind.
Christoph Nielbock, Leiter der Wiesbadener Musik-und Kunstschule / Wiesbadener Musikakademie
„Internationales Jugend-Friedensensemble“, Musikprojekt mit Jugendlichen
Geflüchtete und einheimische Jugendliche werden in einem Jugendorchester gemeinsam musizieren. Durch Zusammenarbeit an einem gemeinsamen Projekt soll das wechselseitige Kennenlernen der vielfältigen Kulturen sowohl auf persönlicher als auch auf musikalischer Ebene ermöglicht und gefördert werden. Musikalisch sollen Werke aus unterschiedlichen Kulturen eingeübt werden.
Ako Karim, Musikpädagoge
„Heimat schmieden“, Kunstprojekt im Bergkirchenviertel
Auf dem neu gestalteten Quartiersplatz Bergkirchenviertel soll mit einem festen Kern aus ca. 10 Flüchtlingen und weiteren Nachbarn des Viertels ein gemeinsames Kunst-Werk geschmiedet werden, das im Viertel verbleibt. Der Kunstschmied Joachim Harbut überlegt und entwirft gemeinsam mit den Teilnehmern, was zum Charakter des Bergkirchenviertels passt oder einem symbolhaften „Heimat-Bild“ entspricht. Das handwerkliche Tun verbindet über jedes Alter und Sprache hinaus und stärkt das Gemeinschaftsgefühl. Die neue Umgebung wird mitgestaltet, und die Flüchtlinge verorten sich mit dem Kunstwerk in ihrer derzeitigen Heimat.
Michaela Höllriegel, Atelier Römerberg
„Lernort Kino – Filmbildung mit geflüchteten Jugendlichen“
In diesem Schuljahr findet monatlich ein gemeinsamer Kinobesuch mit anschließendem Filmgespräch für 3 Schulklassen mit geflüchteten Jugendlichen im Murnau Filmtheater statt. Diese Form der Filmarbeit dient der Identitätsbildung, dem Ausbau der Sprach- und Kommunikationskompetenz und zugleich dem Erwerb von Kenntnissen zum neuen Lebens- und Kulturraum. Studierende des Fachbereichs Sozialwesen werden das Projekt begleiten und auswerten. Ziel ist es, den Programmverantwortlichen eine Rückmeldung zu Rezeptionsformen der Jugendlichen sowie Handlungsempfehlungen für die weitere Ausrichtung von Angeboten der Filmbildung für Geflüchtete zur Verfügung zu stellen.
Prof. Dr. Tanja Grendel, Hochschule RheinMain, Fachbereich Sozialwesen
Weitere Informationen: Razaw Akram, Amt für Zuwanderung und Integration
Telefon: 0611 / 312181
Monika Fiala, Kulturamt
Telefon: 0611 / 314719
Symbolfoto