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Die Themen Windeln wechseln, Dampfgarer, Abiball, Ehe für alle und Martin Luther verbindet man nicht unbedingt mit dem hessischen Kultusminister Ralph Alexander Lorz. Da es dem hr-Journalisten Meinhard Schmidt-Degenhard im Rahmen der Abendgespräche im Roncalli-Haus aber um die „Lust und Last des Politikerlebens“ und vor allem um den Menschen ging, drehte sich die im Plauderton geführte Unterhaltung mit Lorz auch um Privates, Glaube und Religion und persönliche Ansichten des Ministers. In der Gesprächsreihe „Gott und die Welt“ gehe es vor allem um Personen, ihre Auffassungen, ihre Biografien und ihr Leben betonte auch Johannes Oberbandscheid von der Limburger Erwachsenenbildung in seiner Begrüßung.
Nicht nur auf dem Hessentag sei Lorz sehr präsent gewesen, als erster hessischer Minister mit Babypause habe Lorz ebenfalls Schlagzeilen gemacht, begann Schmidt-Degenhard das Gespräch. Er sei kein völliger Novize, schließlich habe er schon einen großen Sohn, betonte Lorz. „Wickeln ist meine Domäne“, verriet der CDU-Politiker augenzwinkernd. In der Elternzeit entwickle man ein ganz anderes Gefühl für die Bedürfnisse des Kindes, deshalb sei diese Auszeit sehr wichtig.
Ob er als Vater auch schon mal an die Decke gegangen sei, wenn sein Sohn Probleme mit den Lehrern gehabt habe, wollte der Journalist wissen. Er habe sich ganz bewusst nie in solche Konflikte eingeklinkt, sagte Lorz, sondern versucht, immer ruhig zu bleiben. Meistens sei sein Sohn dann ganz selbstständig einen Dialog mit dem Lehrer eingegangen.
Und dann ging es doch noch um die Bildungspolitik. Wo denn die meisten Probleme lägen, fragte der Journalist. Eine Herausforderung sei sicherlich die Heterogenität der Schülerschaft, aber auch die Vermittlung von Werten, so Lorz, der sich wünschte, dass sich die Schüler während ihrer Schullaufbahn zu mündigen, selbstbestimmten Persönlichkeiten entwickelten. Das gehe nicht ohne die Lehrerschaft, die besser als ihr Ruf sei. Im Digital-Pakt sieht der Kultusminister eine Aufgabe, die die Schulpolitik noch über Jahre hinweg begleiten werde. Eine gute digitale Ausstattung der Schulen sei kein Allheilmittel, berge aber ein großes Potential, wenn das dahinter liegende pädagogische Konzept stimme.
Eine Herausforderung für sein Ministerium sei auch die neue religiöse Vielfalt und der Mitgliederverlust der traditionellen Kirchen. Die Kinder müssten im Religionsunterricht dazu gebracht werden, den eigenen Glauben zu reflektieren. Hier müsse der Dialog gesucht, gegebenenfalls auch Grenzen gesetzt werden, verwies der Minister auf das noch ausstehende Gutachten über die Ditib.
Darauf angesprochen, wer denn die größte Gestalt in der Geschichte gewesen sei, nannte Lorz Jesus. Keiner habe die Welt mehr umgekrempelt als er, so der überzeugte Lutheraner, dessen Frau katholisch ist und mit der er viel über den Glauben diskutiere. Dank seiner Religion sei er ein Optimist: „Die Welt ist in den letzten Jahrzehnten besser geworden.“ Zum Abschluss wollte Schmidt-Degenhard dann noch wissen, was ein Kultusminister in den Sommerferien mache. „Er macht das, was auch die Schüler und Lehrer machen. Er fährt mit seiner Familie in den Urlaub“, schloss Lorz das Gespräch.
Die Abendgespräche im Roncalli-Haus der Katholischen Stadtkirche und der Katholischen Erwachsenenbildung werden am Donnerstag, 5. Oktober, um 19:30 Uhr fortgeführt. Dann sind der Jesuitenpater Friedhelm Hengsbach und der Historiker Michaels Wolffsohn zu Gast. Bischof Georg Bätzing stellt sich dann am 7. Dezember den Fragen von Schmidt-Degenhard.
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