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Die Auswirkungen des Warnstreiks in Wiesbaden waren am Dienstag überall zu spüren. In der Innenstadt waren keine ESWE-Busse weit und breit zu sehen. Bis auf paar wenige ORN-Busse, die vereinzelt fuhren, gab es stadtweit verwaiste Haltestellen. Auch bei den großen Umsteigepunkten wie Hauptbahnhof, Platz der Deutschen Einheit und dem Dern'schen Gelände war auffällig wenig los. Nur einige wenige Fahrgäste blieben verwundert stehen und mussten sich erst erkundigen warum kein Bus fuhr.
Die freien Busspuren wurden von auffällig vielen Taxis befahren. Unbesetzte Taxis platzierten sich an strategisch günstigen Haltestellen abseits der üblichen Halteplätze, um vielleicht den ein oder anderen Uninformierten als Fahrgast zu gewinnen. Die Taxiunternehmer und -fahrer waren wohl eine kleine Minderheit, die von dem Streik nicht negativ betroffen waren.
"Der Umsatz bei den Taxifahrten hat sich locker um das Doppelte gesteigert", berichtete ein Wiesbadener Fahrer gegenüber Wiesbadenaktuell.de, er selbst habe heute einige Kollegen unterwegs gesehen, die sonst nie die Tagschicht fahren. "Viele Berufstätige waren auf die Taxis angewiesen, um zur Arbeit zu kommen, deshalb ging es speziell in den Morgenstunden richtig rund", so der Fahrer weiter. Er findet den Warnstreik gerechtfertigt, nicht weil er einer der wenigen ist, die davon profitieren, sondern weil er die Streikenden mit ihren Forderungen nach mehr Lohn gut verstehen kann.
Stephan Neeb aus Wiesbaden, der sonst immer mit dem Bus zur Arbeit fährt: „Man hat ja durch die Presse am Montag erfahren das die ESWE Busfahrer streiken und so bin ich heute mit dem Fahrrad zur Arbeit gefahren. Es war zwar etwas frisch, aber trocken. Ich kann es verstehen, dass die Busfahrer streiken und, wenn es nur heute ist, dann habe ich Verständnis dafür."
„Das die Busse heute nicht fahren ärgert mich schon ein wenig, aber ich kann die Busfahrer schon verstehen. Wer möchte nicht mehr Geld. Das war schon ein merkwürdiges Bild, Wiesbaden ohne Busse. Das habe ich glaube ich noch nie erlebt. Morgen fahre ich dann wieder wie gewohnt mit der ESWE. Viele sind auf's Auto umgestiegen, die Straßen waren etwas voller als sonst. Dementsprechend musste man etwas mehr Geduld mitbringen", merkte Sabine Heck aus Sonnenberg an.
Einige Jugendzentren im Stadtgebiet und eine Schülerhilfe wurden ebenfalls bestreikt. Viele städtische Kindertagesstätten blieben am Dienstag geschlossen. Im Vorfeld wurden die Eltern hingewiesen, dass nur ein eingeschränkter Notdienst angeboten wurde.
Ab Betriebsbeginn wurde die Ausfahrt des Betriebshof in der Gartenfeldstraße mit Streikenden besetzt, so dass keine Busse herausfahren konnten. Die gut 250 streikenden Tarifbeschäftigten aus allen öffentlichen Bereichen trafen sich zu einer einstündigen Kundgebung auf dem Bahnhofsplatz. Im Anschluss zog der Tross durch die Wiesbadener Innenstadt mit einigen Spruchbändern, um auf die Lohnforderungen aufmerksam zu machen.
Fotos: Stefan Becker