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Nach zehn Jahren ist es nun geschafft. Die neue Schiersteiner Brücke (A643) ist fertiggestellt. Die Arbeiten an dem Mammutprojekt hatten 2013 begonnen. In diesen zehn Jahren ist viel passiert und viel Wasser der Rhein heruntergeflossen wie zum Beispiel im Februar 2015 als bei Stabilisierungsarbeiten für die marode Schiersteiner Brücke ein Panne passierte und die Brücke sich um 40 Zentimeter senkte. Die Folge: Vollsperrung in das Rhein-Main-Gebiet wurde über Monate in ein Verkehrschaos gestürzt.
Die Rheinbrücke mit je drei Fahrsteigen pro Richtung steht ab Montagmorgen, 14. August, circa 5:00 Uhr, allen Autofahrerinnen und Autofahrern offiziell zur Verfügung. Am Sonntag, 13. August, wurde die Rheinbrücke in einem Festakt durch den Bundesminister für Digitales und Verkehr Dr. Volker Wissing symbolisch sowie Wiesbadens von Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende und dem hessischen Verkehrsminister Tarek Al-Wazir eröffnet.
„Mit der Fertigstellung der Schiersteiner Brücke übergeben wir eine neue, leistungsfähige Rheinbrücke dem Verkehr. Sie steht für viele neue technische Entwicklungen, die das Bauwerk robust machen und auch dauerhaft auf den wachsenden Verkehr ausrichten. Darüber hinaus realisieren wir mit ihr einen wesentlichen Abschnitt des 6-streifigen Ausbaus zwischen der Anschlussstelle Mainz-Mombach und dem Schiersteiner Kreuz“, so Bundesverkehrsminister Dr. Volker Wissing (FDP).
In den Neubau der Rheinbrücke Schierstein hat der Bund rund 252 Millionen Euro investiert. Ursprünglich waren 216 Millionen Euro berechnet. Damit ist der Neubau deutlich teurer geworden als geplant. „Das ist gut angelegtes Geld, weil wir die gesamte Region im Wettbewerb mit anderen Top-Standorten stärken. Ein leistungsstarkes Straßennetz ist ein entscheidender Standortfaktor gerade für den gesamtwirtschaftlichen Wohlstand des Rhein-Main-Gebietes“, fügte Wissing an und ergänzte: „Um auch zukünftig wettbewerbsfähig und wirtschaftlich stark zu bleiben, wird der Bund weiterhin konsequent in den Ausbau und Erhalt einer modernen und leistungsfähigen Infrastruktur investieren, so wie hier an der A66 / A643.“
„Nach zehn Jahren Bauzeit ist die Schiersteiner Brücke endlich wieder komplett voll für den Verkehr nutzbar. Das ist ein bedeutendes Verkehrsprojekt für Wiesbaden und die Region Rheingau und Rheinhessen. Die Fertigstellung ist wichtig und bedeutsam, um das innerstädtische Verkehrsnetz vom Durchgangsverkehr zu entlasten. Wir hoffen, dass auch zeitnah eine Lösung für das zunächst weiter bestehende ‘Nadelöhr‘ auf der linksrheinischen Seite gefunden wird“, sagte Gert-Uwe Mende (SPD) anlässlich der Brückenöffnung.
Alle Pendlerinnen und Pendele sowie Wiesbadenerinnen und Wiesbadener, aber auch die vielen Unternehmen, haben in den vergangenen Jahren, insbesondere noch einmal drastisch verschärft durch den Ausfall der Salzbachtalbrücke, jeden Tag enorme Umwege und Zeitverluste in Kauf nehmen müssen. Deshalb ist Mende erfreulich, dass der Verkehr über die Schiersteiner Brücke jetzt wieder rollen kann.
Der Oberbürgermeister hofft nun auch noch auf eine rasche Freigabe der Salzbachtalbrücke. Die Südbrücke soll planmäßig ab Ende 2023 mit zwei verengt geführten Fahrstreifen in Fahrtrichtung Frankfurt und Rüdesheim zur Verfügung stehen. „Wir sind dankbar, dass die Autobahn GmbH das Projekt Salzbachtalbrücke mit Hochdruck betreibt. Die Inbetriebnahme der Brücke ist die Voraussetzung für eine signifikante Entlastung des innerstädtischen Straßennetzes.“
„Mit dem Start der Autobahn GmbH im Januar 2021 haben wir viele Projekte, die noch von den Straßen- und Verkehrsbehörden der Länder begonnen wurden, übernommen. Diese bringen wir erfolgreich zum Abschluss. Heute danke ich allen Beteiligten, die in den vergangenen Jahren auf den heutigen Tag hingearbeitet haben“, so Ulrich Neuroth, Direktor der Niederlassung West der Autobahn GmbH.
Zehn Jahre wurde an den beiden neuen Brückenbauwerken gearbeitet. Ursprünglich sollten die Arbeiten 2019 fertig sein. Doch viele Probleme und Herausforderungen sorgten immer wieder für Zeitverzug sowie Niedrigwasser im Rhein. Die Einschwimmer der rund 2.000 Tonnen schweren Stahlelemente.
Tarek Al-Wazir, Staatsminister für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen des Landes Hessen (GRÜNE): „Die neue 'Schiersteiner‘ bedeutet nicht nur ein zügigeres Überqueren des Rheins für den Autoverkehr, auch der Rad- und Fußverkehr wird mit gleich drei Rad- und Gehwegverbindungen über den Rhein profitieren. Der schlechte Zustand der alten Brücke und die lange Planungs- und Bauzeit bis zur Eröffnung der neuen Brücke machen aber auch deutlich: Wir brauchen eine Beschleunigung wichtiger Infrastrukturvorhaben. Das gilt angesichts der nötigen Verkehrs- und Energiewende vor allem für das Schienennetz und die Energieversorgung, aber eben auch für Erhalt und Sanierung des bestehenden Straßennetzes, denn viele Autobahnbrücken sind am Limit und müssen dringend saniert oder ersetzt werden.“
„Es ist gut, dass sich die Ampel-Koalition im Bund auf die Beschleunigung des Ausbaus von Infrastruktur verständigt hat und davon auch rheinland-pfälzische Autobahnprojekte profitieren werden. Es braucht ein leistungsfähiges Infrastrukturnetz aus Straßen, Brücken, Schienen und Wasserstraßen. Die Beschlüsse aus Berlin sind daher genau richtig und entscheidend für die Zukunft unserer Wirtschaftsstandorte“, so Andy Becht (FDP), Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau des Landes Rheinland-Pfalz.
Die Einweihung wurde von Protesten begleitet. Klimaschützer kamen mit Plakaten, auf denen sie unter anderem einen "Nulltarif im ÖPNV - jetzt!" oder "Autobahnbau stoppen - Wald statt Asphalt" forderten und deutlich Wissings Verkehrspolitik kritisierten. Sie verlangen schon seit längerem, der Bundesverkehrswegeplan müsse gestoppt und unter Klimaaspekte gestellt werden. Immer mehr Naturschutzflächen würden zerstört.
Andere sehen das Naturschutzgebiet Mainzer Sand in Gefahr. Auf Bannern wurde gefordert "Kein Ausbau der A643 in Mainz". Deshalb waren viele Polizeikräfte am Sonntag rund um die Brücke sowie auf dieser, als auch auf dem Rhern im Einsatz.
Für den Straßenverkehr wird die Schiersteiner Brücke im Verlauf der Autobahn 643 zwischen Mainz und Wiesbaden erst Montagfrüh (5:00 Uhr) freigegeben. Je drei Spuren pro Fahrtrichtung plus Standstreifen stehen dann zu Verfügung. Seit Freitagabend ist die Brücke komplett gesperrt, der Verkehr wird umgeleitet.
Auf der neuen Schiersteiner Brücke gilt in beiden Richtungen Tempo 100.
Die Autobahn A643 ist im Abschnitt zwischen Schiersteiner Kreuz und Mainzer Dreieck mit täglich bis zu 90.000 Kraftfahrzeugen am Tag stark belastet - und zu bestimmten Tageszeiten auch deutlich überlastet. Die dadurch verursachten Verkehrsprobleme wirken sich auch auf den Verkehrsablauf der A66 und das nachgeordnete Straßennetz negativ aus. Mit Fertigstellung der Schiersteiner Brücke wird ein wesentlicher Abschnitt des 6-spurigen Ausbaus zwischen der Anschlussstelle Mainz-Mombach und dem Autobahnkreuz Wiesbaden realisiert.
Mit dem Neubau der Brücke und der Anbindung der Rheingaustraße konnte zudem eine bestehende Netzlücke im Fuß- und Radverkehr geschlossen werden. Nach Fertigstellung der Brückenbauarbeiten und Anbindung des abgehängten Geh- und Radweges an das vorhandene landseitige Radwegenetz wird die Rettbergsaue auch ohne Fähre für den Radverkehr erreichbar sein. Derzeit wird die Fläche unterhalb der Schiersteiner Brücke, auf welche der abgehängte Geh- und Radweg mündet, noch als Baustelleneinrichtungsfläche von der Autobahn GmbH für den Bau der Schiersteiner Brücke genutzt.
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Hintergrund:
Die Schiersteiner Autobahnbrücke der A643 stammt aus den frühen 1960er-Jahren. Ursprünglich für täglich 20.000 Fahrzeuge ausgelegt, wird sie heute pro Tag von bis zu 90.000 Fahrzeugen überquert, die zudem deutlich schwerer sind als seinerzeit prognostiziert. Ein Gutachten kam zu dem Ergebnis, dass ein hoher Erhaltungsaufwand, verbunden mit regelmäßigen Verkehrseinschränkungen notwendig sei, damit die Brücke befahrbar bleibt.
Basierend auf dem Gutachten wurde 2006 mit der Planung für den 1,28 Kilometer langen Ersatzneubau begonnen. Dabei handelt es sich um ein durchlaufendes Balkenbauwerk, das aus zwei Brücken mit jeweils drei Fahrstreifen und einem Standstreifen besteht.
Fotos: Daniel Becker & Autobahn GmbH / Maurice Kaluscha