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Wer schon einmal ein Wespennest im oder am Haus hatte, kennt das mulmige Gefühl, das einem beim Anblick der oft sehr großen und architektonisch bewundernswerten Bauten erfasst. Der Wiesbadener Imkerverein weist in einer Mitteilung darauf hin, dass die Mitglieder nicht für das Entfernen der unter Naturschutz stehenden Insekten zuständig sind.
Wespen sind in der Regel längst nicht so aggressiv, wie man ihnen nachsagt. Manche von ihnen, beispielsweise die Feldwespe oder die Sächsische Wespe, sind sogar sehr friedlich. Sie verteidigen ihr meist im Freien gebaute Nest nur, wenn sie massiv gestört werden. Lediglich die Deutsche Wespe oder die Gemeine Wespe, die ihre Bauten lieber im Dunkeln – in Dachspeichern oder auch in Rollladenkästen – bauen, haben ein höheres Aggressionspotential. Auch Erdwespen mögen keine Störungen.
„Nicht jedes Wespennest muss gleich entfernt werden, man kann mit den nützlichen Insekten durchaus in friedlicher Koexistenz leben, wenn man auf ihre Lebensweise achtet“, darauf macht der Imkerverein Wiesbaden aufmerksam. Ihn erreichen im Moment fast täglich Anrufe von besorgten Menschen, die sich von den summenden Nützlingen bedroht fühlen und deshalb auf die Hilfe durch einen Imker hoffen, der das Nest entfernt.
„Wir Imker sind keine Kammerjäger und zerstören auch keine Wespennester“, stellt der Vorsitzende des Imkervereins, Siggi Schneider, nachdrücklich fest. „Wir verfügen zwar über Schutzkleidung, die uns vor Stichen von Bienen schützen, aber Wespen sind durch das Bundesnaturschutzgesetz geschützt. Eine Entfernung des Nestes ist nur aus wichtigem Grund – beispielsweise Gefährdung von hochallergischen Personen – erlaubt. Tatsächlich sind nach unseren Erfahrungen aber nur wenige Menschen tatsächlich gesundheitlich stark von Wespenstichen gefährdet.“
„Wenn Wespen dort gebaut haben, wo man ihr Nest umgehen kann, liegt sicherlich kein „wichtiger Grund“ vor, der die Entfernung der Behausung zwingend notwendig macht.
Es gibt einige Regeln, die das Zusammenleben mit den fliegenden Schädlingsbekämpfern, die ihre Brut mit Raupen und Insekten füttern, durchaus möglich machen,“ stellen die Imker fest und haben einige Empfehlungen zusammengestellt:
1. Wespen reagieren auf schnelle Bewegungen. Deshalb am Kaffeetisch oder der Grilltheke die Insekten nicht durch Schlagen verjagen.
2. Besser ist es sie an einen eigenen Tisch – weit genug von der eigenen Tafel entfernt – zum Picknick einzuladen. Eine „Ablenkungsfütterung“ ist sehr oft erfolgreich und schützt vor Mitessern auf dem Kuchen oder der Bratwurst. Zudem kann man die Tiere dort hervorragend beobachten, wie sie mit ihren Mundwerkzeugen Teile aus der dargebotenen Nahrung schneiden und wegtragen. Marmelade und Honig sind ungeeignet, besser sind reife Trauben und süßes Obst.
3. Essen und Getränke möglichst abdecken – nicht aus undurchsichtigen Flaschen trinken. Eine Wespe könnte dort hineingelangt sein.
4. Die Wespen anzupusten ist nicht ratsam. Mit der Atemluft setzen wir nämlich Kohlendioxid frei, was die Wespen als eine Art Alarmsignal empfinden.
5. Spezielle Gerüche von Räucherstäbchen, Duftlampen oder -kerzen, die beispielsweise Zitrone, Nelken oder Salmiak enthalten, können helfen. Diese Düfte mögen Wespen nämlich überhaupt nicht. Es gibt im Handel auch Sprays auf natürlicher Basis, die auf dem Tisch oder der Decke versprüht werden können und Wespen abhalten.
6. Ein Wespenstich ist natürlich unangenehm, aber für die meisten Menschen völlig ungefährlich und viel weniger schmerzhaft als der Stich einer Biene. Um den Stich herum schwillt die Haut etwas an und es juckt und schmerzt ein wenig, mehr passiert aber meistens nicht. Allergiker sollten allerdings unverzüglich ihr Notfallset einsetzen und einen Arzt rufen.
7. Hält man eine Distanz von zwei bis drei Metern ein und versperrt die Flugbahn nicht, fühlen sich Wespen nicht bedroht.
8. Spätestens mit dem ersten Frost ist der Spuk vorbei. Die Untermieter sterben – bis auf die befruchtete Königin – alle ab. Dann sollte man das Nest entfernen, denn die Königin orientiert sich am Geruch. Wo es nach Wespen riecht, baut sie vielleicht ein neues Nest.
9. Wenn eine Entfernung eines Wespennestes unumgänglich ist, kann ein Schädlingsbekämpfer diese Arbeit übernehmen.
Besonders geschützt sind übrigens Hornissen. Die Entfernung ihres Nestes kann empfindliche Bestrafungen nach sich ziehen. Hierfür gibt es Experten, die prüfen, ob eine Umsiedlung möglich ist. Ansprechpartner in Wiesbaden ist die Untere Naturschutzbehörde.
Die Wespen- und Hornissenberatung ist unter Telefon: 0611 / 313711 oder 0611 / 313734 zu erreichen. Außerdem erreichen Sie die Mitarbeiter jederzeit per E-Mail: wespenberatung(at)wiesbaden.de.
Foto: Imkerverein Wiesbaden