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Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
das Jahr 2011 neigt sich nun dem Ende zu. Traditionell blicken wir zum Jahreswechsel zurück und erinnern uns dabei an viele Ereignisse, die das vergangene Jahr geprägt haben. Das ist im Privatleben nicht anders als in der Politik. Das Jahr 2011 wird sicherlich als ein Jahr in die Geschichte eingehen, in der die Finanzkrise die Staaten der Europäischen Union fest im Griff hatte. Die Solidarität zwischen den Mitgliedsländern der Eurozone wurde manches Mal auf eine harte Probe gestellt, und die komplizierten Entscheidungen der zahlreichen Gipfeltreffen waren den Menschen in Europa bisweilen nur schwer zu vermitteln. Gerade in solchen Krisenzeiten kommt es entscheidend darauf an, dass stabile Verbindungen „an der Basis“, also zwischen den Menschen verschiedener Länder, Regionen und Städte bestehen. Lebendige Städtepartnerschaften leisten hier einen wertvollen Beitrag. Daher freue ich mich, dass wir in Wiesbaden zu zahlreichen Städten anderer europäischer Länder gute Beziehungen pflegen. Daran haben unsere Partnerschaftsvereine einen entscheidenden Anteil. All denen, die sich hier mit großem Elan und viel Herz engagieren, gilt unser Dank.
Im Frühjahr sind eine neue Stadtverordnetenversammlung und neue Ortsbeiräte gewählt worden. Mehrheitsverhältnisse haben sich in der Folge verändert – das gehört zum Wesen einer kommunalen Demokratie dazu. Viele neue Stadtverordnete und Ortsbeiratsmitglieder haben ihr Mandat angetreten und übernehmen damit eine große politische Verantwortung für unsere Stadt. Das verdient Anerkennung. Jeden Einzelnen leitet letztlich das Ziel, für das Wohl Wiesbadens und seiner Bevölkerung die beste Entscheidung zu treffen. Deshalb darf bei aller Härte, die die politische Auseinandersetzung manchmal prägt, der Respekt vor dem politisch Andersdenkenden nie verloren gehen.
Wir brauchen Menschen, die sich für das Gemeinwohl einsetzen, gerade auch in den politischen Gremien und Organisationen, in denen wichtige Entscheidungen fallen. Besonders die Jugend ist angesprochen, wenn es darum geht, die Zukunft unserer Stadt zu gestalten. Vor kurzem wurde das zweite Wiesbadener Jugendparlament gewählt. Die Mitglieder des ersten Jugendparlaments haben es geschafft, dieses neue Gremium zu etablieren und ihm eine unverwechselbare Stimme zu geben. Besonders zu dem Thema Jugendgewalt, das in diesem Jahr aufgrund mehrerer abscheulicher Gewalttaten eine traurige Aktualität erlangte, hat das Jugendparlament bedenkenswerte Konzepte vorgelegt und sich in kreativen Aktionen gegen jegliche Gewalt gewandt, besonders gegen die, die von Gleichaltrigen ausgeht. Das war vorbildlich. Ich freue mich, dass sich nun wieder junge Menschen gefunden haben, die sich im Jugendparlament für die Interessen der Wiesbadener Jugendlichen engagieren und die Politik in deren Sinne beeinflussen wollen. Ihnen allen wünsche ich viel Erfolg. Und ich verbinde dies mit dem Aufruf an alle Menschen, die hier leben, sich an den politischen Entscheidungen zu beteiligen, wo es nur geht. Eine Kommunalwahl ist nur alle fünf Jahre, aber darüber hinaus gibt es durchaus Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung- nutzen Sie diese.
Unsere Stadt ist in der glücklichen Lage, eine Bevölkerung zu haben, die sich überdurchschnittlich oft ehrenamtlich engagiert. Die ganze Stadtgesellschaft profitiert von dem Einsatz der ehrenamtlich Tätigen in vielfältiger Weise – nicht nur finanziell. Im Ehrenamt zeigt sich das menschliche und solidarische Gesicht unserer Stadt. Hier wird ein Gemeinsinn erkennbar, auf den jede Gesellschaft angewiesen ist, wenn sie stabil sein will. So findet etwa Integration, eines der Zukunftsthemen nicht nur unserer Stadt, tagtäglich in den vielen Vereinen und Organisationen statt und wird dort ganz konkret gelebt. Die Vereinsarbeit hängt bekanntlich wesentlich von dem Engagement der Ehrenamtlichen ab. Helfende Hände werden hier immer gebraucht. Daher bitte ich Sie, sich zu überlegen, ob nicht auch für Sie eine Möglichkeit besteht, sich zu engagieren. Der selbstlose Einsatz wird eine große persönliche Befriedigung mit sich bringen. Und ich spreche allen, die bereits ein Ehrenamt ausüben, im Namen der ganzen Wiesbadener Bevölkerung Anerkennung und Dank aus.
Ein Datum des nun zu Ende gehenden Jahres möchte ich noch besonders hervorheben: Am 27. Januar, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialsmus, ist die Gedenkstätte für die ermordeten Wiesbadener Juden der Öffentlichkeit übergeben worden. Das Mahnmal am Michelsberg, dort, wo ehemals die Synagoge stand, bis sie von Nationalsozialisten brutal zerstört wurde, erinnert an die aus Wiesbaden stammenden jüdischen Opfer der Shoah. Alle bekannten Namen sind hier aufgeführt. Dadurch will die Stadt ihrer Verantwortung für ihre Vergangenheit gerecht werden. Ich möchte alle dazu aufrufen, diesen besonderen Ort zu besuchen und ihn auf sich wirken zu lassen.
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verbinden sich im Jahreswechsel besonders intensiv. Ich hoffe, dass für Sie das vergangene Jahr insgesamt ein gutes Jahr war, und ich wünsche Ihnen, dass Sie die Gegenwart genießen können und voller Zuversicht in die Zukunft blicken werden. Ihnen allen ein gutes Jahr 2012.
Ihr Wolfgang Nickel, Stadtverordnetenvorsteher