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Am 19. Januar, 19 Uhr, findet im Rathaus, Schloßplatz 6, Raum 22, eine Vortragsveranstaltung des Stadtmuseums Wiesbaden zum Thema „Holocaust und Museum – Der Erinnerungsort Topf & Söhne in Erfurt“ statt. Referentin ist Dr. Annegret Schüle. Der Eintritt ist frei.
Viele historische Institutionen stehen vor der Herausforderung, die systematische Ausgrenzung, Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden aus der Perspektive ihres Hauses zu thematisieren, denn diese ist häufig äußerst schwer visualisierbar. Der Vortrag behandelt die Frage, wie diese Aufgabe bewältigt werden kann. „Denn auch in Wiesbaden sehen sich verschiedene Institutionen immer wieder mit der Aufgabe konfrontiert, diese auch in Wiesbaden und der umliegenden Region begangenen beziehungsweise vorbereiteten Menschheitsverbrechen in den Fokus ihrer Ausstellungspraxis zu rücken“, erläutert Rose-Lore Scholz, Kulturdezernentin der Landeshauptstadt Wiesbaden.
Bei der Konzeption und Planung entsprechender Präsentationen können bereits realisierte Erinnerungsorte den Weg weisen, wie dieser Herausforderung angemessen begegnet werden kann. In besonderem Maße gilt dies für den Erfurter Erinnerungsort Topf & Söhne, der 2011 eröffnet worden ist. Er ist derzeit die einzige historische Stätte in Europa, an der an einem ehemaligen Firmensitz die Mittäterschaft der Privatwirtschaft am von den NS-Rassisten an der jüdischen Bevölkerung verübten Völkermord gezeigt und belegt wird.
Insofern versteht sich dieser Erinnerungsort in Trägerschaft der thüringischen Landeshauptstadt per se als innovativer Lernort. Er wirft die ebenso unbequeme wie wichtige Frage nach der Verantwortung jedes und jeder Einzelnen im beruflichen Alltag auf. „Es wird auf beispielgebende Weise eine didaktische Brücke zwischen Schule und Museum geschlagen“, meint der kommissarische Leiter des Stadtmuseums Wiesbaden, Dr. Bernd Blisch.
In ihrem Vortrag stellt die Referentin den Erinnerungsort Topf & Söhne in seiner inhaltlichen Konzeption und Umsetzung vor und beleuchtet besonders didaktisch seine innovativen Komponenten. Anschließend sollen zusammen mit dem Team des Stadtmuseums Wiesbaden mögliche Wege für eine entsprechende Präsentation der Ausgrenzung, Verfolgung und Ermordung der Wiesbadener Juden in der musealen Praxis erörtert werden.
Dr. Annegret Schüle, geboren 1959, ist Leiterin des „Erinnerungsortes Topf & Söhne – Die Ofenbauer von Auschwitz“ sowie Privatdozentin an der Universität Erfurt. Nach dem Studium der Geschichte und Sozialwissenschaften in Heidelberg und Köln hat sie im Jahr 2000 in Jena bei Prof. Dr. Lutz Niethammer promoviert. Im Jahr darauf ist sie von der Gedenkstätte Buchenwald mit der Erforschung der Unternehmensgeschichte von J. A. Topf & Söhne beauftragt worden. Schüle hat den unter dem Titel „Industrie und Holocaust“ erschienenen Begleitband für den Erfurter Gedächtnisort verfasst, und auch die von der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen herausgegebene Broschüre „J. A. Topf & Söhne. Ein Erfurter Familienunternehmen und der Holocaust“.
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Was: Vortragsveranstaltung zum Gedenken an die Opfer des NS Regime
Wann: Montag, 19. Januar
Uhrzeit: 19:00 Uhr
Wo: Rathaus, Schloßplatz 6, Raum 22
Eintritt frei
Bild: Wiesbadenaktuell