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Die Trauer ist groß. Die Familie, die Verwandten und die Freunde der 22-Jährigen aus Kastel, die gerade ihren Weg gefunden und noch so viel vor hatte, suchen nach Antworten was am Samstagnachmittag auf dem Neroberg passiert ist.
Fest steht, dass sich die Frau mit ihrem Ex-Freund, einem 25-jährigen Deutschen mit türkischem Migrationshintergrund, in den Nachmittagsstunden des Samstags auf dem Parkplatz des Opelbads traf.
Was wahrscheinlich als Annäherungs- oder Versöhnungsgespräch begann, endete gegen halb sechs in einer verbalen Auseinandersetzung. Ob es dabei auch handgreiflich zuging steht derzeit noch nicht fest. Die 22-Jährige ist nach dem Streit in Richtung des Tränkwegs davon gelaufen. Zeugen berichten, dass sie gerannt ist.
Wenige Sekunden später rast ein schwarzer Opel Astra auf die junge Frau zu. Am Steuer ihr Ex-Freund, der wahrscheinlich in einer Kurzschlussreaktion “rot“ sieht und direkt auf sie zusteuert. Die 22-Jährige befindet sich zu dem Zeitpunkt auf dem Fußweg des Tränkwegs unterhalb der Kapellenstraße und etwa 200 Meter vom Gästehaus des Bundeskriminalamtes entfernt. „Hupend ist der Wagen auf die Frau zugefahren“, berichten Augenzeugen. Vanessa W. hat wahrscheinlich das Fahrzeug noch auf sich zurasen sehen, kann aber nicht mehr flüchten.
Beim ersten Aufprall wird die junge Frau zu Boden geschleudert, liegt verletzt mit Schmerzen auf der Erde. Sie ahnt nicht was da ihr Ex-Freund gleich tun wird. Der Deutschtürke überrollt sie zum ersten Mal. Er setzt zurück und fährt ein weiteres Mal über ihren zierlichen Körper. Das wiederholt er „zwei drei Mal“ wie Augenzeugen entsetzt schildern. Danach braust er mit hoher Geschwindigkeit davon.
Ersthelfer rennen zu der Schwerstverletzten 22-Jährigen, die mehrere lebensgefährliche Verletzungen erlitten hat. Sie legen die Frau in die stabile Seitenlage, versuchen sie wach zu halten, doch sie macht immer wieder die Augen zu. Parallel setzen andere Zeugen einen Notruf ab. Der eintreffende Notarzt versucht die 22-Jährige noch wieder zu beleben, doch nach etwa einer Stunde haben die Rettungskräfte den Kampf um sie verloren. Sie hat massive multiple Verletzungen an Kopf, Brustkorb und Rückgrat sowie an mehreren Organen bei dem mehrfachen Überfahren erlitten. Schon alleine die Verletzungen am Brustkorb und am Kopf waren tödlich.
Dank der Zeugen, die alles beobachtet haben, kann die Polizei Wiesbaden durch das abgelesene Nummernschild des Opel Astras den Täter schnell ermitteln. Doch an der Wohnanschrift treffen sie ihn nicht an. Es folgt eine Fahndung im Stadtgebiet nach dem Deutschtürken. Seine Flucht in die Dr. Horst-Schmidt-Kliniken, wo er gegen 23:00 Uhr von Polizeibeamten festgenommen wird.
Am Sonntag wurde er dem Haftrichter vorgeführt. Vor diesem wollte er sich nicht äußern. Wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Wiesbaden mitteilt, schweigt er zu den Vorwürfen. Der Beschuldigte macht von seinem Recht auf Aussageverweigerung Gebrauch. Die Zeugen, die die schreckliche Tat mit ansehen mussten, haben den 25-jährigen Wiesbadener eindeutig als den Fahrer des Opels identifiziert. Der Haftbefehl lautet auf Mord. „Mord aus niedrigen Beweggründen“, teilt die Staatsanwaltschaft am Montag mit. „Das ist die Tötung eines Menschen, einfach so, ohne dafür einen Anlass oder Grund zu haben.“ War es Rachsucht, Wut oder Enttäuschung über verletzte Ehre?
Diese Tat hat eine Welle der Entrüstung und der Fassungslosigkeit ausgelöst. Menschen die an dem Tatort vorbei kommen bleiben stehen und schütteln mit dem Kopf und können es nicht fassen, was sich hier abgespielt hat. Andere gedenken Vanessa W., stellen Kerzen auf und legen Blumen nieder.
Auch im Internet ist die Betroffenheit sehr groß. Die Anteilnahme kennt keine Grenzen und keiner kann verstehen, warum der 25-Jährige dies getan hat. Es wird von einem sinnlosem Mord an der 22-Jährigen gesprochen. Die Tatsache, dass es sich um einen Deutschen mit Migrationshintergrund handelt, löste zahlreiche Diskussionen aus, die teilweise sehr unsachlich geführt wurden. Was letztlich die Ursache für seine schlimme Tat war, weiß nur der 25-Jährige und alle hoffen, dass er sein Schweigen bricht. Besonders die Familie, die Verwandten und die Freunde des Opfers warten auf Antworten.