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Vor zwei Jahren hat er sich nach fast drei Jahrzehnten in der „stärksten Liga der Welt“ für mehr Ruhe und für seine Familie entschieden. Jetzt ist der Kult-Masseur der Handball-Bundesliga wieder zurück. Zwar nur in der Landesliga, aber immer noch mit den gleichen Fähigkeiten, die schon damals in der Liga bekannt und gefragt waren: Mori Azgahndi steht ab sofort dem TV Breckenheim als Physiotherapeut zur Verfügung.
Waren es früher die Handballgrößen wie Martin Schwalb, Mikael Kälmann, Andreas Rastner, Pascal Hens oder Dominik Klein, so rufen heute Robin Lorenz, Marius Steinmetz oder Marc Welkenbach nach Rat und Tat. „Handballer bleibt Handballer. Ob das Bundesliga, Landesliga oder in einer anderen Spielklasse ist. Für mich zählt sowieso in erster Linie immer der Mensch“. Nach einem Abstecher zum VFL Gummersbach lebt er heute wieder mit Frau, Tochter und Enkelkind in seinem Haus in Wallau. „Ich bin in meinem Leben viel gereist – überwiegend an den Wochenenden, kenne fast alle Sporthallen in Deutschland. Jetzt aber genieße ich die Zeit mit meiner Familie.“
Dennoch zieht es ihn immer noch zum Handball. Beim TV Breckenheim wird Mori einmal die Woche die Behandlung der angeschlagenen Spieler übernehmen. „Ich bin kein `Eincremer´“, waren seine Worte zum Einstieg in der Sport und Kulturhalle, „wenn ihr euch verletzt habt oder Schmerzen habt, dann könnt ihr mich jeden Tag bis 24:00 Uhr anrufen und sofort vorbei kommen. Ich leite dann die notwendigen Maßnahmen ein und empfehle euch den jeweiligen Arzt“, ließ er alle Spieler wissen ohne jedoch den Hinweis auf einen gemeinsamen Tee im Hause Azghandi nicht zu vergessen.
Der in Teheran geborene Seyed Morteza Azghandi zeigte bei der SG Wallau/Massenheim und später beim VFL Gummersbach sein Können. Noch heute schwärmen seine ehemaligen Schützlinge von den konventionellen und unkonventionellen Methoden des 65-Järhigen. „Einfach Legendär“ ist der einhellige Tenor der Profis und auch derer, denen Mori Azghandi auch abseits der Halle helfen konnte. Nur ein Beispiel von Vielen: Als Dimitri Torgovanov wegen eines Blutergusses im Oberschenkel aufwändig operiert werden sollte und vier Wochen Pause drohten, war der Russe nach vier Tagen wieder fit. "Das ging mit einer Blutegel-Behandlung für 5 DM", erzählt Mori Azghandi heute noch gerne. Zu seinem Repertoire gehören auch traditionelle chinesische und persische Heilmethoden.
Seinen Beruf hat er „von der Pike auf“ gelernt. 1974 ging er, in Teheran bereits zum Masseur und Medizinischen Bademeister ausgebildet, zunächst nach Wien, um Medizin zu studieren. Der weitere Weg führte ihn an die Mainzer Universität. Im Rhein-Main-Gebiet sollte er einen Großteil seines Lebens verbringen. Hier lernte er seine Frau kennen, hier stieg er in seinen Beruf ein. Aus familiären und finanziellen Gründen beendete Mori das Studium und entschied sich für den Weg als Physiotherapeut.
Im Rahmen von Fortbildungen bei angesehenen Instituten arbeitete er unter anderem für die deutschen Handball- und Fußball-Nationalmannschaften. Über die Stationen SV Wiesbaden (Fußball), VFR Wiesbaden und Schwarz-Weiß Wiesbaden (Damen-Bundesliga) kam er damals zur SG Wallau/Massenheim mit der er zwei Deutsche Meisterschaften, zwei DHB-Pokalsiege und einen Europapokaltitel feiern konnte. Nach der Insolvenz im Jahr 2005 folgte er dem Ruf des VFL Gummersbach, mit dem er zweimal den Europapokal gewonnen hat.
Wie bereits bei der SG war er im Bergischen als Organisator, Mannschaftsbetreuer und eben als Physiotherapeut eine Seele des Vereinslebens. Der Kontakt zu den ehemaligen und noch aktiven Spielern der Liga ist nie abgerissen. „Ein, zweimal im Jahr bin ich als Masseur bei den Spielen des Gold-Star Team im Einsatz. Hier treffen sich viele der Weltmeister von 2007 und auch andere ehemalige Nationalspieler zu Freundschaftsspiele für einen guten Zweck. Ist doch klar, dass ich da gerne dabei bin“, kann sich Mori auch bei diesen Einsätzen nicht über mangelnde Arbeit beklagen. Er ist und bleibt nun mal „der Masseur, dem die Handballer vertrauen“.
Foto: privat