ANZEIGE
Mit der Räumung einer 700 Meter Sperrzone rund um die Fundstelle einer amerikanischen 120 Kilo Splitterbombe aus dem zweiten Weltkrieg, geraten die Wiesbadener Rettungskräfte an ihre Grenzen. Deshalb hat die Stadt um Hilfe bei den Nachbarkreisen und Städten gesucht, die ihnen umgehend Unterstützung entsannt haben. Hand in Hand arbeiten alle gemeinsam an dieser Herkulesaufgabe.
Die meisten der rund 2.700 betroffenen Anwohner konnten selbstständig die Sperrzone verlassen. Mit Rollkoffern machten sich die meisten auf den Weg, um für die nächsten Stunden bei Freunden oder Verwandten unterzukommen. Wer keine Zuflucht gefunden hat, kann in Theodor-Fliedner-Schule gehen. Ein ESWE-Pendelbusverkehr brachte die Menschen aus ihren Wohngebieten dort hin. Vor Ort haben die Einsatzkräfte bereits alles vorbereitet, um die Menschen aufzunehmen. Für Getränke und Speisen ist ebenfalls gesorgt.
Schwieriger ist es für die knapp 250 Bewohner der beiden Seniorenheime. Hier müssen 39 Wachkoma-Patienten und 15 Menschen, die eine medizinische Intensivbetreuung benötigen, transportiert werden. Für sie wurde - ebenfalls in der Fliedner-Schule - eine Unterbringung vorbereitet, die eine fachgerechte Versorgung garantiert.
Florian Erbacher, Pressesprecher Feuerwehr Wiesbaden appelliert an die Verwandten der Bewohner der Altentagsstätten, von Besuchen in der Theodor-Fliedner-Schule abzusehen, da hierfür die Kapazitäten vor Ort nicht ausreichten.
Der Schulhof der Theodor-Fliedern- Schule sieht aktuell aus wie einer Leistungsschau der Rettungsdienste aus der Region. ESWE-Netz hat ein zusätzliches Notstromaggregat installiert, um die Versorgung der Schwerkranken unter allen Umständen zu garantieren.
Wegen der Nutzung der Theodor-Fliedner-Schule als Notunterkunft, konnten die Schülerinnen und Schüler bereits am Donnerstag in die Osterferien starten. Für die Einsatz- und Rettungskräfte wird es bis morgen jedoch nochmal stressig. Am extra geschalteten Info-Telefon hatten sich bis zu Vormittag bereits 140 Personen gemeldet. 20 Personen baten um Hilfe bei der Evakuierung.
Seit 12:00 Uhr wurde die Bevölkerung auch mit Lautsprecherdurchsagen auf die bevorstehende Evakuierung aufmerksam gemacht. Seit 13:00 Uhr gehen Kräfte der Polizei mit Listen von Haus zu Haus und überprüfen, ob alle Bewohner fort sind. Zusätzlich fliegt ein Polizeihubschrauber mit Wärmebildkamera über die Häuser, um die ordnungsgemäße Räumung zu überprüfen.Wie Bürgermeister Dr. Oliver Franz mitteilte, wurde eine entsprechende Verordnung erlassen, die es den Beamten erlaubt, Personen bei Bedarf gewaltsam aus ihren Wohnungen zu holen. Auch der Luftraum ist von der Sperrung betroffen, das überfliegen der Sperrzone ist in der Zeit der Entschärfung nicht gestattet.
Die Polizei patrouliert durch die menschenleeren Straßen, um Personen davon abzuhalten, die Sperrzone wieder zu betreten sowie Einbrüchen oder Plünderungen vorzubeugen.
Dabei mussten auch die Polizisten ihr Revier in Bierstadt verlassen. Schon am morgen verstauten die Beamten Waffen und Munition und fuhren diese an einen anderen Ort.
Wie der Leiter des Kampfmittelräumdienstes Rene Bennert mitteilte werden er und sein sechsköpfiges Team am Donnerstagabend versuchen die 120 Kilo Splitterbombe zu entschärfen. Dies erfolgt zunächst mittels eines ferngesteuerten Zündausdrehgerätes, das um Zündkopfbefestigt wird. Sollte dies wieder erwarten nicht gelingen, haben die Spezialisten noch eine Wasserstrahlschneidanlage im Gepäck. Diese kann mit einem Druck von 600 bar den mechanischen Zündkopf von der Bombe trennen.
Die Bombe wurde bei Sondierungsarbeiten auf dem Grundstück "An den Fichten" entdeckt. Drei weitere mögliche Fundstellen erwiesen sich als negativ. Der Sprenkörper liegt zirka 1,50 Meter tief, waagerecht im Erdreich. Den große Evakuierungsradius begründet Bennert mit der Tatsache, dass das Geschoss auf dem freien Feld liegt. Bei einer möglichen Explosion können sich die Splitter - mangels Splitterfang - weit verteilen und großen Schaden anrichten.
Die Maßnahmen zur Evakuierung und Sicherung des Sperrbereiches in Wiesbaden Bierstadt zur Entschärfung der Weltkriegsbombe liegen vor dem Zeitplan. Auch die transportbedürftigen Personen sind bereits vollständig in der Betreuungsstelle angekommen.
Es wird daher festgelegt, dass die Maßnahmen zur Entschärfung bereits um 18:00 Uhr beginnen.
Hieraus folgt auch die frühere Sperrung der B455 gegen 17:45 Uhr.
>>> Weitere Infos folgen <<<
P.S.: Sind Sie bei Facebook? Dann werden Sie Fan von Wiesbadenaktuell.de
Fotos: Daniel Becker