ANZEIGE
Fünfzehn Kinder- und Jugendruderer haben am Samstag, 18. Dezember, im Rahmen einer Protestkundgebung auf dem Dern’schen Gelände in der Wiesbadener Innenstadt auf die Sperrung und die Missstände ihrer maroden städtischen Schul- Sportstätte, dem schwimmenden Schulbootshaus in Wiesbaden aufmerksam gemacht.
Um das Anliegen zu unterstreichen, wurden fünf Ruderergometer zum Trockenrudern sowie ein 18 Meter langer Ruderachter samt Riemen in die Stadt gebracht und sorgten für Aufmerksamkeit. Die Jugendlichen fürchten um ihre sportliche Zukunft und fühlen sich von der Stadt Wiesbaden nicht gehört.
Zahlreiche Vereinsmitglieder aus dem Breitensport, der Vereinsvorstand und Freunde des Rudersports waren ebenfalls in die Stadt gekommen, um ihre Unterstützung zu zeigen. Insgesamt protestierten mit 120 Unterstützern weit mehr als die 25 erwarteten und sehr kurzfristig angemeldeten Teilnehmer gegen die lange währende Untätigkeit der Stadt.
Sie fordern von der Stadt Wiesbaden eine sofortige Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs im Schiersteiner Hafen und einen schnellstmöglichen Neubau des schwimmenden Bootshauses. Die Rudergesellschaft fordert zudem eine Einbindung in die Planungen für eine sachgerechte Lösung und bietet ihre Unterstützung an. Die Trainingsmöglichkeit an der strömungsfreien und geschützten Lage im Schiersteiner Hafen ist für den ambitionierten Rudersport in Wiesbaden eine existentielle Frage.
P.S.: Sind Sie bei Facebook? Dann werden Sie Fan von Wiesbadenaktuell.de und folgen Sie uns auch auf Instagram!
Hintergrund:
Auf dem Dern´schen Gelände wurden am Samstag, 18. Dezember, 35 Kilometer trocken gerudert. Im Vergleich zu den rund 45.000 Ruderkilometern, die in normalen Jahren in Schierstein zusammenkommen, lässt sich der zu beklagende Verlust nur erahnen. Das Bootshaus wird überwiegend von Kindern und Jugendlichen, im Rahmen des Schulsports dreier Wiesbadener Schulen, jugendlichen Leistungssportlern sowie von Breitensportlern des Vereins genutzt. Einige Leistungssportler trainieren hier fünf- bis sechsmal in der Woche.
Die aktuelle Sperrung des maroden Schiersteiner Bootshaus kam am Donnerstag, 9. Dezember, unangekündigt und weder die dringenden Gründe noch die Dauer sind dem Verein bekannt. Das Bootshaus ist eine städtische Einrichtung für den Schulsport und wird kooperativ mit dem Verein genutzt. Bereits seit April 2017 ist der Stadt Wiesbaden die dringende Notwendigkeit, für Ersatz zu sorgen, bekannt. Seit über einer Woche ist das Bootshaus nun für eine „Überprüfung“ gesperrt und es kann nicht trainiert werden. Fehlende Toiletten und Duschen wurden seit einer Havarie im Jahre 2017 geduldig ertragen, doch die Sperrung hat das Fass zum Überlaufen gebracht. Offenbar ist aus Gründen des Personalmangels seither kein wesentlicher Fortschritt erzielt worden. Daher wandte sich die Rudergesellschaft am Sonntag, 12. Dezember, mit einem offenen Brief an Oberbürgermeister Mende und plant für 2022 weitere Aktionen.
Das Bootshaus wurde im Februar 1985 im Schiersteiner Hafen festgemacht. Nachdem das alte Bootshaus im Herbst 1983 nicht mehr zu reparieren war, dauerte der Ersatz damals nur knappe 18 Monate. Die Rudergesellschaft war mit ihrem Sachverstand in die Planungen mit dem Ziel einer gut funktionierenden Einrichtung eng eingebunden.
Die Rudergesellschaft verfolgt Kraft Satzung gemeinnützige Zwecke. Zum Zeitpunkt der Gründung als Wiesbadener Ruderclub war das erste Domizil am Schiersteiner Hafen. 1925 wurde das Bootshaus in Biebrich bezogen. 1971 kehrte die Rudergesellschaft mit einem schwimmenden Bootshaus im Schiersteiner Hafen dann zu ihren Wurzeln zurück, um die strömungsfreie und geschützte Lage als Trainingsmöglichkeit für den Schul- und Leistungssport zu erschließen.
Die Rudergesellschaft hat 320 Mitglieder. Seit 1970, der Einweihung des ersten Schiersteiner Bootshauses, besteht zudem eine vertiefte Kooperation mit den Schulen, die interessierten Schülern den Leistungskader des Vereins öffnet, um sich auf Regatten dem Wettbewerb zu stellen.
Dies hat vielen jungen Menschen ermöglicht, ihre sportlichen Ambitionen zu verwirklichen und Meister auf Bundes- und Landesebene hervorgebracht. Teilnehmer bei Olympia und bei Weltmeisterschaften, auch im Deutschlandachter, haben ihre rudersportlichen Karrieren hier begonnen und vorangetrieben. Wir erinnern an die herausragenden Erfolge von Sebastian Schulte, von 2001 bis 2007 Mitglied im Deutschlandachter und 2006 Weltmeister in Eton und Christina Berchtold, die 2015 Weltmeisterin im Juniorinnenachter für die Rudergesellschaft Wiesbaden Biebrich wurde. Beide haben in Schierstein ihre ersten Ruderschläge gemacht.
Foto: Rudergesellschaft Wiesbaden-Biebrich 1888 e.V.