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Eine tragische Panne ereignete sich am Samstagvormittag während des Tag der offenen Tür im neuen RheinMain CongressCenter (RMCC). Menschliches Versagen war der Auslöser für die Aktivierung der Sprühflutanlage in der großen Halle Nord, in der noch gestern Abend das Konzert der Band Glasperlenenspiel vor 3.500 geladenen Wiesbadener Ehrenamts-Mitarbeitern stattfand.
Es war circa 10:20 Uhr, als in der Halle Nord im hinteren Bühnenbereich die Sprühflutanlage einsetzte und sich 20.000 Liter schlammiges Wasser von der Decke in den Saal ergossen.
Zu diesem Zeitpunkt sahen sich gerade zahlreiche Besucher den neuen Image-Film der Landeshauptstadt an. „Wir hielten den Alarm für einen Teil der Präsentation und waren zunächst total begeistert“, erzählte ein Augenzeuge. Erst als Bau-Betriebsleiter Henning Wossidlo und seine Mitarbeiter die Besucher persönlich aufforderten den Saal zu verlassen, setzte sich die Menge in Bewegung. Personen wurden nicht nass, da das Wasser ausschließlich über der Bühne und dem vorderen Drittel der Halle herab kam.
Was war passiert? Nach bisherigen Erkenntnissen ist menschliches Versagen die Ursache des Unglücks. Für den Tag der offenen Tür haben die Techniker alle 30 Minuten eine Licht- & Ton-Show vorbereitet, bei der auch sogenannter Disconebel eingesetzt wird. Hierzu müssen die Sprinkler- sowie die Sprühflutanlage manuell abgeschaltet werden. Vermutlich hat ein Mitarbeiter nur die Sprinkleranlage deaktiviert, sodass die Sprühflutanlage auf den Disconebel reagierte. Das ist besonders tragisch, da die Sprinkleranlage bei Aktivierung nur punktuell im Bereich der auslösenden Feuerquelle löscht, die Sprühflutanlage jedoch eine Regenwand mit 4.000 Liter Wasser in der Minute erzeugt. Entsprechend viel Wasser kam nach dem Auslösen von der Decke herunter. Zwar wurde nach dem Bemerken des Fehlers die Anlage sofort abgeschaltet, durch den Nachlauf dauerte die Aktion jedoch gut fünf Minuten, sodass sich eine mehr als ein zentimeterhohe Wasserfläche in der Halle bildete.
Die sofort alarmierte Wiesbadener Feuerwehr war mit insgesamt 33 Einsatzkräften vor Ort, unterstützt durch Feuerwehrleute der Freiwilligen Feuerwehr Mitte und Dotzheim. Mit Gummischiebern und unter Zuhilfenahme von Industriesaugern schoben und pumpten die Einsatzkräfte das Wasser über die Versorgungschächte in den Keller und leiteten es von dort in die Tiefgarage, von wo es über Drainagen abfließen konnte. Das war körperliche Schwerstarbeit für die Helfer, da sich in der Halle sofort eine schwüle Wärme ausbreitete.
Wiesbaden Marketing Geschäftsführer Martin Michel lobte die gute Zusammenarbeit mit der Feuerwehr: “Die Einsatzkräfte waren wirklich blitzschnell vor Ort. Auch die Kommunikation zwischen uns lief absolut reibungslos. Ich bin wirklich dankbar, dass durch diese schnelle Hilfe, weitere Schäden verhindert werden konnten. Die Einsatzkräfte haben in Rekordzeit das Schlimmste beseitigt.
Auch mit der internen Krisenkommunikation zeigte er sich sehr zufrieden: „Wegen mir hätten wir mit diesem Testlauf noch warten können, aber so ist jetzt auch klar, dass unser Team mit Ausnahmesituationen sehr gut umgehen kann“, so Michel weiter.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Wiesbaden Marketing organisierten derweil den geregelten Ablauf der Veranstaltung. Bereits am Eingang und im Foyer informierten sie die zahlreichen Besucher, die bei strahlendem Wetter Wiesbadens neues Schmuckstück erkunden wollten. Die Süd-Halle mit ihren Räumen konnte weiterhin störungsfrei besichtigt werden. Die Menschen zeigten Verständnis für die Situation. „Es ist beruhigend zu wissen, dass im Ernstfall hier schnell reagiert wird“, sagte einer der Besucher.
Auch Oberbürgermeister Gerich und Wirtschaftsdezernent Detlev Bendel waren vor Ort, um sich persönlich ein Bild von der Lage zu machen. „Wo Menschen arbeiten passieren Fehler“, sagte Bendel. „Natürlich ist das ärgerlich, aber solange keine Menschen zu Schaden gekommen sind, ist die Sache in den Griff zu bekommen.“
Im wahrsten Sinne des Wortes wie ein begossener Pudel lief RMCC-Architekt Ferdinand Heide durch die Halle. Man sah ihm an, wie die Beschädigung „seines“ Gebäudes ihn quälte.
Seit 13:30 Uhr sind bereits Teile der Nord-Halle wieder für die Öffentlichkeit freigegeben. Die Feuerwehr hat die Arbeiten beendet.
Welche Schäden das Wasser angerichtet hat, ist noch nicht klar. Vor allem die Holzvertäfelung könnte unter dem Wasserkontakt gelitten haben. Soweit bisher erkennbar, ist die Elektrik ohne Defekt davon gekommen. Die im Keller vorhandenen elektrischen Installationen sind nach erster Einschätzung ebenfalls unversehrt.
Die Vorstellung der Ehrlich Brothers ist von dem Vorfall nicht betroffen. Im Gegenteil – die Wiesbadener Feuerwehr hat ihnen eine blitzblanke Halle gezaubert!
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Fotos: Daniel Becker