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„Die Gesamtbilanz für die Stadt Wiesbaden, die dem Landestrend folgt, ist sehr erfreulich, denn wir haben das geringste Straftatenaufkommen seit 1984 und dazu den je höchst gemessenen Aufklärungsquotienten“, berichtete Polizeipräsident Stefan Müller am Freitagmittag im Rathaus.
Damit ist Wiesbaden 2019 noch einmal sicherer geworden. Nach dem bereits historischen Tiefstand 2018 sind die Fallzahlen 2019 noch mal liecht gefallen. 20.131 Taten wurden polizeilich registriert. Damit 233 Taten weniger als im Vorjahr. 64,5% der Delikte wurden aufgeklärt damit stieg die Quote um 0,5% gegenüber 2018.
„Das ist in meinen Augen schon ein großer Erfolg polizeilicher Arbeit, der auf die gute Zusammenarbeiter und der höheren Präsenz von Landes- und Stadtpolizei zurückzuführen ist. Dazu kommen die Intensivstraftäterprogramm die in unsere Augen wirken, die vielfältigen Präventionsbemühungen und insbesondere auch das ‘Haus des Jugendrechts‘ welches 2010 in Wiesbaden gegründet wurde und das erste in Hessen war“, so Müller weiter.
Es gibt Delikte, die das Sicherheitsempfinden der Bürgerinnen und Bürger einer Stadt besonders beeinträchtigen. Auch in Wiesbaden sind dies vor allem Taten, die auf öffentlichen Straßen, Wegen und Plätzen begangen werden - die sogenannte Straßenkriminalität - und der Wohnungseinbruchsdiebstahl. Diese beiden Deliktbereiche sind erfreulicherweise weiter zurückgegangen.
Ein gleicher Trent ist im Bereich der Straßenkriminalität zu sehen. 3.858 Fälle registrierte die Polizei 2019, das sind 281 Taten weniger.
Die Zahl der festgestellten Taten in diesem Deliktsbereich sank damit seit 1989 erstmalig unter 4.000 Taten pro Jahr.
Besonders erwähnenswert ist der Rückgang der festgestellten Wohnungseinbrüche in Wiesbaden. Wurden im Jahr 2018 insgesamt 568 Fälle registriert, so waren es im Jahr 2019 noch 387 Taten, was einem Rückgang von 31,9% entspricht.
Müller äußerte sich zu dieser Entwicklung: „Wir wissen, dass die Menschen Wohnungseinbrüche als besonders einschneidend und gravierend empfinden, was nicht selten schlimme Folgen für die Opfer hat. Daher ist der Rückgang der Fallzahlen für die Bürgerinnen und Bürger von Wiesbaden eine äußerst positive Entwicklung, aber auch ein Beleg für die gute Arbeit der Polizei.“
Im vergangenen Jahr musste die Polizei zehn Fälle im Bereich von Tötungsdelikten ermitteln. Hierbei handelte es sich um sechs versuchte und einen vollendeten Totschlag. Bei den Morddelikten handelte es sich um Nacherfassungen aus 2018. Das Fallaufkommen der Straftaten gegen das Leben ist um zwei Fälle gesunken. Seit 2009 wurde in diesem Deliktsbereich konstant eine Aufklärungsquote von 100% gehalten, die aufgrund eines noch ungeklärten Falles (versuchten Totschlag) 2019 auf 90% sank.
Wie bereits 2018 festzustellen war, sanken die Fallzahlen für Körperverletzungen (SZ 220000) auch im Jahr 2019 ( -61 Fälle; -2,4 Prozent). Die AQ hielt sich mit 88,8 Prozent annähernd auf Vorjahresniveau (2018: 90,9 %)
Auch im Bereich der gefährlichen und schweren Körperverletzung wurden 34 Fälle weniger erfasst als im Vorjahr (-4,3 Prozent). Die Aufklärungsquote sank ganz leicht um 1,0 Prozentpunkt auf 85,4%.
Bei 1.689 Fällen handelte es sich um Fälle der vorsätzlichen leichten Körperverletzung, wie Karl-Heinz Brassat von der Polizeidirektion Wiesbaden berichtete. Von diesen konnten 1.525 aufgeklärt werden, was einer Quote von 90,3% entspricht.
Die Fallzahlen der gefährlichen Körperverletzung auf Straßen/Wegen/Plätzen blieben mit 372 erfassten Fällen, deutlich unter Vorjahresniveau wo noch 440 Taten polizeilich aufgenommen wurden. Das sind 68 weniger Delikte. Ein kleiner Wehrmutstropfen, die Aufklärungsquote sank von 80,5% auf 75,8%.
Die Sicherheit von Senioren gewinnt auf Grund des demografischen Wandels und dem zielgerichteten Vorgehen von Tätern gegen Senioren, sogenannte SÄM-Delikte, immer mehr an Bedeutung. Seit dem 01.01.2017 ist die Arbeitsgruppe „SÄM“ innerhalb der Kriminaldirektion ein-gerichtet, welche organisatorisch dem Betrugskommissariat der RKI Wiesbaden angegliedert ist. Die AG SÄM ist örtlich zuständig für die LH Wiesbaden und den Rheingau-Taunus-Kreis. Die PKS ent-hält keine automatisierte Abbildung der SÄM-Delikte, so dass die Fallzahlen der SÄM-Delikte in ei-ner gesonderten Auswertung erhoben werden.
Zu den geläufigsten Tatbegehungsweisen gehören neben dem "Enkeltrick“ sogenannte "Falsche Amtsträger“ und die Trickdiebstähle im häuslichen Umfeld, die sogenannten "Wohnungszugangstricks“ (Falsche Wasserableser, Falsche Firmenmitarbeiter, Glas-Wasser-Trick, usw.).
Die Vorgehensweise beim Trickbetrug am Telefon (z.B. "Enkeltrick“ und "Falsche Amtsträger“) ist von Täterseite arbeitsteilig. Die Anrufer sitzen grundsätzlich im Ausland und beauftragen einen sogenannten "Logistiker“, welcher die Abholung des Geldes beim Opfer organisiert. Der Logistiker hält sich grundsätzlich in Deutschland auf und beauftragt wiederum ein bis zwei Personen, das Geld beim Opfer unter einer zuvor erstellten Legende abzuholen.
Beim Trickdiebstahl verschaffen sich in der Regel 1 bis 2 Personen unter einer Legendenbildung Zugang in die Wohnung der potentiellen Opfer. Hier wird das Opfer gezielt abgelenkt, so dass der/die Täter unbemerkt die Wertsachen aus der Wohnung entwenden können.
Trotz der weiterhin betriebenen Präventionsarbeit auf hohem Niveau ist es auf Grund der professionellen Vorgehensweise der Täter und der fortwährend neuen Tatbegehungsweisen gerade für die Altersgruppe der Senioren oftmals schwierig zu erkennen, dass sie Opfer einer Straftat werden/geworden sind. Das Anzeigeverhalten wird zudem durch eine gewisse Scham der Opfer
negativ beeinflusst, so dass insgesamt von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden kann.
Für das Jahr 2019 wurden im Bereich der SÄM-Straftaten insgesamt 102 vollendete Delikte (2018: 83) und über 900 Versuche (inkl. strafloser Vorbereitungen) in Wiesbaden bekannt. Hierbei entstand ein Vermögensschaden von über eine Millionen Euro.
In diesem Deliktsbereich wurde kein vollendeter "Enkeltrick“ registriert, was als guter Erfolg der mit hohem Aufwand betriebenen polizeilichen Präventionsarbeit bewertet werden kann.
Bei den "Falschen Amtsträgern“ wurden im Jahr 2019 acht Vollendungen mit einem Vermögens-schaden von circa 626.000 Euro bekannt (2018: drei Vollendungen - Schaden: circa 110.000 Euro).
Im Jahr 2018 wurden 82 vollendete Trickdiebstähle im häuslichen Umfeld von der Polizei festgestellt (2018: 69). Hierbei entstand ein Vermögensschaden von rund 243.000 Euro - 2018 waren es 480.000 Euro.
Die Polizei Wiesbaden stellte 2019 weniger Rauschgiftdelikte fest. Im Vergleich zu 2018 sind die Fallzahlen um 48 Fälle auf 912 zurückgegangen. Die Aufklärungsquote konnte nochmals gesteigert werden und liegt mit 98,7% auf dem höchsten Stand der letzten zehn Jahre.
Wie bereits in den Jahren zuvor wurden auch im Jahr 2019 die Einsatz- und Kontrollmaßnahmen intensiv fortgeführt.
Nach den Erfahrungen im Zeitraum des ersten Jahres nach Einrichtung der Waffenverbotszone in der Wiesbadener Innenstadt, ziehen die Verantwortlichen der Landeshauptstadt und des Polizeipräsidiums Westhessen eine durchweg positive Bilanz. Die dort getroffenen Maßnahmen haben sich als probates Mittel sowie als Teilelement der Gesamtstrategie bewährt, die Wiesbadener Innenstadt sicherer zu machen.
Die Waffenverbotszone stellt mittlerweile einen wichtigen Baustein in der Sicherheitsarchitektur der Stadt dar. Nicht zuletzt wirken die Maßnahmen dank einer intensiven medialen Begleitung und eingebettet in das Gesamtkonzept "Gemeinsam Sicheres Wiesbaden“, positiv auf das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger. Zudem wird dem Trend der Selbstbewaffnung in der Öffentlichkeit entgegengewirkt.
An insgesamt 104 gemeinsamen Kontrolltagen im Rahmen des Programmes "Gemeinsam Sicheres Wiesbaden“, haben die Einsatzkräfte der Stadt Wiesbaden, des Polizeipräsidiums Westhessen und der Hessischen Bereitschaftspolizei im Verlauf des vergangenen Jahres starke Präsenz gezeigt und den Kontrolldruck auf der Straße spürbar erhöht. Die Maßnahmen wurden in den Abend- und Nachtstunden durchgeführt und dazu waren jeweils bis zu 20 Polizistinnen und Polizisten im Einsatz.
Bei den Kontrollmaßnahmen in der Waffenverbotszone wurden insgesamt 6.384 Personen überprüft, wobei 132 illegale Gegenstände sichergestellt wurden, von denen es sich in 110 Fällen um Messer handelte. Aber auch Scharfe- sowie Schreckschusswaffen wurden gefunden.
Von den bislang eingeleiteten Verfahren wegen festgestellter Verstöße sind mittlerweile 59 Verfahren rechtskräftig. Die überwiegende Anzahl von Sicherstellungen der aufgefundenen Gegenstände erfolgte in der Fußgängerzone, vor allem am Ende der Langgasse und am Mauritiusplatz. Ein weiterer Schwerpunkt bildet der Bereich rund um den Platz der Deutschen Einheit.
Die Sicherstellungen erfolgten zum größten Teil bei männlichen Personen, wobei es sich bei Besitzern von 100 sichergestellten Gegenständen um Bürger aus Wiesbaden handelte.
Im Hinblick auf die Gesamtbilanz nach einem Jahr Waffenverbotszone äußerte Wiesbadens Bürgermeister Dr. Oliver Franz: „Die Ergebnisse der Kontrollen zeigen eindrucksvoll, dass nach wie vor zu viele Menschen mit Messern unterwegs sind, obwohl die Entwicklung rückläufig ist. Unsere Maßnahmen belegen darüber hinaus, dass die Prognosen in Bezug auf die Örtlichkeiten und die erzielten Ergebnisse der getroffenen Maßnahmen richtig waren. Deutlich wurde vor allem, dass die Einrichtung der Waffenverbotszone ihre Berechtigung und darüber hinaus eine positive Außenwirkung hat. So wurden die Kontrollkräfte aktiv von Bürgerinnen und Bürgern angesprochen und die Maßnahmen ausdrücklich begrüßt.“
Polizeipräsident bemerkte im Hinblick auf die Anzahl der sichergestellten Gegenstände: „Wir werden auch weiterhin gegen die Unkultur des Messertragens vorgehen. Unsere polizeilich präventive Arbeit im öffentlichen Raum dient unmittelbar zur Verhinderung von Straftaten. Denn wir alle wissen, was der Einsatz eines Messers bei einer körperlichen Auseinandersetzung für katastrophale Folgen haben kann. Oftmals liegt zwischen Leben und Tod dabei nur ein schmaler Grat. Daher trägt jedes Messer, welches wir in der Waffenverbotszone sicherstellen, zur Sicherheit in der Wiesbadener Innenstadt bei.“
Neben den gezielten Maßnahmen in der Waffenverbotszone und dem Vorgehen gegen Intensivtäter haben Sicherheitskräfte der Landeshauptstadt Wiesbaden und des Polizeipräsidiums Westhessen, im Rahmen des Fußstreifenkonzeptes, an 67 Tagen mit gemeinsamen Fußstreifen Präsenz gezeigt. Für die Belange der Bürgerinnen und Bürger sowie für Gewerbetreibende waren die Einsatzkräfte damit unmittelbar ansprechbar. Die beteiligten Behörden werden zukünftig auch weiterhin eng im Sinne der Wiesbadener Bevölkerung zusammenarbeiten.
Um weitere Vorhaben zu optimieren, hat das Amt für Statistik und Stadtforschung im Auftrag des Präventionsrates der Landeshauptstadt Wiesbaden, Ende des vergangenen Jahres, eine repräsentative Befragung der Bevölkerung im Alter von 16 bis 29 Jahren durchgeführt. Dabei wurde deutlich, dass die jungen Leute ein erhöhtes Risiko für die eigene Sicherheit nicht darin sehen, Opfer einer schweren Straftat zu werden, sondern Unsicherheiten vielmehr das Resultat eines zunehmend gestörten sozialen Miteinanders im öffentlichen Raum sind.
Die Ergebnisse der Befragung haben außerdem dazu beigetragen, potentielle Angsträume in der Stadt zu identifizieren und die Grundlagen für weitere Sicherheitsprojekte zu liefern.
Eines dieser Projekte ist die Präventionsinitiative KOMPASS (KOMmunalProgrAmmSicherheitsSiegel). Über KOMPASS werden derzeit im Wiesbadener Westend passgenaue Lösungen für die Bedürfnisse der Bevölkerung in diesem Stadtteil entwickelt. Denn die Befragung hat auch ergeben, dass das Westend und insbesondere auch der Platz der Deutschen Einheit, großen Einfluss auf das Sicherheitsgefühl, vor allem junger Menschen, haben.
Eine umfangreiche Analyse des Wiesbadener Westends wurde am 5. März diesen Jahres bei einer zweiten Sicherheitskonferenz vorgestellt. Thematisiert wurden unter anderem Optionen zur Verbesserung der Sicherheit rund um den Platz der Deutschen Einheit, der Umgang mit Obdachlosen und alkoholkranken Menschen sowie die Müll- und Verkehrssituation im Westend.
Auf der Grundlage der gemeinsamen Analyse werden in Zukunft weitere ämterübergreifende Ansätze erarbeitet. Darüber hinaus ist die Fortsetzung des Austausches zwischen der Stadt Wiesbaden, der Polizei, zwischen Gewerbetreibenden sowie Bürgerinnen und Bürgern von entscheidender Bedeutung, damit unter der Berücksichtigung der lokalen Gegebenheiten im Bereich des Westends angepasste Maßnahmen direkt vor Ort erfolgen können.
Einsatzkräfte der Stadt- und Landespolizei werden sich zukünftig deutlich stärker als bisher im Westend engagieren. Um das Vorgehen zu optimieren, wird eine eigene Projektorganisation verschiedene Aufgabenfelder entwickeln. Fest steht jedoch jetzt schon, dass im Rahmen zukünftiger Maßnahmen ämterübergreifende Kontrollen von Problem- bzw. Gewerbeobjekten sowie von auffälligen Gaststätten und Wettbüros durchgeführt werden.
Neben der Erhöhung der Präsenz auf der Straße sollen außerdem die Überwachung des ruhenden Verkehrs intensiviert und Parkverstöße konsequenter geahndet werden. Für einen engeren Kontakt zur Bevölkerung und den Gewerbetreibenden sollen im Übrigen zwei "Schutzmänner vor Ort“ der Stadt- und Landespolizei sorgen, die ein offenes Ohr für die Belange der Bürgerinnen und Bürger haben werden.
Gemeinsames Ziel ist es, durch die Optimierung aller Maßnahmen, für mehr Sicherheit im Sinne der Wiesbadenerinnen und Wiesbadener zu sorgen.
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Fotos: Daniel Becker, Grafiken: Polizeipräsidium Westhessen