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Gastronomen in Wiesbaden hatten es noch nie leicht. Das Publikum ist verwöhnt und vor allen Dingen launisch, was die Frequentierung betrifft. Umso erfreulicher ist es, wenn sich ein Konzept in der Landeshauptstadt durchsetzt. So wie das Chez Mamis im Pariser Hoftheater, dass vom Inhaber Pascal Schmitt seit 2011 erfolgreich geführt wird.
Aufgrund einer schweren Erkrankung ist es Schmitt nicht länger möglich, sein Restaurant weiterzuführen. Ein Nachfolger musste gefunden werden. Mit Martino Stirn, der in der Webergasse bereits Martinos Kitchen betreibt und das Chez Mamis im Sinne von Schmitt weiterführen möchte, hat er einen geeigneten Nachfolger gefunden.
Trotz der Tatsache, dass Stirn alle notwendigen Voraussetzungen der WIM erfüllte, bekam er eine Absage. Die Begründung – ein zukünftiger Pächter solle das Pariser Hoftheater ganzheitlich, also inklusive des Theaters betreiben. Die WIM plane daher eine öffentliche Ausschreibung für die Neuverpachtung. In einem Pressebericht vermutet Stirn, dass der Absage persönliche Gründe des WIM Geschäftsführers zugrunde liegen, die mit einem Jahre zurückliegenden Zwist zwischen seinem Vater und Ralph Schüler zusammenhinge. Die beiden waren im Rahmen einer Vermietung durch die Hausverwaltung Engelmann aneinander geraten. Ralph Schüler ist der Inhaber und führt das Unternehmen neben seiner Tätigkeit als WIM Geschäftsführer.
Durch den Bericht aufgeschreckt, äußerten sich die im Kulturbeirat vertretenen Fraktionen zu dem Fall. In der Pressemitteilung der GRÜNEN heißt es: „Die kulturelle Nutzung der Spielstätte steht für uns Grüne außer Frage. „Kooperationen sind denkbar und sicherlich auch wirtschaftlich sinnvoll. Aber der kulturelle Betrieb und der gastronomische Betrieb sind nicht zwingend einheitlich zu vergeben“, so Dorothea Angor, kulturpolitische Sprecherin. „In der Kooperation von SPD, CDU und Grünen haben wir uns bereits festgelegt, diese immens wichtige kulturpolitische Entscheidung über die Ausgestaltung der kulturellen Nutzung nur unter Einbezug der lokalen Kulturexpertise zu treffen.
Es gab 2015 ja einige Bewerber für den kulturellen Betrieb“, so Angor weiter. „Deswegen wird die Spielstätte eins der ersten Themen im Kulturbeirat sein. Als Grüne werden wir nun auf unsere Kooperationspartner zugehen, um eine akute Lösung für den jetzt dort tätigen Verein zu finden. Es gibt ein bereits feststehendes Programm, das unter den jetzigen Voraussetzungen auf der Kippe steht“, so Angor abschließend.
„Das Haus ist unabdingbar für die kulturelle Landschaft Wiesbadens und wird zudem auch hervorragend von der Stadtbevölkerung angenommen. Daher ist für uns Grüne ein Aus der kulturellen Nutzung für dieses traditionsreiche Haus nicht hinnehmbar.“
Der kulturpolitische Sprecher der SPD-Rathausfraktion, Hendrik Schmehl, betonte in einer Meldung: „Bevor Fakten geschaffen werden, sollte der Kulturbeirat auch mit der Zukunft des Pariser Hoftheaters befasst werden.“ Die SPD Fraktion sieht das Vorhaben kritisch, weil damit durch den WIM Liegenschaftsfonds verfrüht auch kulturpolitische Fakten geschaffen werden.
Vielmehr ist die SPD Fraktion der Auffassung, dass sich der neue Kulturbeirat mit der Zukunft der freien Bühne beschäftigen soll. Idealerweise kann dann für den Haushalt 2020/21 wieder ein Zuschuss für die Bühne zur Verfügung gestellt und ein transparentes Bewerbungsverfahren gestartet werden. Bei der Entscheidung für den Zuschlag soll dann auch der Kulturbeirat eine Empfehlung aussprechen können. „In der Kulturbeiratsordnung haben wir explizit verankert, dass sich der Kulturbeirat auch mit kulturpolitischen relevanten Immobilien der Gesellschaften beschäftigen darf – dazu gehört neben der Walhalla ganz sicher auch der Pariser Hof.
Dieses Recht würde durch die Ausschreibung des WIM Liegenschaftsfonds nun konterkariert werden“ erläutert der kulturpolitische Sprecher der SPD Rathausfraktion die Konfliktlage. Unabhängig davon werden Vertreterinnen und Vertreter der SPD das Thema in den zuständigen Gremien weiterverfolgen.
Seitens der CDU erfolgte bislang kein Kommentar zu den erhobenen Vorwürfen. Sie schließt sich damit WIM Geschäftsführer Ralph Schüler an, der augenscheinlich ungern in der Presse in Erscheinung tritt.
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