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Nachdem der Wiesbadener Professor für Filmgestaltung Harald Pulch vor acht Jahren einen Schlaganfall erlitt, stellte sich bei ihm eine Aphasie, eine Sprachbehinderung, ein. Doch es ist ihm gelungen, sich seine Sprache zurückzuerobern. Und obendrein hat er einen Dokumentarfilm gedreht, in dem es um eben jene Menschen geht, die sich nach einem Schlaganfall in einer ähnlichen Situation finden und einen harten Kampf gegen ihre Krankheit ausfechten. Zum ersten Mal läuft er am Freitag, 12. Mai in der Caligari Filmbühne in Wiesbaden.
Im Kopf ist alles drin, was gesagt werden will – aber die Sprache will sich nicht mehr richtig formen. „Aphasie“ heißt das Krankheitsbild, das oft nach einem Schlaganfall auftritt. Betroffene können sich mittels langer Therapie die Sprache „zurückerobern“ – doch ihr Leben verändert sich in jedem Fall. Es braucht Mut, Kreativität, Selbstvertrauen und Solidarität, um neue Kommunikationswege zu finden.
Einer, der von dieser Krankheit betroffen ist, ist der Wiesbadener Filmemacher Prof. Harald Pulch. Acht Jahre nach seinem eigenen Schlaganfall leitet er mittlerweile eine Aphasiker-Selbsthilfegruppe im Rhein-Main-Gebiet.
Gemeinsam mit der Sprachtherapeutin Claudia Neubert hat er jetzt einen Dokumentarfilm gedreht, der sechs Aphasie-Patienten in der ihnen jeweils eigenen Art „zu Wort kommen“ lässt. Einschränkungen und Mühe, aber auch Lebensfreude, Geselligkeit und Freundschaft sind die Themen des etwa halbstündigen Films „Wir machen unser Ding ...“, der am 12. Mai um 17:00 Uhr im Caligari-Kino Wiesbaden seine Leinwandpremiere hat.
Die sechs Protagonisten mit unterschiedlich ausgeprägter Sprachproblematik berichten aus ihrem Leben und ihrer Therapie. Diese wird zum Beispiel mit einem biographischen Ansatz durchgeführt: Indem die Patienten sich anhand von Fotos und Objekten an ihre Kindheit zurückerinnern, wird ihnen das Sprechen erleichtert. Auch mit Mitteln der Kunst – Chorgesang, Malen im Museum mit Harald Pulchs Ehefrau, der Künstlerin Christiane Steitz zum Beispiel – kann viel erreicht werden. Außerdem wird deutlich, wie wichtig die Gemeinsamkeit in der Selbsthilfegruppe ist. So sieht man, wie zwei Frauen, die zudem an halbseitiger Lähmung leiden, buchstäblich mit „zwei linken Händen“, aber auch mit Spaß, gemeinsam ein Gericht zubereiten.
Harald Pulch freut sich, dass einige seiner ehemaligen Filmstudenten und befreundete Musiker mit ihm gemeinsam diesen Film realisiert haben. Für ihn bedeutete die Arbeit eine Rückeroberung früherer Professionalität.
Bei der Veranstaltung wird nicht nur der Film gezeigt. Die Darsteller sind anwesend, beantworten gerne Fragen und erzählen von der Arbeit am Film. Außerdem singt der Chor „AphaSingers“, in dem Aphasiepatienten gemeinsam musizieren.
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Was: „Wir machen unser Ding ...“ – Filmvorführung
Wann: Freitag, 12. Mai um 17:00 Uhr
Wo: Caligari Filmbühne Wiesbaden
Foto: Veranstalter