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Das zweite Friends of Social Business Forum in der R+V-Akademie am Freitag und Samstag, 17. und 18. Mai, lief unter dem Motto „Die Kraft der Solidarität“. Zwei Tage lang diskutierten Gäste und Vertreter des Grameen Creativ Lab und der R+V-Versicherung über Social Business und den Genossenschaftsgedanken.
Die Veranstaltung punktete mit international bekannten Sprechern. Peter Eigen, Gründer von Transperancy International und Ehemann von Gesine Schwan, sowie Friedensnobelpreisträger Muhamad Yunus verliehen dem Event Glamour.
Yunus, Wirtschaftsprofessor aus Bangladesch, ist über die von ihm gegründete Grameen Bank gleichzeitig Mehrheitseigner des Grameen Creative Lab und somit Mitveranstalter des Social Business Forums in Wiesbaden.
Die Grameen Bank, gegründet 1983, ist bekannt für die Vergabe von Mikrokrediten. Erfunden wurde diese Kreditform aber keineswegs von Yunus, wie häufig behauptet wird. Vielmehr entstanden die Mikrokredite, die meistens an Frauen vergeben werden, laut der ehemaligen amerikanischen Außenministerin Hillary Clinton, im Rahmen der Arbeit von Ela Bhatt.
Die indische Politikerin gründete 1972 die Self Employed Women’s Association (SEWA) und gehört noch heute den Global Elders (Weltältesten) an, einem Zusammenschluss von herausragenden ehemaligen Staatsmännern und Staatsfrauen.
Teilnehmer des Friends of Social Business Forum in Wiesbaden waren hauptsächlich Kunden und Geschäftspartner der Wiesbadener Event-Agentur Circ (Miteigentümer des Grameen Creative Lab), Mitarbeiter der R+V-Versicherung sowie Schülerinnen, Schüler und Studierende.
Man hätte der gleichermaßen interessanten wie eindrucksvollen Veranstaltung ein deutlich breiteres Publikum gewünscht. Denn laut Michael Brohm, Geschäftsführer von Circ, beträgt der Anteil von Social Business an der Weltwirtschaft erst rund 1 Prozent.
Das Geschäftsmodell muss also noch kräftig angeworben und bekannt gemacht werden.
Die zweite Gesellschaftsform, die beim Forum diskutiert wurde, war die Genossenschaft, ein großes Thema bei der R+V-Versicherung. Schließlich ist die R+V die Versicherungsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken.
Den Grundstein für diese Banken legte 1864 Friedrich Wilhelm Raiffeisen, als Hilfsverein zur Unterstützung der Not leidenden ländlichen Bevölkerung, erklärt Julia Merkel, Vorstandsmitglied der R+V. Raiffeisen war somit der Erfinder der Genossenschaft, einer Gesellschaftsform, die einem Zusammenschluss von Privatpersonen eine Gründung ohne großes Eigenkapital ermöglicht.
Und nach einer Flaute, in der der Genossenschaftsgedanke als eher angestaubt galt, ist diese Rechtsform heute wieder beliebt. Denn sie ist enorm nützlich, wenn eine kleine Gruppe von Menschen etwas zusammen bewegen will.
Etwas bewegen will auch Peter Eigen, Gründer von Transparency International. Unermüdlich ist der fast 81jährige Jurist unterwegs, um die Welt zu mehr Mitgefühl und für mehr Solidarität zu sensibilisieren.
Seine Kindheit im Nationalsozialismus und ein langer Aufenthalt im Lateinamerika der 1960er-Jahre haben ihn geprägt. „In Lateinamerika lebten viele Menschen in bitterer Armut. Gleichzeitig verdienten Wirtschaftsbosse und Politiker enorme Summen durch Korruption,“ erinnert sich Eigen. Ähnliche Verhältnisse fand er später in Afrika vor.
Was ihn am meisten empört: „Diese Gelder waren steuerlich absetzbar. In Deutschland konnten große Unternehmen bis 1999 ihre Bestechungsgelder in der Steuerklärung als Betriebsausgaben angeben.“
Mittlerweile ist das so offen nicht mehr möglich. Aber natürlich finden Konzerne auf der ganzen Welt andere Möglichkeiten, um sich Vorteile zu erkaufen.
Gegen Korruption wettert auch Friedensnobelpreisträger Muhamad Yunus. Der Wirtschaftsprofessor aus Bangladesh unterstützt mit seiner Bank gezielt Menschen, die mit ihren Ideen auf den üblichen Kapitalmärkten keine Chance bekommen. Denn wer für eine Gründung Kredite braucht, muss der Bank Sicherheiten anbieten.
„Wir vergeben gezielt Mikrokredite an Frauen,“ erklärt Yunus sein Konzept. Es hat sich gezeigt, dass Frauen enorm verantwortungsbewusst mit den bescheidenen Krediten umgehen. Sie arbeiten unermüdlich, um sich und ihren Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Dadurch haben sie schnell geschäftliche Erfolge und zahlen das erhaltene Geld pünktlich zurück.
„Wir haben die Wirtschaft und die Lebensbedingungen in ganz Bangladesch verbessert,“ behauptet der Banker. Allerdings hat das ganze Land, einst bekannt als Armenhaus der Welt, während der vergangenen 30 Jahre einen Aufschwung erlebt.
Heute sind die Mikrokredite auf der ganzen Welt bekannt. Yunus verhandelt gerade mit Kasachstan. Und Hillary Clinton hält sie für ein geeignetes Modell, um die Lebenssituation in den Slums amerikanischer Großstädte zu verbessern.
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Fotos: Petra Schumann