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Ein Bus brachte die 45 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in anderthalb Stunden zum Ziel. Noch war es hell und die Sonne schien zaghaft – ideale Bedingungen für eine Stadtführung. Viel Interessantes und auch Skurriles gab es zu sehen und zu hören.
Zunächst ging es zum Schängelbrunnen im Rathaushof. Mit diesem Brunnen setzte die Stadt dem Koblenzer Schängel und seinen Streichen ein Denkmal, ebenso der Lebensfreude der Koblenzer Bürger. Die Bronzefigur speit alle drei Minuten einen sprühenden Wasserstrahl mehrere Meter weit über das Brunnenbecken hinaus, sodass Passanten vom Wasser getroffen werden können.
Der Begriff Schängel stammt aus der 20-jährigen Zugehörigkeit (1794–1814) der Stadt Koblenz zu Frankreich. Man meinte damit die von den Franzosen abstammenden Kinder deutscher Mütter. Der gängigste Name war damals Hans oder Johann, was dem französischen Jean entspricht. Die Koblenzer hatten aber Schwierigkeiten mit der Aussprache, so wurde daraus Schang und schließlich Schängel, (Hänschen). Anfangs galt dies als Schimpfwort, heute wird Schängel als Ehrenname verstanden und jeder in Koblenz Geborene darf für sich in Anspruch nehmen, ein Schängel zu sein. Koblenz wird auch oft als Schängel-Stadt bezeichnet.
Das Rathaus war ursprünglich ein Zisterzienserinnenkloster. 1580 wurden sie auf Anordnung des Trierer Erzbischofs Jakob von Eltz vertrieben (umgesiedelt) und im Rahmen der Gegenreformation durch Jesuiten ersetzt. Die Oberin des Nonnenklosters starb daran an gebrochenem Herzen – im zarten Alter von 99, so die Stadtführerin Monique Schmidt.
Nicht weit entfernt blickt ein riesiger Frauenkopf geheimnisvoll vom Giebel eines Jugenstilhauses. Dies ist Hygiea, die griechische Göttin der Medizin, sie bewachte früher eine Drogerie im Erdgeschoss. Heute ist dort ein Schuhgeschäft – wie passend: oben der Kopf, unten die Schuhe ….
Koblenz ist 6 Jahre älter als Trier und wurde im 2. Weltkrieg zu 97 Prozent zerstört. Der Name stammt von Confluentia = Mündung zweier Flüsse. Die Römer zogen sich erst Mitte des 5. Jahrhunderts zurück. Danach erlebte die Stadt eine wechselvolle Geschichte, in deren Verlauf sie nach dem 30jährigen Krieg „Das kleine Paris“ hieß. Das Deutsche Eck ist eine künstlich aufgeschüttete Landzunge an der Mündung der Mosel in den Rhein, der Name stammt vom Deutschritterorden, die sich in unmittelbarer Nähe niedergelassen hatten.
Koblenz gilt aus Beamtenstadt, die Einwohnerzahl ist leicht zu merken: 6 mal die 1 = 111.111. Der ehemalige französische Staatspräsident und Freund von Altkanzler Helmut Schmidt erblickte 1926 hier das Licht der Welt. Die Bundesgartenschau 2011 brachte der Stadt über 3 Millionen Besucher, sie schrieb damit schwarze Zahlen. Die Seilbahn über den Rhein zur Festung Ehrenbreitstein darf gemäß Unesco noch bis 2026 bleiben, wenn sie sich rentiert. Deshalb wird sie nur noch am Wochenende betrieben, bescherte der Festung jedoch ein deutliches Plus an Besuchern.
Das ist nur ein Auszug aus der Wissensfülle der Madame aus Brüssel, die fließend Deutsch mit kaum merkbarem Akzent sprach. Die Dämmerung setzte ein, und die Damen und mitgereisten Herren wollten nun die Weihnachtsmärkte erobern, die sich an vier Stellen in Koblenz befanden. Jeder bekam einen Stadtplan, und die Gruppen teilten sich auf. In den Straßen und Gässchen traf man immer wieder auf bekannte Gesichter, die meisten auf dem schönen Platz „Am Plan“ neben der Pyramide. Punkt 19:00 Uhr saßen alle im Bus und ließen sich gut gelaunt nach Nordenstadt fahren.
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Foto: Birgit Reichwald-Dohmes