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Wer die Wiesbadener Marktkirche kennt, kennt auch die eindrucksvolle Skulpturengruppe im Altarraum – Jesus und die vier Evangelisten. Ebenso ist der Sarkophag der jungen Herzogin Elisabeth in der Griechischen Kapelle ein bekanntes und identitätsstiftendes Wiesbadener Kunstwerk. Geschaffen hat diese Marmorstatuen der Bildhauer Emil Alexander Hopfgarten.
Hopfgarten wurde vor 200 Jahren in Berlin geboren und arbeitete seine letzten acht Jahre in Biebrich, wo er 1856 verstarb und auf dem Friedhof beigesetzt wurde. Zum 200. Geburtstag hat sich die Kunsthistorikerin Felicitas Reusch des „Hofbildhauers“ Herzog Adolphs zu Nassau angenommen und nicht nur ein ausführliches Buch zu Leben und Werk veröffentlicht, sondern auch eine sehenswerte Ausstellung in der „Kunstarche“ organisiert.
Zahlreiche Porträts, Reliefs und Statuetten werden in der Hopfgarten-Ausstellung als Fotografien gezeigt. Das Buch kann als reich bebilderter Werkkatalog gelten, aber auch als Biographie und Einordnung in die Kunstgeschichte. Es wurde vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst und vom Kulturamt Wiesbaden gefördert und ist im renommierten Verlag Dr. Ludwig Reichert, Wiesbaden, erschienen. Es ist die erste ausführliche Würdigung dieses bedeutenden Bildhauers in Wiesbaden.
Der Vater von Emil Alexander Hopfgarten hatte ein Unternehmen für Bronze- und Eisenguss, und so lernte der Sohn bedeutende Berliner Bildhauer wie Christian Daniel Rauch bereits als Kind kennen. Nach seinem Studium an der Akademie reiste er neunzehnjährig nach Rom und ließ sich dort sowohl künstlerisch inspirieren wie auch in der Arbeit mit Marmor unterweisen. 1844 kehrte er nach Berlin zurück und arbeitete erfolgreich als Bildhauer, mehrfach im Auftrag der Hohenzollern. Seine Marmorbüsten waren äußerst gefragt, aber auch andere Skulpturen schuf er im Auftrag Adliger.
Wie genau Herzog Adolph von Nassau auf Hopfgarten aufmerksam wurde, sei nicht genau überliefert, so Felicitas Reusch. Jedenfalls begleitete er seine kranke Frau zur Kur nach Wiesbaden, porträtierte den nassauischen Medizinalrat August Vogler und war ab 1848 in Biebrich tätig. Als Hofbildhauer am nassauischen Hof erhielt er die Mosburg im Schlosspark zum Atelier. In der Griechischen Kapelle stammt nicht nur der Sarkophag der Herzogin von ihm, sondern auch zahlreiche andere Werke. In der russischen Presse löste die prunkvolle Kirche ein großes Echo aus. Hopfgarten erhielt – wie auch der Architekt Philipp Hoffmann – von Zar Alexander den Orden des Heiligen Stanislaus. 1853 erhielt er von Herzog Adolph den Auftrag für die „zu erbauende evangelische Hauptkirche“, die Marktkirche, die Skulpturengruppe zu schaffen.
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Kunstarche
Die „Kunstarche“ ist ein Verein, der sich speziell Wiesbadener Kunstschaffenden widmet und in den Räumen des Stadtarchivs (Im Rad 42) regelmäßig Ausstellungen organisiert. Die Hopfgarten-Ausstellung wurde Ende Juni eröffnet, sie wurde wegen Corona-Bedingungen zunächst verschoben und soll nun voraussichtlich bis in den Herbst zu sehen sein – aktuelle Informationen, auch zu Führungen, Öffnungszeiten und anderen Veranstaltungen, sind immer über die Website der „Kunstarche“, http://www.kunstarche-wiesbaden.org/, zu finden.
Fotos und Zeichnung: Patrick Bäuml, M. Stohl