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Nach der Bundestagswahl liegen Freud und Leid nah beieinander. Während die CDU ihre Wunden lecken muss, können sich SPD, Grüne und FDP über Gewinne freuen. 61,2 Millionen Menschen hatten am 26. September die Möglichkeit, zu entscheiden, wie sich der neue Bundestag zusammensetzt, darunter 186.735 Wiesbadener:innen.
Während SPD, Grüne und FDP auch in der hessischen Landeshauptstadt Stimmen hinzugewannen, verzeichnen CDU, Linke und AfD Verluste. Wo haben Alt und Jung ihr Kreuzchen gemacht und welche Parteien verloren an die Konkurenz? Wir haben in die Wahlanalyse des Amtes für Statistik und Stadtforschung geschaut.
Wie auch auf Bundesebene konnte die SPD ihr Wahlergebnis in Wiesbaden verbessern. Dabei gewannen die Sozialdemokraten vor allem Stimmen von Wähler: innen mittleren und höheren Alters hinzu. In den Altersklassen zwischen 45 und 69 Jahren übernahm die SPD nach deutlichen Zugewinnen die Position als stärkste Kraft von der CDU. Noch deutlicher waren die Gewinne bei den über 69-Jährigen. Dort legte die SPD 7,1 Prozentpunkte zu. Die jüngeren Wähler:innen konnte die SPD hingegen nicht überzeugen. Bei den unter 35-Jährigen verlor sie an Zustimmung (- 6 %).
Grüne und FDP konnten am Sonntag bundesweit die meisten jungen Wähler:innen von sich überzeugen. Ein Trend, der sich auch in Wiesbaden zeigt. Die Grünen gingen hier erstmals aus einer Bundestagswahl als stärkste Kraft bei den jüngeren Wähler:innen hervor. In den drei Altersklassen der Wähler:innen bis 44 Jahre schneiden die Grünen jeweils mit deutlichem Abstand besser ab als jede andere Partei. Vor allem bei den 25- bis 34-Jährigen konnte das Bündnis punkten und erhielt fast 30 % der Stimmen.
Doch auch bei älteren Wähler:innen konnten die Grünen hinzugewinnen. Die Altersgruppe 45 bis 59 Jahre, zahlenmäßig die größte Wählergruppe, ist auch in der Grünen-Wählerschaft die stärkste. Hier steigerte die Partei ihr Ergebnis um weitere 6,6 Prozentpunkte. Einstellig blieben die Grünen bei den 70-Jährigen und Älteren. Trotzdem verzeichnen sie hier einen Zuwachs von 3,1 Prozentpunkten.
Die im Gesamtergebnis erzielten Gewinne der FDP gehen vor allem auf jüngere Wähler:innen zurück. Von den 18- bis 24-jährigen Wiesbadener:innen wurden lediglich den Grünen mehr Stimmen gegeben als der FDP, die nach Zugewinnen von 4,3 Prozentpunkten die zweitstärkste Partei in den Ergebnissen dieser Altersgruppe ist. Dafür verzeichnen die Liberalen leichte Verluste in der Gruppe der älteren Wähler:innen ab 60 Jahren.
Die CDU musste in Wiesbaden herbe Verluste einfahren und landete mit 21,1 % der Zweitstimmen nur noch auf Platz zwei hinter der SPD. Sie verlor über alle Altersgruppen verteilt Stimmen. Die größten Verluste musste sie dabei bei den unter 45-Jährigen hinnehmen. In der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen belegt die Union in Wiesbaden nur noch den fünften Rang, noch hinter der Linken. Nur 10,7 % aller CDU-Wähler:innen sind jünger als 35 Jahre. Bei älteren Wähler:innen findet die CDU noch die größte Unterstützung. Doch auch hier musste sie Verluste hinnehmen. Die Gruppe ab 70 Jahren nimmt inzwischen deutlich mehr als ein Drittel der gesamten Wiesbadener Unionswählerschaft ein.
Auch Die Linke verlor in Wiesbaden bei allen Altersgruppen. Insbesondere junge Wähler:innen machten ihr Kreuz an anderer Stelle. Bei den unter 25-Jährigen verliert Die Linke 7,2 Prozentpunkte und landet im Ergebnis bei nur noch 8,6 %. In keiner Altersgruppe erzielte Die Linke ein zweistelliges Ergebnis.
Bei der Bundestagswahl 2017 gewann die AfD in Wiesbaden noch Stimmen aus allen Altersgruppen. 2021 hat sich das Blatt gewendet. Die Partei muss durchgehend Verluste verbuchen. Die 45- bis 69-Jährigen stellen 56,4 % der Wählerschaft. Doch entgegen der Wahl im Jahr 2017 konnte die AfD aktuell nur noch unter den 60- bis 69-Jährigen mit 11 % ihr einziges zweistelliges Teilergebnis einfahren. Von den Jungwähler:innen (bis 24 Jahre) erhielt die AfD in Wiesbaden nur 2,6 % der Stimmen.
(Die Aussagen sind Ergebnisse der "repräsentativen Wahlstatistik". Diese wurde in Wiesbaden in 16 ausgewählten Wahlbezirken durchgeführt. Anhand der Eintragungen in den Wählerverzeichnissen kann die Wahlbeteiligung getrennt nach Geschlecht und nach zehn Altersgruppen ermittelt werden. Die Stichprobe umfasst diesmal 12.132 Wahlberechtigte.)
Ein Großteil der Wähler:innen blieben ihrer Wahlentscheidung aus 2017 treu. Einige Wiesbadener:innen machten ihr Kreuz allerdings an anderer Stelle.
Dabei litt die CDU vor allem durch Abwanderung zur SPD und zu den Grünen. Rund 17 % derer, die vor vier Jahren noch die Union gewählt hatten, entschieden sich dieses Mal für ein Kreuzchen bei den Sozialdemokraten. Ein Zehntel ihrer früheren Wählerschaft hat die Union an die Grünen verloren. Insgesamt blieben 63,5 % der CDU-Wähler:innen der Partei treu.
Die SPD hat mit 77,2 % einen höheren Anteil an "Stammwähler:innen"; ihre Netto-Verluste konzentrieren sich auf Abwanderungen zu den kleinen Parteien und zu den Nichtwähler:innen. Kompensiert wurden diese – wie erwähnt - durch Zugewinne von der CDU (rund 6.800 Stimmen) und von der AfD.
Mehr als die Hälfte derer, die 2017 die AfD gewählt hatten, haben sich 2021 umorientiert. Jeweils 11 bis 12 % wanderten zur SPD und zu den Kleinparteien. 15,6 % blieben der Wahl fern.
Bei der FDP ist die relativ starke Abwanderung zu den Grünen auffällig: Jede:r zehnte Wähler:in der Liberalen ging diesen Weg. Immerhin drei Viertel der FDP-Wähler:innen blieben ihrer Partei erhalten.
Von allen Parteien haben die Grünen den höchsten "Stammwähleranteil". 87,2 % derjenigen, die in Wiesbaden bereits 2017 "Grün" wählten, taten dies jetzt erneut. Nennenswerte Verluste an andere Parteien gab es nicht. Stattdessen profitierte das Bündnis durch Zuwanderung von der Linken, der CDU und der FDP.
Mit 36,0 % hat Die Linke den geringsten Anteil an Stammwähler:innen. Im Vergeleich zu 2017 verlor die Partei fast zwei Drittel ihrer Wählerschaft. Stimmen verloren die Linken an die Grünen, einen kleineren Teil auch an "sonstige Parteien" und an die Nichtwählerschaft. Wanderungsströme hin zur Linken gab es kaum.
Die komplette Wahlanalyse zur Bundestagswahl 2021 vom Amt für Statistik und Stadtforschung finden Interessierte >>>hier<<<
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Bild / Grafiken: Amt für Statistik und Stadtforschung