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Ein Jahr nach der Ablehnung einer Citybahn für Wiesbaden und seine Nachbarstädte zieht der Verein Wiesbaden neu bewegen e.V. eine ernüchternde Bilanz. „Die reine Anti-Kampagne der CityBahn-Gegner:innen hat, wie zu befürchten, in eine Sackgasse geführt“, so Vereinsvorsitzender Wito Harmuth.
„Vor den Haltestellen stauen sich auch in der Corona-Pandemie die Busse, in den Durchgangsstraßen endlose Autokarawanen. Das Debakel um die marode Salzbachtalbrücke, die dem immensen Verkehrsaufkommen nicht mehr gewachsen war, hat die Krise noch verschärft und den Bahn- und Durchgangsverkehr lahmgelegt“, so Harmuth weiter.
Das vergangene Jahr habe dem Verein gezeigt, dass Umweltspuren den Busverkehr auch nach der Sperrung einer bedeutenden Verkehrsader wie der Salzbachtalbrücke verlässlich halten. Viele Maßnahmen, darunter Pop-up-Busspuren oder die Installation neuer Leihrad-Stationen seien kurzfristig möglich, sofern der politische Wille und das Geld da sind. „Dennoch gibt es nach wie vor viel zu tun“, stellt der Vorsitzende klar.
„Die Gegner:innen, die lautstark gegen das Verkehrswende-Vorhaben polemisiert und damit eine breite Ablehnung beim Bürgerentscheid am 1. November 2020 angefacht hatten, sind weitgehend verstummt“, bedauert Harmuth. „Außer Ablehnung haben sie keine Konzepte zur Gestaltung der Mobilität in Wiesbaden im Angebot.“
Angesichts der immer noch anschwellenden Blechflut wirke die hessische Landeshauptstadt nach dem ideenlosen "Nein" zur CityBahn wie abgekoppelt vom Zug in die Zukunft.
Der Vereinsvorsitzender unterstreicht: „Rückwärtsgewandte Verkehrskonzepte mit einem Fokus auf den motorisierten Individualverkehr erscheinen besonders fatal in einer Zeit des Umbruchs, in der auf allen Ebenen nach Auswegen aus der Klimakrise gesucht und um neue Formen des Zusammenlebens in den Städten gerungen wird.“
Andere Lösungen zur Entlastung der Verkehrssituation wie Betontrassen für BRT-Riesenbusse würden fatalerweise nicht einmal mehr diskutiert. Das verwundere kaum: „Mit einer modernen Straßenbahn können alle denkbaren Alternativpläne schließlich in keiner Hinsicht mithalten. Andere Vorhaben wie die Wiederbelebung der Aartalbahn sind durchaus – wenn auch erst mittelfristig – erwägenswert, lösen aber nicht das grundsätzliche Problem der Landeshauptstadt“, so Harmuth.
„Es gilt, Fahrgäste in wachsender Zahl schnell, bequem, ökologisch und klimafreundlich mit gleichem oder niedrigerem Personalbedarf durch Wiesbadens Stadtzentrum und ins Umland zu bewegen, und damit den Umstieg von der Autofixierung zu erleichtern. In beinahe allen anderen Großstädten Deutschlands ist das längst Wirklichkeit.“
Vor diesem Hintergrund fordert Wiesbaden neu bewegen e.V. eine umgehende Wiederbelebung des Straßenbahnkonzepts für einen modernen Nahverkehr. Dabei müsse aus Fehlern Konsequenzen gezogen, Planung und Kommunikation von Beginn an im Einvernehmen mit der Bürgerschaft und den Anwohner:innen angegangen werden.
„Daneben fordern wir den Ausbau sowie eine Taktverdichtung auf der Ländchesbahn. Dies haben wir bereits mit unserem Einspruch im noch laufenden Planfeststellungsverfahren zum Haltepunkt Erbenheim bekräftigt. Auch die jüngsten Ideen zu einem Halt der Ländchesbahn und anderer Linien an der Mainzer Straße begrüßen wir“, erklärt Harmuth.
„Um den Verkehr in Wiesbaden nicht noch weiter zu belasten, muss eine Schienenanbindung bei allen Planungen zum Ostfeld zwingend mitgedacht werden. Ebenfalls sind weitere Busspuren und Radwege notwendig. Ziel muss sein, den Menschen mehr verlässliche und sichere Alternativen zum Auto in Wiesbaden zu bieten. Wiesbaden neu bewegen e.V. unterstützt alle Vorhaben, die die innerstädtische Mobilität weg von Stau, Lärm und Unfallgefahr hin zu einem lebenswerteren Miteinander bewegen.“
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