ANZEIGE
In einer Pressekonferenz im Rathaus berichteten Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende, Bürgermeister Dr. Oliver Franz sowie die Leiterin des Gesundheitsamtes, Dr. Kaschlin Butt, am Freitagvormittag über die aktuelle Situation und gaben Auskunft über die Maßnahmen der Landeshauptstadt Wiesbaden in der Corona-Pandemie.
„Die aktuelle Entwicklung macht es notwendig, dass die Landeshauptstadt Wiesbaden zum Schutz ihrer Bürgerinnen und Bürger weitgehende Regelungen zur Eindämmung des Virus trifft, die zum Teil erheblich in das gewohnte Leben eingreifen“, machten Mende und Franz klar. Sowohl der Oberbürgermeister als auch der Bürgermeister verdeutlichten, dass die Regelungen vor allem der Aufrechterhaltung der Versorgungskapazitäten in medizinischen Einrichtungen und in Pflegebereichen dienten.
Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende sprach von einer „ernsten Lage“. Es sei sehr schwer, in dieser dynamischen Situation die richtigen Konsequenzen zu ziehen. Seit Wochen werde die Situation analysiert. Erste Priorität habe aber der Schutz der Bevölkerung. „Die zentrale Aufgabe ist, die Bevölkerung so gut wie möglich zu schützen.“ Vor allem ginge es darum, die Ausbreitung zu verlangsamen. Ein ganz besonderes Augenmerk werde auf die Personen gelegt, „die besonders gefährdet sind. Das wissen wir aus den Statistiken, dass besonders älter und vorgeschädigte Menschen ein besonders hohes Risiko haben, schwer zu erkranken“, so der Oberbürgermeister.
Auch der Bürgermeister Dr. Oliver Franz betonte: „Das Wichtigste ist, die Ansteckung zu verlangsamen.“ Hierfür seien seit Tagen einige Regelungen in der Vorbereitung. Neben der Information der Öffentlichkeit sollten vor allem alle nicht ernsthaft erkrankten die Notaufnahmen der Krankenhäuser meiden, um Kapazitäten zu sparen und denen zukommen zu lassen, die sie benötigen. Zudem werde so der unnötige Kontakt mit erkrankten Menschen und einen Ansteckung vermieden.
Wer sich krank fühlt soll sich im ersten Schritt telefonisch an seinen Hausarzt wenden und das weitere Vorgehen besprechen. „Wir bitten insbesondere auch die niedergelassene Ärzteschaft, sich in die Bewältigung der gesundheitlichen Herausforderung einzubringen. Wir können auf die Kompetenz und die Leistungsfähigkeit unserer ambulanten Strukturen in dieser Situation nicht verzichten“, sagten Mende und Franz.
Zudem wurde ein allgemeines Infotelefon eingerichtet. Unter der Nummer 0611 / 31 80 80 können von 8:00 bis 20:00 Uhr individuelle Fragen zum Coronavirus gestellt werden. Unter 0800 / 5554666 ist zudem täglich von 8:00 bis 20:00 Uhr die hessenweite Hotline des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration erreichbar.
Eine Quarantäneverfügung soll außerdem den Umgang mit infizierten Personen und Rückkehrern aus Risikogebieten (letzte 14 Tage) regeln. Für sie gilt eine häusliche Quarantäne. Zudem dürfen Betreuungs-, Pflege- und Gesundheitseinrichtungen (außer bei eigener Behandlungsbedürftigkeit) nicht betreten werden. Auch der Kontakt mit anderen Menschen und die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel wird ihnen weitestgehend untersagt.
Zudem müssen sich Betroffene beim Gesundheitsamt melden und den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst (unter der Nummer 116 117) kontaktieren. Wird eine ärztliche Behandlung in der Quarantänezeit notwendig, muss die medizinische Einrichtung vorab über die Diagnose informiert werden.
Die Regelungen sind vorerst bis zum 10. April gültig, dann soll neu beraten werden. Aufgrund der sich stetig ändernden Lage sind aber jederzeit entsprechende Anpassungen möglich.
Zurzeit gibt es in Wiesbaden noch keine eigenen Abstrichstellen, in denen sich mögliche Infizierte testen lassen können. Nur wenige Artzpraxen führen die Testungen derzeit durch. Betroffene müssen deshalb auf Stellen in andere Städten zurückgreifen. „Wir brauchen hier eine Abstrichstelle in Wiesbaden, in der sich die Bürgerinnen und Bürger testen lassen können. Wir verfügen gegenwärtig über wenige Artzpraxen im Stadtgebiet, die das durchführen. Das ist völlig unzureichend“, bemängelte der Bürgermeister. Die Kassenärztliche Vereinigung sei hier gefordert eine solche Abstrichstelle einzurichten. Momentan verweise die Kassenärztliche Vereinigung auf ein Testcenter in Hofheim, das werktags in der Zeit von 9:00 bis 13:00 Uhr geöffnet habe.
Verschiedene Standortvorschläge für ein Abstrich-Zentrum seien bereits gemacht worden.
Im Hinblick auf Ereignisse in Wiesbaden werden alle Veranstaltungen abgesagt, die „Kür und nicht Pflicht sind“. Eine Allgemeinverfügung untersagt bereits Veranstaltungen mit über 1000 Teilnehmern. Eine entsprechende Allgemeinverfügung für Veranstaltungen unter 1.000 Leuten werde im Laufe des Tages erlassen, so Bürgermeister Dr. Oliver Franz, und sei spätestens ab morgen gültig. Für kleinere Veranstaltungen gilt: Sie finden nur statt, wenn sie unbedingt nötig sind und entsprechende Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden können (Abstand, Belüftung, Nachverfolgung der teilnehmenden Personen etc.). Neben den Allgemeinverfügungen stehe auch der Erlass weiterer Verwaltungsakte bevor, die beispielsweise den Betrieb einer Diskothek beträfen, kündigte Franz an.
In Wiesbaden wurden am Donnerstag die IHK-Bildungsmesse "azubi- & studientage Wiesbaden" verschoben und die Internationale Motorradausstellung im RheinMain CongressCenter abgesagt.
In Wiesbaden sollen Schulen vorerst geöffnet bleiben. Den Eltern, die Kindertagesstätten in Anspruch nehmen, empfiehlt die Stadt in Absprache mit dem Sozialdezernat, ihre Kinder ab Montag daheim zu lassen. Mit welcher Kapazität Kita-Plätze für Personen, die auf solche angewiesen sind, vorgehalten werden können, soll bis Mitte nächster Woche bekannt gegeben werden.
Die Leiterin des Gesundheitsamtes Dr. Kaschlin Butt gab in der Pressekonferenz bekannt, dass es mittlerweile 7 positiv getestete Corona-Fälle in Wiesbaden gibt. 180 Kontaktpersonen seien identifiziert und vorsorglich unter Quarantäne gestellt worden.
Zudem gibt es 172 Verdachtsfälle bei sogenannten Reiserückkehrern aus Risikogebieten und weitere 250 Verdachtsfälle, die zu Hause bleiben.
P.S.: Sind Sie bei Facebook? Dann werden Sie Fan von Wiesbadenaktuell.de
Symbolfoto: Gerd Altmann / Pixaba, Daniel Becker