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Der Verein „321-2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ fördert gemeinsam mit der Hessischen Landeszentrale für politische Bildung und dem Kulturamt der Landeshauptstadt Wiesbaden das Projekt „Perspektivwechsel“ der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden. Im Rahmen des Projektes wird ein fotorealistisches 3D-Modell der im maurischen Stil erbauten und in der Pogromnacht 1938 zerstörten Synagoge als AR und VR präsentiert.
„Es ist ein großer Erfolg für uns, dass drei Institutionen dieses Projekt als förderungswürdig bewertet haben. ‚Perspektivwechsel‘ wird einen Beitrag zur historischen Bildung leisten und gleichzeitig kann man dank der neuen Techniken auch etwas über jüdisches Leben lernen. Wir freuen uns auf die Umsetzung, die vom Stadtarchiv Wiesbaden tatkräftig unterstützt wird. Das Stadtarchiv ist ein wichtiger und verlässlicher Partner für uns“, sagt Dr. Jacob Gutmark, Vorstandsmitglied der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden.
Das Projekt „Perspektivwechsel“ wird die 1938 zerstörte Synagoge in Wiesbaden als Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR) visualisieren. Der 1869 eingeweihte Bau war Sinnbild der Emanzipation des Judentums im 19. Jahrhundert. Er war für die jüdische Gemeinschaft Ausdruck der Befreiung aus jahrhundertelanger Unterdrückung und Diskriminierung. Im krassen Gegensatz dazu steht die Zerstörung der Synagogen 1938, die als Symbol für die Vernichtung allen jüdischen Lebens in Europa gelten muss. 1946 konnte jüdisches Leben in Wiesbaden wiederentstehen. An den ehemaligen Standort der Synagoge erinnerte beinahe nichts mehr. Das Grundstück verschwand unter einer Autobrücke. Seit 2011 steht an diesem Ort die Gedenkstätte für die ermordeten Wiesbadener Jüdinnen und Juden.
„Augmented Reality bedeutet, dass Interessierte das 3D-Modell der Synagoge mithilfe eines mobilen Endgeräts am Ort betrachten können. Eine App ermöglicht es, dass die Synagoge wieder an ihrem ursprünglichen Standort erscheint – zumindest auf dem Handy- oder Tablet-Display“, erklärt Steve Landau, Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden. Die Nutzerinnen und Nutzer können das Gebäude in der heutigen Umgebung oder in der des 19. Jahrhunderts betrachten. Das Projekt sieht außerdem die Anschaffung von 3D-Brillen vor, mit deren Hilfe die Synagoge von allen Seiten betrachtet und sogar betreten werden kann. Das fotorealistische 3D-Modell wird durch zusätzliche Informationen in Bild-, Audio- und Videoform erläutert. Modell und Informationen sind sowohl über die App als auch auf einer Homepage abrufbar. „Wir sehen die Chance, AR und VR für neue Formen der Wissensvermittlung zu nutzen und damit auch junge Menschen zu erreichen“, erläutert Landau.
„Perspektivwechsel“ hat sich das von Edgar Brück geleitete Projekt „memo38“ zum Vorbild genommen. 1998 präsentierte Brück mit seinem Team die digitale Rekonstruktion der Synagoge. „Das Projekt war ein Meilenstein der virtuellen Gebäuderekonstruktion. Edgar Brück schaffte es, sichtbar zu machen, was 1938 zerstört wurde“, sagt Gutmark. „Eine große Leistung.“
Das Projekt „Perspektivwechsel“ ist Teil des deutschlandweit stattfindenden Festjahres anlässlich 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland. Die Ergebnisse werden Ende 2021 präsentiert werden können.
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Foto: Stadtarchiv (Ausschnitt)