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Während das Thema Digitalisierung in vielen Städten und Bereich nur sehr zögerlich angegangen wird, setzt es die hessische Landeshauptstadt bereits um. In einem bundesweiten Referenzprojekt digitalisiert Wiesbaden derzeit die Verkehrssteuerung des Straßennetzes.
Die wachsende Bevölkerung will und mobil sein, dies stellt die Stadt vor großen verkehrs- und klimapolitischen Herausforderungen. Mit innovativer Technologie will Wiesbaden die Mobilität nachhaltig verbessern, damit man seine wertvolle Lebenszeit, nicht im Stau verbringt.
Mit dem Projekt DIGI-V (Digitalisierung des Verkehrs) wird ein wesentlicher Baustein des Green City Masterplans “WI-Connect“ umgesetzt. Das Vorhaben hat ein Volumen von rund 30 Millionen Euro und wird von der Bundesregierung mit 15 Millionen Euro gefördert. Ziel ist es, den Verkehr digital intelligent und Innovativ zu steuern.
Gemeinsam mit dem Projektpartner Siemens hat das Tiefbau- und Vermessungsamt der Landeshauptstadt seit Projektstart im Dezember 2018 bis Ende Juni bereits 164 von 227 Ampeln mit der neuen Technik ausgestattet. Dazu gehören neben Energiesparenden Signalgebern auch zum Teil Verkehrskameras, LED-Schilder (für Informationen), Umwelt- und Wetterstationen sowie Road-Site-Units (Kommunikationsmodule zwischen Fahrzeugen und Infrastrukturkomponenten).
Der größte Teil dieser Ampelanlagen befindet sich auf den großen Einfahrtstraßen und den städtischen Ringen. Ziel von DIGI-V ist es, durch datengetriebene Situationserkennung eine Grundlage für umweltsensitives Verkehrsmanagement zu schaffen. Dazu wurden die Steuergeräte der Anlagen aufgerüstet, mit Glasfaser an eine neue Verkehrsleitzentrale angebunden und teilweise mit Wärmebildkameras und Umweltsensoren ausgestattet.
All diese erfassten Daten an den Knotenpunkten, werden analysiert, ausgewertet und in Echtzeit in die Verkehrssteuerung eingespielt, um die Fahrzeuge effektiv und klug zu lenken. Staus in Wiesbaden sollen damit zukünftig reduziert und so gesteuert werden, dass diese möglichst wenige Auswirkungen auf die Stadt und die Menschen haben.
Ebenfalls im Luftreinhalteplan festgeschrieben und eng mit DIGI-V verbunden sind die neuen Umweltspuren auf dem 1. Ring. Mit den neuen Umweltspuren soll die Verkehrs- und Schadstoffbelastung der Wiesbadener Innenstadt vermindert werden, indem innerstädtisch der so genannte “Umweltverbund“ aus Bus- und Radverkehr mehr und bevorrechtigte Flächen bekommt und an den Einfahrtspunkten bereits eine Zuflusssteuerung nach Verkehrslage erfolgt.
Die Neugestaltung des 1. Rings ist bereits in weiten Teilen vorangeschritten. Bis Dezember 2020 sollen auf dem gesamten 1. Ring die Umweltspuren durchgängig markiert sein und die Verkehrssteuerung an allen wichtigen Knotenpunkten - wo nötig auch baulich - auf den neusten Stand gebracht werden. Ein Schlüsselprojekt wird dabei die Zuflusssteuerung im Bereich Berliner Straße Ecke Abraham-Lincoln-Straße sein, mit der in den Sommerferien mit Hilfe einer neuen Ampelanlage eine bevorrechtigte Einfahrt der Busse in den Stadtbereich realisiert wird.
„Der 1. Ring ist von täglich 72.000 Fahrzeugen belastet. Das ist eine Dimension, die nicht mehr stadtverträglich ist. Unser Ziel ist eine doppelte Verlagerung: Vermeidbare Autofahrten innerhalb Wiesbadens möchten wir zum Teil auf den ÖPNV und den Radverkehr verlagern. Reine Durchgangsverkehre, beispielsweise aus Taunusstein Richtung Mainz oder Frankfurt, wollen wir auf den 2. Ring oder auf die Bundesfernstraßen außerhalb Wiesbadens verlagern“, erklärt Verkehrsdezernent Andreas Kowol.
Der Linienverkehr profitiert bereits jetzt von der Umweltspur auf dem 1. Ring, in dem realisierten Abschnitt. Wie Jörg Gerhard Geschäftsführer von ESWE Verkehr mitteilte, ist eine deutliche Verbesserung auf 19 ESWE-Buslinien in Sachen Pünktlichkeit und Komfort zu spüren. „Rund 20.000 Fahrgäste haben damit täglich einen Vorteil und kommen schnell an ihr Ziel“, so Gerhard.
Im Einzelnen sind bis Oktober geplant:
Im Rahmen des übergeordneten Projekts DIGI-V sollen die baulichen Maßnahmen für den 1. Ring ebenfalls im Jahr 2020 abgeschlossen werden. Die software-seitige Integration in einer neuen Verkehrsleitstelle wird 2021 unter umwelt- und verkehrssensitiven Gesichtspunkten insbesondere auf dem 1. und 2. Ring im Prozess weiter optimiert. Erst dann wird das neuen intelligente Verkehrsleitprojekt zum tragen kommen.
Dr. Petra Beckefeld, Leiterin des Tief- und Vermessungsamts, betonte den hohen Komplexitätsgrad der Projekte: „Was wir hier tun ist agiles Projektmanagement in Reinform und für eine städtische Verwaltung eher ungewöhnlich, was die Geschwindigkeit der Umsetzung und die vernetzte Zusammenarbeit verschiedener Akteure betrifft. Deswegen danken das Tiefbau- und Vermessungsamt und das Verkehrsdezernat allen Institutionen, die so partnerschaftlich an diesem Projekt mitarbeiten. Im Einzelnen sind dies: das Amt für Statistik und Stadtforschung, das Rechtsamt, das Umweltamt und das Straßenverkehrsamt mit der Straßenverkehrsbehörde und der Kommunalen Verkehrspolizei, ESWE-Verkehr, das Land mit Hessen Mobil, das Hessische Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG), der Datenschutzbeauftragte des Landes Hessen und natürlich das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur und unser enger Projektpartner Siemens.“
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