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Jede dritte Frau weltweit, so die Statistiken, war in ihrem Leben bereits Opfer von Gewalt, wurde geschlagen, zu sexuellem Kontakt gezwungen, vergewaltigt oder in anderer Form misshandelt. Das sind eine Milliarde (one billion) Frauen. Am Samstag, 14. Februar – nicht zufällig am Valentinstag - waren überall auf der Welt Frauen eingeladen, zu tanzen und sich zu erheben, um in globaler Solidarität das Ende dieser Gewalt zu fordern.
Die Aktion wurde 2012 von der amerikanischen Feministin Eve Ensler ins Leben gerufen. Es ist eine der größten derartigen Kampagnen weltweit. Tausende von Events finden in bis zu 190 Ländern der Weltstatt. UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon unterstützt die Aktion ausdrücklich und machte 2012 deutlich, dass man sich auch über den Tag hinaus engagieren müsse. „Dies muss ein Tag sein, auf den Handlungen folgen.“
2016 hatte sich in Wiesbaden Oberbürgermeister Sven Gerich als Schirmherr zur Verfügung gestellt und begrüßte die zahlreichen, mit roten Accessoires ausstaffierten Frauen am Bahnhof. Er würdigte das gut aufgestellte Frauen-Hilfsnetzwerk in Wiesbaden mit Frauenhäusern und Beratungsstellen und dankte deren Mitarbeiterinnen sowie dem Frauenreferat für dessen gute Netzwerkarbeit in Wiesbaden. „Wir tun was für Frauen“, sagte Gerich. Man stelle sich dem gesamtgesellschaftlichen Problem der Gewalt gegen Frauen, „nicht erst seit den Vorfällen in Köln zu Silvester“. In Wiesbaden sollten sich alle sicher fühlen können, wobei der Oberbürgermeister nicht verleugnete, dass die meisten Gewaltvorfälle im eigenen, familiären Umfeld passierten.
Landtagsabgeordnete Lisa Gnadl sprach darüber, dass „Gewalt kein Kavaliersdelikt“ sei und rief alle auf, hinzuschauen und ein Nein zu respektieren. Man müsse sich auch klar von der jetzt aufflammenden rassistischen Debatte abgrenzen. Auch Gnadl erwähnte die häusliche Gewalt als drängendstes Problem – in Hessen seien allein 2015 fast 8000 Polizeieinsätze deswegen nötig gewesen. Die Dunkelziffer sei weit höher. „Wir fordern: Kein Mitleid, sondern ausreichende Mittel“, so Gnadl unter dem Beifall der vielen Zuhörerinnen. Zudem müsse die Öffentlichkeit, gerade auch durch solche Aktionen, für das Thema weiter sensibilisiert werden. Angeführt von Mascha Holly tanzten die Frauen dann zwei Stunden lang mit sehr viel Vergnügen die vorher einstudierte Choreographie. Birte Siemonsen vom Wiesbadener Frauenreferat wies auf die Ausstellung „Warnsignale für Häusliche Gewalt“ hin, die ab dem 20.2.16 im Rathaus zu sehen sein wird, genauso wie die Schutzschilder, die vor der Aktion von Mädchen zum Thema erarbeitet wurden. Schon bei der Aktion auf dem Bahnhofsplatz konnten die Teilnehmer aufschreiben, wann für sie Gewalt beginnt – „wenn mein Nein nicht akzeptiert wird“, oder „wenn mir jemand näher kommt, als ich es will“, war zu lesen.
Christine Raupp, von Wildwasser Wiesbaden und Bettina Seibold von der Evangelischen Familienbildungsstätte verdeutlichten die Folgen von sexueller Gewalt und Gewalt in der Familie und die Wiesbadener Hilfsangebote hierzu. In unterschiedlichen Sprachen wurde der Text von „Break the Chain“, dem Song, zu dem an diesem Tag in aller Welt getanzt wird, vorgelesen. Zum Schluss der zweistündigen Aktion brachen die Frauen noch echte Ketten.
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Fotos Referat Kommunale Frauenbeauftragte