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Sevinc M. wurde am Montag, 1. Februar, in Wiesbaden von ihrem Ehemann erschossen, ihre Schwester wurde angeschossen und schwer verletzt. Nach Meinung des Arbeitskreises Frauen- und Mädchenpolitik war es ein Femizid, der sich in Wiesbaden ereignet hat. Der Arbeitskreis richtet im Folgenden einen dringlichen Appell an die Politik:
"Unser Mitgefühl und unsere aufrichtige Anteilnahme gelten den Angehörigen der ermordeten Frau. Wir wünschen ihnen und insbesondere ihrer Schwester neben einer guten Genesung viel Kraft und Stärke für die kommende Zeit, so Anika Nagel von Wildwasser Wiesbaden e.V.. Gewalt an Frauen durch Männer ist leider kein Einzelfall.
Der Arbeitskreis Frauen- und Mädchenpolitik in Wiesbaden unterstützt Frauen und Mädchen und setzt ein entschiedenes Zeichen gegen Gewalt an Frauen. Denn Gewalt gegen Frauen hat weitreichende Folgen. Nicht nur für die Betroffenen von Gewalt, sondern auch für deren Familien, deren Kinder, deren soziales Umfeld. Gewalt gegen Frauen ist keine Privatangelegenheit, sondern hat immer auch eine politische Komponente. Gewalt verleiht der Tatsache Ausdruck, dass gesellschaftliche Ungleichheit zwischen den Geschlechtern existent ist. Und sie ist in ihrer Tragweite so massiv, dass Frauen durch diese Ungleichheit nicht selten sogar mit ihrem Leben bezahlen müssen.
Politik trägt deshalb Verantwortung dafür, präventiv dafür zu sorgen, dass Männer sich nicht mehr im Recht fühlen, über Frauen zu entscheiden. Nicht über deren Gesundheit, denn zahlreiche Studien belegen, dass psychische wie physische Gewalt die Gesundheit beeinträchtigt. Schon gar nicht haben Männer das Recht, über das Leben von Frauen zu entscheiden. Politik und Gesellschaft müssen Verantwortung übernehmen und sich gegen Gewalt an Frauen positionieren.
Das, was die Frau, ihre Schwester, deren Angehörige, die Nachbarschaft und letztlich wir alle vor wenigen Tagen in Wiesbaden erlebt haben, ist zu vergleichen mit einem Vulkanausbruch, durch den die Gewalt gerade so sichtbar wird. Aber die Formen der Gewalt, die in diesen Gewaltausbruch münden, waren vorher über Tage, Wochen, Monate, Jahre bereits existent. Und nicht nur existent, sondern auch sichtbar, wenn wir den Mut haben, hinzuschauen. Wenn wir entsprechend auch den Mut haben zu verstehen, dass jede Form von Gewalt an Frauen immer auch in eine Form der Auslöschung eines Lebens münden kann. Nicht nur eine körperliche Auslöschung, sondern auch eine emotionale und seelische Auslöschung.
Hierin sieht der Arbeitskreis Frauen- und Mädchenpolitik Wiesbaden einen gesellschaftlichen Auftrag. Aber es ist auch ein Auftrag an jedes Individuum, dafür Sorge zu tragen, dass Gewalt gegen Frauen nicht passiert, dass dafür kein Raum geschaffen wird.
Die Politik muss Maßnahmen ergreifen, sowohl juristische Maßnahmen als auch Maßnahmen der Aufklärung, der Sensibilisierung. Politik muss sich also für ein Konzept der „no violence policy“ entscheiden und keinerlei Toleranz und keinerlei Entschuldigung mehr dafür akzeptieren, dass Gewalt an Frauen legitimiert wird.
Es kann nicht sein, dass dieser Appell im Jahr 2021 noch immer formuliert werden muss und nicht Männern wie Frauen qua Menschsein gegeben ist!
„Wir, die Vertreterinnen der unterschiedlichen Institutionen, wollen und werden uns nicht daran gewöhnen, Gewalt an Frauen zu akzeptieren. Wir fordern und engagieren uns auch für die vollständige Umsetzung der Istanbul Konvention“, so Saskia Veit-Prang, Kommunale Frauenbeauftragte der Landeshauptstadt Wiesbaden.
Sie wünschen sich, dass jede Frau sich darauf verlassen kann, dass neben, hinter und vor ihr andere Menschen stehen, die sie schützen und unterstützen.
Der Arbeitskreis Frauen- und Mädchenpolitik in Wiesbaden steht auf, gegen Gewalt an Frauen. Die Mitgliedsorganisationen setzen sich mit ihrer fachlichen Expertise unter anderem ein für eine gewaltfreie und gleichberechtigte Zukunft von Frauen und Männer, für ein Miteinander, in dem gegenseitiges Wachstum möglich ist. Ziele des Arbeitskreises sind deshalb die Ressourcen, die Selbstbestimmung, die Selbstverwirklichung und Autonomie von Mädchen und Frauen zu stärken, Chancengleichheit zu erlangen und die Belange von Frauen und Mädchen aller Altersgruppen und Nationalitäten in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen.
Eine Aktion, die auf Gewalt von Frauen und Mädchen aufmerksam macht, ist One Billion Rising. Dieses Jahr wird die Veranstaltung als YouTube Livestream am Sonntag, 14. Februar, um 16:00 Uhr stattfinden. Mehr Informationen gibt es unter https://wildwasser-wiesbaden.de/obr2021.html
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Arbeitskreis Frauen- und Mädchenpolitik Wiesbaden
• AIDS-Hilfe Wiesbaden e.V.
• BerufsWege für Frauen e.V.
• CASA e.V. – Centrum für aktivierende Stadtteilarbeit
• Haus für Frauen in Not – Diakonisches Werk
• EVIM Jugendhilfe, Wiesbaden
• Frauengesundheitszentrum Sirona e.V.
• Frauenhaus und Beratungsstelle AWO e.V.
• Frauen helfen Frauen e.V.
• frauen museum wiesbaden
• INTAKT – Mädchenzuflucht Wiesbaden
• Kinder- und Beratungszentrum Sauerland- KBS Stadtteilbüro
• KOMZ e.V. – Frauenkommunikationszentrum Wiesbaden
• Landeshauptstadt Wiesbaden –Kommunale Frauenbeauftragte
• Mädchentreff Wiesbaden e.V.
• MAK – Mädchenarbeitskreis der Landeshauptstadt Wiesbaden
• pro familia Wiesbaden
• Sozialdienst katholischer Frauen e.V. Wiesbaden
• WiF e.V. – sozialintegratives Zentrum für Begegnung, Bildung und Beratung
• Wildwasser Wiesbaden e.V., Fachberatungsstelle gegen sexuelle Gewalt
• ZORA – Anlauf- und Beratungsstelle für Mädchen und junge Frauen
Foto: Anika Nagel