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Gemeinsam veranstalteten Wiesbadener Organisationen und einzelne Engagierte die Demonstration One Billion Rising, die am Valentinstag lebensfroh, ausdrucksstark, friedlich und solidarisch auf der ganzen Welt statt fand. Über 250 Frauen, Mädchen, Männer und Jungen trafen sich vor dem Hauptbahnhof.
Dr. Christina Hänel, Frauenärztin aus Gießen, fungierte als Schirmdame. Sie war wegen vorgeblicher Werbung für den Abbruch von Schwangerschaften auf der Internetseite ihrer gynäkologischen Praxis und damit eines Verstoßes gegen den umstrittenen Abtreibungsparagrafen 219a angezeigt und verurteilt worden.
Hänel konnte wegen einer Terminüberschneidung nicht persönlich vor Ort sein, in ihrem Grußwort sagte sie jedoch, dass gerade Betroffene von Gewalttaten auch die Chance auf Informationen zu Abtreibungen bekommen müssen. „Erst wenn die Taten ans Licht kommen, wenn Verbrechen benannt werden, kann Heilung geschehen. Wer tatenlos zuschaut, stellt sich auf die Seite der Täter. Wer aufschreit, wenn Unrecht geschieht, auf die Seite der Opfer. Darum ist dieser große internationale Aufschrei, diese Bewegung, die entstanden ist und sich nicht mehr versteckt, so wichtig. Es geht um unsere Würde, um unsere Gesundheit, um unser Leben.“
Ein besonderer Moment war, als Nina Fuchs, die extra aus München anreiste, aufgetreten ist. Es gab die eine Nacht, die ihr Leben änderte. Nach einem Clubbesuch in München sind ihre ersten Erinnerungen daran, wie sie in einem Park liegt und vergewaltigt wird. Seit Jahren kämpft sie dafür, ein bisschen Gerechtigkeit zurückzubekommen und hofft auf eine Verurteilung des Täters. Beeindruckend und bewegend zugleich schilderte sie, was ihr widerfahren ist und zeigte auch, dass Aufgeben für sie keine Option ist. Sie will einen Verein gründen, hat eine Petition gestartet um sich zukünftig für Betroffene, aber auch Prävention einzusetzen.
Gleich mehrere Neuheiten sorgten für viel Abwechslung. Erstmalig traten mehrere Chöre auf. Der Wiesbadener Chor Cantanti d’Alma unter der Leitung von Alma De Lon bediente sich am Repertoire der Beatles und sang "With a little help from my friends" und "You’ve got a friend", da es so wichtig ist, nach erfahrener Gewalt nicht alleine zu sein. Die extra angereiste Chorgemeinschaft Hattersheim unter der Leitung von Hanna Serr erinnerte an das besondere Datum der Veranstaltung und sang den großen Hit "Für mich soll's rote Rosen regnen" und den kraftvollen Song "Hit the road, Jack".
Da Musik über alle Grenzen hinweg verbindet, sangen beide Chöre noch ein Stück gemeinsam. "You raise me up" sorgte für viel Gänsehaut und war der musikalische Appell an alle Betroffenen nicht aufzugeben.
Neben dem Flashmob zu "Break the Chain", der weltweit getanzt wird, gab es ein Novum. Die Tanzgruppe TG Marinas unter der Leitung von Sarah Brühl und Niuscha Plikat setzte ein Zeichen gegen Gruppenzwang für Individualität mit ihrer Choreographie zu einem Medley von Titeln von Timmy Trumpet. Mit prächtigen spanischen Kostümen traten Angela und Anna Erika der Flamenco Tanzschule Jaleo auf.
Der farblich passende Pavillon der Naspa stand als Sicherer Ort zur Verfügung.
Stück für Stück wuchs ein Teppich aus sicheren Orten aus dem Pavillon in die Welt hinaus.
Moderiert wurde die Veranstaltung zum wiederholten Male von Anika Nagel, Wildwasser Wiesbaden einer Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt. Sie erzählte, dass im Vorfeld der Veranstaltung betroffene Frauen und Mädchen T-Shirts gestaltet haben, die aufgehängt wurden. Eine Seite der Shirts erzählte die Geschichte der Betroffenen, die andere deren Wünsche, Hoffnungen und Träume. „Was als Dekoidee geplant war, wurde zu tollen Prozessen. Eine Frau gestaltete beispielsweise einen Adler, der ihre Freiheit symbolisiert, die sich zurückerobert.“
One Billion Rising wird organisiert von engagierte Frauen und Frauenorganisationen aus Wiesbaden und Umgebung, der AIDS-Hilfe Wiesbaden e.V., der Gleichstellungsstelle der Nassauischen Sparkasse Wiesbaden sowie dem Arbeitskreis Hilfe statt Gewalt. Weiterhin unterstützt das Restaurant Chillers die Veranstaltung seit Jahren durch die logistische Hilfe vor Ort sowie Schoko Pro mit der Veranstaltungstechnik.
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Foto: Veranstalterinnen