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Museumsdirektor Alexander Klar geht im August nach Hamburg. Doch vor seiner Verabschiedung in Wiesbaden konnte er für das Hessische Landesmuseum an der Friedrich-Ebert-Allee noch einen enormen Erfolg verbuchen. Klar und sein Team durften Räume schaffen für die Jugendstil-Sammlung des früheren Kunsthändlers Friedrich Wolfgang Neess.
Der mittlerweile 90-Jährige schenkte dem Land Hessen seine gesamte, in mehr als 50 Jahren zusammengetragene, Sammlung. Insgesamt 500, auf höchstem Niveau zusammengetragene Objekte, darunter Möbel, Glas, Gemälde, Lampen, Silber und Keramik – ein Gesamtkunstwerk auf 800 Quadratmetern Ausstellungsfläche. Der monetäre Wert: 41 Millionen Euro.
Im Rahmen des diesjährigen Sommerfestes des Museums wurde der neue Ausstellungsbereich am Samstag, 29. Juni, eröffnet.
Der Andrang war enorm. Kunstfreunde, die erst 20 Minuten vor dem offiziellen Start der Eröffnungsfeier ins Museum kamen, waren chancenlos. Es gab im großen Vortragssaal keinen einzigen freien Platz mehr. Aus feuerpolizeilichen Gründen durfte sich auch niemand auf die Treppe setzen. Selbst Politik und Medien mussten zum Teil draußen bleiben.
Die Damen am Eingang mussten ihren ganzen Charme sowie enorme Geduld und Durchsetzungsstärke aufbieten, um die verärgerten Besucher zu besänftigen.
Die Eröffnungsveranstaltung gehörte hauptsächlich dem Schenker, sowie seinen Freunden und Verwandten. Was die Frage aufwirft, warum man den Termin überhaupt öffentlich gemacht hat. Eine andere Möglichkeit wäre gewesen, einen Raum gegenüber im RheinMain CongressCenter zu mieten.
Jeder weiß, dass Kultur-Budgets eng kalkuliert sind. Doch ein Land, das gerade eine Schenkung im Wert von 41 Millionen Euro erhalten hat, könnte vielleicht doch eine Möglichkeit finden, um diese Schenkung mit einer angemessenen Zeremonie zu würdigen.
Die Sammlung des Mäzens Ferdinand Wolfgang Neess bildet einen Querschnitt durch alle Gattungen des Jugendstils. Ebenfalls vertreten sind wichtige Positionen des Symbolismus.
Einzigartig an der Sammlertätigkeit Neess‘ ist, dass der Wiesbadener von Beginn an die Idee des „Gesamtkunstwerks“, der Untrennbarkeit von Kunst und Leben, mit seinem Alltag verband und die Objekte fast fünf Jahrzehnte lang stets mit Blick auf die kontextuelle Geschlossenheit der Sammlung erwarb.
Diesen Gedanken greift die Präsentation im Museum Wiesbaden auf und stellt die Objekte in geografischen und thematischen Konstellationen miteinander in Bezug.
Die Schenkung F.W. Neess verbindet gleich drei Sammlungen des Museums Wiesbaden. Sie schließt an die Sammlung des 19. Jahrhunderts an, welche die glänzende Epoche des „Weltkurbades“ Wiesbaden widerspiegelt und heute einer der Schwerpunkte der Sammlungen des Museums ist.
Sie verbindet sich mit der bedeutenden Jawlensky- und Expressionismus-Sammlung des Hauses. Und es ergeben sich einprägsame Wechselbeziehungen zur Naturhistorischen Abteilung des Museums.
Anlässlich der Eröffnung des neuen Sammlungsbereichs erscheint der Katalog "Ruf des Progressiven" beim Deutschen Kunstverlag, Berlin, und das Begleitbuch "Mein Jugendstil" für Kinder von 6 bis 12 Jahren.
In der Museums-App ist ein bilingualer Multimedia-Guide erhältlich. Besucherinnen und Besucher können je nach Länge Ihres Besuchs zwischen zwei Rundgängen sowie einer Tour für jüngere Gäste wählen.
Das Kooperationsprojekt „Jugendstiljahr Wiesbaden 2019/2020“ feiert die Eröffnung der Jugendstilschenkung über die Dauer eines Jahres. Rund um die Eröffnung im Museum warten zahlreiche Wiesbadener Institutionen mit einem vielfältigen und abwechslungsreichen Programm auf. Mehr Informationen finden Sie online.
Die Sanierung des Südflügels des Museums wurde ermöglicht mit Mitteln des Landes Hessen. Die Einrichtung der Sammlung wurde unterstützt durch die Hessische Kulturstiftung, die Stadt Wiesbaden, die Alfred Weigle Stiftung Wiesbaden, das Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz im Rahmen des Integrierten Klimaschutzplans Hessen 2025, die Ernst von Siemens Kunststiftung, die Freunde des Museums Wiesbaden e.V., die Aareal Bank, die Commerz Real Gruppe und die R+V Versicherung.
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Was: Dauerausstellung Jugendstil
Wann: Dienstag bis Sonntag
Wo: Landesmuseum Wiesbaden, Friedrich-Ebert-Allee 2
Öffnungszeiten: ab 10:00 Uhr
Kosten: 6 Euro, ermäßigt 4 Euro; jeden 1. Samstag im Monat frei
Foto: Museum Wiesbaden / Bernd Fickert