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Als sich am Pfingstmontag pünktlich um 9:30 Uhr die Tore zum Flugfeld der Clay Kaserne in Wiesbaden-Erbenheim öffneten, wussten viele der Besucher noch nicht, was für ein spannender und abwechslungsreicher Tag sie erwarten würde.
Beeindruckend waren die zahlreichen historischen Maschinen und Fahrzeuge aus der Zeit. Rund 40 original "Rosinenbomber" waren in der Luft und am Boden zu bestaunen. Das besondere, in dieser Zusammenstellung sah man die Flugzeuge wohl zum letzten Mal. Mit dabei waren Maschinen Typen wie die DC3 / C 47, DC4 und eine „Tante“ JU 52, alle hatten sich schon vor geraumer Zeit aus den unterschiedlichsten Ecken der Welt auf den Weg gemacht, um zu den Feierlichkeiten nach Berlin und von dort aus nach Wiesbaden zu fliegen, um die Luftbrücke https://de.wikipedia.org/wiki/Berliner_Luftbrücke noch einmal mit den Original-Zeitabständen nachzustellen und den nachfolgenden Generationen die Möglichkeit zu geben, eine Eindruck zu bekommen, wie es damals abgelaufen ist. Die Besucher bekamen so Einblicke in die logistische Meisterleistung der damaligen Verantwortlichen. Übrigens der Name der Clay Kaserne und des Airfields geht auf General Lucius D. Clay zurück, der maßgeblich an der Realisierung der Luftbrücke beteiligt war.
Im Rahmen eines Gedenkgottesdienstes, an dem auch Zeitzeugen, die als Kinder in Berlin Süßigkeiten eingesammelt hatten, teilnahmen, wurde auch der 101 Toten gedacht, die die Luftbrücke unter den Fliegern und Passagieren forderte. Ihnen zu ehren wurde eine Glocke 101 mal geläutet.
Auch unter den Besuchern waren Zeitzeugen, so schickte uns unsere Leserin Svenja Koçak ein Foto, das ihren Vater Hans-Joachim Knorr (links) zusammen mit einem der Piloten zeigt, der am Montag einen der historischen „Rosinenbomber“ zeigt. Hans-Joachim Knorr wurde am17. März 1948 in Berlin geboren. Er und seine Mutter wurde seinerzeit von einem dieser Helden aus Berlin geflogen und hier nach Hessen gebracht, wo er bis heute lebt. „Es war ein tolles Erlebnis für ihn, mit seinem Enkel Özer-Niyazi Koçak zu erleben, wie Süßes aus dem Flieger fällt“, berichtet uns seine Tochter Svenja.
Apropos Süßigkeiten, einige hundert Kinder hatte einen gelben Zettel erhalten, um nach dem Abwurf kleiner Miniaturfallschirmen mit Zuckerdrops aus den „Rosinebombern“ auf das Flugfeld zu gelangen, um alles aufzusammeln. Nach dem Abwurf stürmten aber auch zahlreiche Erwachsene auf das Feld, um sich eines der begehrten Souvenirs zu sichern. Die wachhabenden Soldaten der MP und einige Kollegen der Deutschen Polizei kapitulierten vor den Heranstürmenden und „ergaben“ sich der fröhlichen „Übermacht“.
Auf der Bühne gab es viel Musik aus der Nachkriegszeit, Swing, Rock´n Roll und Jazz bestimmten beschwingt auf die Programmpunkte ein. In einem original aufgebauten Feldlager konnte man sich einen Eindruck verschaffen, mit welchen Ausrüstungsgegenständen Soldaten im Krieg arbeiteten. Organisiert und betreut wurde das Camp von eine Gruppe Militaria-Sammler aus verschiedenen Ländern, die die Zuschauer in original Uniformen durch das Camp führten.
Absoluter Höhepunkt neben den zahlreichen Flug- und Fallschirmvorführungen war jedoch sicher der Auftritt des 98-jährigen US-Luftwaffenveteran Gail Halvorsen. Eingeflogen aus Berlin, landete er standesgemäß mit einem „Water Salut“ der Feuerwehren Wiesbaden und die der Clay Kaserne direkt vor den Zuschauern. In historischen Uniformen und in einem original Jeep aus der Zeit des zweiten Weltkriegs fuhren ihn die Mitglieder des Veteranenclubs unter dem Applaus der Zuschauer in das Verwaltungsgebäude am Rande des Flugfeldes.
Zwar benötigte der „Erfinder“ der Süßigkeitenverteilung einen Gehstock, zeigte sich ansonsten jedoch absolut rüstig und hocherfreut über den spektakulären Empfang. „Wiesbaden ist meine zweite Heimat“, sagte Halverson in sehr guten Deutsch beim Empfang. „Dabei mochte ich Deutschen zunächst überhaupt nicht. Sie waren für den Tod meines besten Freundes verantwortlich. Aber als ich Kinder bei einem meiner ersten Flüge nach Berlin am Zaun stehen sah, die mit staunenden Augen zusahen, wie wir die Lebensmittel ausluden, kam mir Idee zum Abwurf der Süßigkeiten.
Halverson ist der letzte noch lebend Pilot der Luftbrücke und damit ein Stück beeindruckende Geschichte zum Anfassen und der gelebte Beginn der deutsch/amerikanischen Freundschaft, wie Oberbürgermeister Gerich bei einem seiner letzten offiziellen Auftritte sichtlich bewegt zu Gastgeber Garnisionskommandeur Oberst Noah Cloud bemerkte.
Bis zum späten Abend feierten Deutsche und Amerikaner gemeinsam ein großes, friedliches Fest, das laut Polizei ohne größere Zwischenfälle verlief. Auch die Organisation des Verkehrs lief weitestgehend reibungslos. Die Zuschauer kamen per Rad, zu Fuß oder nutzten die angebotenen, kostenlosen Shuttlebusse.
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