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Mit dem „Monitoring zur Integration von Migranten“ dokumentiert das städtische Amt für Strategische Steuerung, Stadtforschung und Statistik seit zwölf Jahren regelmäßig den Integrationsprozess in Wiesbaden. Die Kennzahlen zeigen, wo Integration gelingt und wo Handlungsbedarf besteht.
Das Monitoring zeigt, dass die rechtliche Integration der in Wiesbaden lebenden Ausländerinnen und Ausländer weit fortgeschritten ist: Knapp 80 Prozent verfügen über einen abgesicherten Aufenthaltsstatus, und rund 55 Prozent erfüllen die aufenthaltsrechtlichen Voraussetzungen für eine Einbürgerung.
Weitgehend positiv verläuft der Start in das Bildungssystem, und zwar schon im Vor-schulalter: So ist ein ausreichend langer Kindergartenbesuch auch bei Kindern mit Migrationshintergrund mittlerweile selbstverständlich. Allerdings hat die verstärkte Zuwanderung aus dem Ausland in den letzten Jahren den Abstand zu den einheimischen Kindern wieder größer werden lassen.
Generell ist unter den Migranten ein Trend zu höheren Bildungsabschlüssen festzustellen: 2010 lag die Abiturquote erst bei 17 Prozent, heute erreicht sie 26 Prozent. Dennoch ist diese Quote weiterhin nicht halb so hoch wie bei Absolventen ohne ausländische Wurzeln. Zudem verlassen sieben Prozent der jugendlichen Migranten die allgemeinbildenden Schulen ohne Abschluss, dagegen weniger als drei Prozent der Jugendlichen ohne Migrationshintergrund.
Der Einstieg in den Ausbildungsmarkt fällt ausländischen Jugendlichen offensichtlich immer noch schwerer als deutschen: Jeder vierte ausländische Berufsschüler konnte keinen Vertrag mit einem Ausbildungsbetrieb abschließen. Vor allem junge Männer ausländischer Nationalität tun sich dabei schwer.
Die Bilanz zur Integration in den Arbeitsmarkt fällt gemischt aus: Die Erwerbsbeteiligung hat sich deutlich gesteigert, vor allem bei den – immer noch seltener erwerbstätigen – ausländischen Frauen. Auch das Qualifikationsniveau der ausländischen Beschäftigten hat sich weiter erhöht: Seit Jahren sinkt der Anteil der Ungelernten, und die Akademikerquote bei den ausländischen Beschäftigten ist seit 2007 von elf auf 17 Prozent gestiegen. Gleichwohl unterscheidet sich die Qualifikation zwischen ausländischen und deutschen Beschäftigten nach wie vor, und das ist auch eine der Erklärungen dafür, dass Ausländerinnen und Ausländer von Arbeitslosigkeit immer noch doppelt so häufig betroffen sind wie Deutsche.
Ein Drittel der eheschließenden Migranten heiratet einen deutschstämmigen Partner. Solche „bikulturellen Ehen“ gelten als Gradmesser für Integration im familiären Umfeld. Außerdem leben in jedem elften Wiesbadener Haushalt Menschen mit und ohne Migrationshintergrund zusammen – Tendenz leicht, aber stetig steigend.
Abgerundet wird das Monitoring diesmal mit ausgewählten Ergebnissen der Bürgerumfrage „Leben in Wiesbaden“ von September 2014. Demnach finden die meisten sozialen Kontakten zwischen Wiesbadenern mit und ohne Migrationshintergrund im Freundes- und Bekanntenkreis statt, seltener in der eigenen Familie oder der näheren Verwandtschaft. Gefragt nach dem nachbarschaftlichen Zusammenleben zwischen Zugewanderten und Einheimischen, bewerteten 77 Prozent der Migranten dieses mit „gut“ oder „sehr gut“; unter den Befragten ohne Migrationshintergrund fiel das Urteil mit 64 Prozent nicht ganz so positiv aus. 82 Prozent der Umfrageteilnehmer leben gern in Wiesbaden, da spielt der Migrationshintergrund keine Rolle. Ebenso einhellig ist das Verbundenheitsgefühl mit dem Stadtteil (72 Prozent der Befragten) und mit der Stadt Wiesbaden (79 Prozent der Migranten, 78 Prozent der Befragten ohne Migrationshintergrund).
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In Wiesbaden leben derzeit rund 96.000 Menschen mit Migrationshintergrund. Dazu gehören neben den 52.000 Ausländerinnen und Ausländern auch 44.000 Deutsche, deren Wurzeln im Ausland liegen (Eingebürgerte, Spätaussiedler, Kinder von Zuwanderern). Damit verfügt jeder dritte Wiesbadener und jede dritte Wiesbadenerin über einen Migrationshintergrund. In einzelnen Altersgruppen liegt der Migrantenanteil sogar noch höher: Im Grundschulalter beispielsweise stammt mit 48,8 Prozent fast die Hälfte der Kinder aus Zuwandererfamilien. Von den 65-jährigen und älteren Wiesbadenern haben dagegen nur 17,6 Prozent einen Migrationshintergrund.
Die in Wiesbaden lebenden Migrantinnen und Migranten kommen aus insgesamt 170 verschiedenen Ländern. Die größte Gruppe stammt aus der Türkei (16.186), die zweitgrößte (6.593) hat ihre Wurzeln in Polen. In den letzten Jahren war das Zuwanderungsgeschehen vor allem geprägt von Zuzügen aus Rumänien und Bulgarien, seit 2014 auch von Bürgerkriegsflüchtlingen aus Syrien.
Fragen zum Monitoring beantwortet das Amt für Strategische Steuerung, Stadtforschung und Statistik unter der Telefonnummer 0611 315691 oder der E-Mail-Adresse amt-fuer-strategische-steuerung-stadtforschung-und-statistik(at)wiesbaden.de.
Der ausführliche „Bericht 2015“ kann auf der Internetseite der Stadt unter www.wiesbaden.de/statistik im Bereich „Monitoringsysteme“ heruntergeladen werden.
Foto: Veranstalter